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Jugendfest in Rudolstadt

Am 20./21. August 1921 feierte die Rudolstädter Neue Schar in Rudolstadt ein Jugendfest. Am Sonnabend, den 20. 8., führten wir im Park des Kommerzienrats Richter in sehr weihevollem Rahmen ‚Weltsonnenwende’ von Gertrud Prellwitz auf. Die Verfasserin wohnte dieser Uraufführung bei. Anschließend zogen wir in einem Fackelzug von Richters Park durch die Straßen der Stadt zum Marktplatz.

Am nächsten Mittag gab es wieder einen großen Umzug. Es waren einige hundert Wandervögel aller Bünde aus Rudolstadt und Umgebung gekommen. Am Vormittag hatten wir ein Reformkarussell für die Kinder aufgebaut, das von einem Mann unserer schar bewegt wurde. Ferner hatten wir einen Kletterbaum aufgestellt. Auch Armbrustschützen konnten ihre Kunst zeigen. Einige Hans-Sachs-Spiele wurden aufgeführt. Nach Dunkelwerden führten wir das Märchenspiel ‚Johanniszauber’ auf (von Pfarrer Wernicke). Dann gings wieder in Richters Park, wo uns Dietz-Larson mit seinen Schülern rhythmische Tänze zeigte. An unserem Fest nahm u. a. auch der Dichter Gusto Gräser aus Siebenbürgen teil, den wir bei Georg Stammler in Mühlhausen in Thüringen kennen gelernt hatten und von dem nachstehendes Gedicht stammt, das Muck auf seine Flugzettel gesetzt hat:

Ihr schaut nicht mehr das heilge Licht der Sternen,
Vor Euren Augen flunkern die Laternen. –
Ihr hört nicht mehr die Harmonie der Welt,
Weil in den Ohren Euch der Geldkirr gellt.
In Kram verstrickt, du grausiges Verhängnis,
Verkümmert Ihr in Eurem Kramgefängnis
Und Euren Krämeraugen, Krämerohren
Ist alle Herrlichkeit der Welt verloren!

 

Archiv der deutschen Jugendbewegung Ludwigstein, Bestand: Die Neue Schar


Autor:
Detlef Belau

Geschrieben: 3. Juli 2011

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