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Gedenkstätte zur Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus am Postring (Naumburg)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stätten der Erinnerung

Am 8. September 1963 weiht die Stadt Naumburg im Park der Opfer des Faschismus (OdF-Park) eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus ein. Sie wird 1993/94 umgestaltet und befindet sich seitdem zwischen dem Stadtpark und Postring (Gedenkstätte am Stadtpark). Im Ensemble dominiert die Figurengruppe Mutter und Kind (1963) von Professor Gerhard Lichtenfeld (1921-1978).

 

Figurengruppe Mutter und Kind (1963)

 

 

 

 

 

 

Gerhard Lichtenfeld

wurde 1921 in Halle (Saale) geboren. Nach dem Abitur Reichsarbeitsdienst. 1942-45 Studium der Rechtswissenschaft an der Martin-Luther-Univerität Halle. 1945-46Bauhilfsarbeiter. 1946-52 Studium am Institut für künstlerische Werkgestaltung Burg Giebichenstein bei Prof. Weidanz. 1952-1956 Assistent bei Professor Gustav Weidanz. Aufbau der Erzgießerwerkstatt an der Burg. 1956-58 Oberassistent. Ab 1959 Leiter der Bildhauerklasse an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein. 1966 Verleihung der Professur. 1977 Ernennung zum ordentlichen Professor. 1970 Händelpreis des Rates des Bezirkes, 1971 Kunstpreis der Stadt Halle, 1974 Nationalpreis. Ausstellungen u. a. in Halle, Bad Kösen, Moskau, Erfurt und Potsdam. Gerhard Lichtenfeld stirbt 1978 in Halle (Saale).

 

 

An der Mauer inspirieren drei Relieftafeln (Bilder unten) geschaffen von Professor Martin Wetzel 1963 unsere Gedanken zu den Themen:

(1.) Kampf gegen die Reaktion vor 1933,
(2.) antifaschistischer Widerstandskampf 1933-1945 und
(3.) friedlicher Aufbau nach dem Zweiten Weltkrieg.

 
 
 
 

 


Professor Martin Wetzel

erschuf in Halle (Saale) den Brunnen (Am Treff, 1968/74) "Junges Paar" und das "Liebespaar" (Plastik). Er wurde in Schönebeck geboren und lebt heute in Halle (Saale) als Bildhauer. Er studierte von 1952 bis 1958 an der jetzigen Hochschule für Kunst und Design Halle, Burg Giebichenstein bei Gustav Weidanz. Seit 1959 übte er dort selbst eine Lehrtätigkeit aus.

 

 

 

Zum Denkmal gehören außerdem drei Tafeln (2006).

 

 

Auf der ersten Tafel „1920“ [Kapp-Putsch] sind folgende Namen eingeprägt: Paul Heese, Karl Heinold, Otto Hering, Adolf Jahr, Franz Jahr, August Mieske, Paul Morchner, Franz Neubert, Hermann Reinhardt und Emil Schurzfeld.

Auf der zweiten Namenstafel „1933-1945“ erscheinen Namen von ermordeten Antifaschisten: Ernst Assmann, Georg Faber, Johannes Heinemann, Ernst Heinrich Bethge, Erich Wiesemann, Otto Wolf, Alfred Meißner, Richard Locker, Dr. Artur Samter und Hans Lessing.

In der Mitte der genannten Namenstafeln befindet sich eine dritte mit der Aufschrift „Den Opfern von Gewaltherrschaft und Terror“. Diese Tafel ist im Unterschied zu den ersten beiden Tafeln im Buch „Gedenkorte“ (1997) nicht erwähnt.

Mahnmal des VdN
für die Opfer des Faschismus
Am Salztor (2005)

 

Der VdN des Kreises Naumburg widmet seinen Kameraden, die im Kampf gegen Militarismus und Faschismus ihr Leben ließen, das Mahnmal Am Salztor mit einem Relief von Ernst Thälmann. Der Salztorgedenkstein gegenüber dem geschichtsträchtigen Goldenen Hahn. Von hier aus leitet der Aktionsausschuss im März 1920 den Streik und den Einsatz seiner Kämpfer. - In ihm sollen 1920 die KPD und 1925 der RFB gegründet worden sein.

Eine Gedenktafel des Mahnmals trägt die Inschrift:

1933 - 1945 VOM FASCHISMUS WURDEN ERMORDET

E. ASSMANN - ARBEITER
E. H. BETHGE - LEHRER
G. FABER - ARBEITER
J. HEINEMANN - ARBEITER
H. LESSING - ANGESTELLTER
R. LOCKER - ARBEITER
A. MEISSNER - ARBEITER
DR. SAMTER - RECHTSANWALT
O. WOLF - ARBEITER

 

Die weitere Inschrift auf einer zweiten Tafel lautet:

IN DEN MÄRZKÄMPFEN
DER REVOLUTIONÄREN
ARBEITERBEWEGUNG
WURDEN VON DER
REAKTION ERMORDET

K. ALBRECHT - ARBEITER
P. HEESE - BUCHHÄNDLER
K. REINHOLD - ARBEITER
P. HEINRICH - ARBEITER
O. HERING - ARBEITER
F. JAHR - ARBEITER
A. JAHR - ARBEITER
A. NIESKE - ARBEITER [richtig: Mieske]
P. MORCHNER - ARBEITER
F. NEUBERT - ARBEITER
E. SCHURZFELD - ARBEITER
H. REINHARDT- ARBEITER

Diese Inschrift gedenkt der Opfer im Kampf gegen den Kapp-Putsch (1920) in Naumburg (Saale) und Bad Kösen.

Die Stätten der Erinnerung an die Gegner des Nationalsozialismus in der Stadt sind gut gepflegt (2008). Bürger bedenken sie öfters mit kleinen Blumensträussen. Aber wie lange noch?

Andere Orte in der Stadt stützen unsere Gedächtniskraft zu Oppostion und Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Zum Beispiel das Jäger-Casino (1908). Es erhielt am 1. Juni 1965 den Namen "Otto Wolf".

 

 

Zwischen 2009 und 2010 sind im Gedenken an die im Nationalsozialismus verfolgten Juden in Naumburg Stolpersteine verlegt worden. Siehe hierzu "Liste der Stolpersteine in Naumburg (Saale)".

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_
in_Naumburg_(Saale)

 

 

 

Am 28. September 1952 begibt sich ein Demonstrationszug sich auf den Weg zur Einweihung des Sportstadions „Richard Locker“. Vorne links Else (Elisabeth) Heinemann (Georgengasse 5), dahinter Herbert Krause, rechts am Rand Walter Höhne, hinter ihm Erich Tatzel und dahinter Andreas Nöding. Sie gedenken ihrer Kameraden, den Gegnern des Nationalsozialismus.

 

 

Autor:
Detlef Belau

Geschrieben: April 2005. Aktualisiert: 12. Februar 2009 / Verändert 2012
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