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Der Tausendmarkschein-Winter.
Eskapaden und Widerstand.
Oder: Schafft die Lüge mehr Vertrauen als die Wahrheit?

 

"Im Gerichtsgefängnis zu Naumburg hat ein Mann jenen ominösen angeblichen Selbstmord begangen, der sich in braunen Haftzellen immer wieder ereignet. Dieser Mann hat ganz ohne Zweifel für das Dritte Reich eine ähnliche Rolle gespielt, wie sie Johannes der Täufer in der Welt der Bibel zukommt. "Er war", erinnert der Neue Vorwärts (SPD) aus Anlass seines Todes am 15. November 1936, "der direkte Vorläufer des Herren und Messias! Gustav Winter hieß der Mann." Viele hörten von seinen Eskapaden. Und im kollektiven Gedächtnis leben bis heute einige als Anekdoten in der Naumburger Region fort. Zur Zeit der Hyperinflation soll er die Straße mit Geldscheinen gepflastert haben. Seitdem nannte man ihn Tausendmarkschein-Winter. Indes wissen, tun wir wenig über ihn. Woher auch? Weder die regionale noch nationale Geschichtsschreibung interessierte sich bisher für ihn.

Allgemein bekannt war nur seine Teilnahme an der Reichspräsidentenwahl 1932, als er gegen Hindenburg, Hitler, Thälmann und Duesterberg kandidierte. Der Sozialdemokratische Pressedienst nahm erstaunt wahr, dass 35 000 Bürger den erforderlichen Antrag zur Kandidatur der Reichspräsidentenwahl unterzeichneten. So überraschend war das nicht. Bereits im Oktober vor vier Jahren meldeten sich nach Beginn der Gerichtsverhandlung gegen Winter in Leipzig 24 000 Zeugen, die alle für ihn aussagen wollten. Zur Reichspräsidentenwahl unterstützte ihn der ehemalige Erste Generalquartiermeister und Stellvertreter den Chef des Generalstabs Paul von Hindenburgs. Die Tageszeitung für das arbeitende Volk aus Lübeck lästerte am Tag vor der Wahl:

Die Parole aller Halbverrückten
heißt jetzt:
                   Ludendorff für Winter.

Aus: Der gerade Weg. Deutsche Zeitung für Wahrheit und Recht. Herausgeber: Dr. Fritz Gerlich. München, den 13. März 1932

"Für Deutschlands Schwachbegabte und alle jene Zeitgenossen, die als Kinder zu heiß gebadet wurden," lästert am 13. März 1932 Der gerade Weg aus München, "ist ein Sonderkandidat aufgestellt, der unserem jetzigen Wetter entsprechend eigentlich "Nachwinter" heissen müsste."

Dummerweise sitzt

der Anwärter für das
höchste Amt des Staates

aus Großjena seit dem Juni des vergangenen Jahres im Bautzener Gefängnis ein. Erst im April, teilt am 9. März 1932 Der Abend (Berlin) mit, wird er wahrscheinlich nach Hause zurückkehren können. Plante der Kandidat Nr. 5 wirklich einen Karrieresprung vom Bautzner Gefängnis zum Präsidentenstuhl? Wohl kaum. Denn bei allen Optimismus und den Überraschungen, die man in dieser Zeit schon erwarten durfte, war doch seine Anhängerschaft dafür zahlenmäßig zu klein. Das wußte er auch. Nach den Wahlen teilte er dem interessierten Publikum mit, er wollte nie Präsident werden. Ihm ging es lediglich darum, der Öffentlichkeit die Bewegung Wahrheit und Recht anzudienen.

Es kommt der Wahltag.

Fünfzehn Bürger votieren an seinem Wohnort in Großjena für ihn. 97 für Duesterberg (Stahlhelm + Kyffhäuser-Bund), 26 für Hindenburg (SPD, DVP, DStP, Zentrum, BVP), 225 für Hitler (NSDAP) und 8 für Thälmann (KPD). Im Reich summiert sich die Zahl der Winter-Enthusiasten auf 111 470 Personen, was 0,3 Prozent aller abgegebenen Stimmen entspricht. Persönlich nahm er das Ergebnis als Vertrauensbeweis seiner Anhänger auf. Noch aus der Haftanstalt in Bautzen richtet der 5. Kandidat folgendes öffentliches Schreiben an den Reichswahlleiter:

"Es wird mir vertraulich mitgeteilt, daß die fanatischsten meiner Anhänger beabsichtigen, unter allen Umständen eine neue Kandidatur meinerseits für den zweiten Wahlgang durchzusetzen. Ich erkläre deshalb generell, daß ich aus staatspolitischen Gründen nicht wieder kandidiere. Schon die erste Kandidatur war ja, weil an sich unbedeutend und nicht störend, nur als eine Vertrauensdemonstration eines Teiles meiner Anhänger zu betrachten, die die meisten in der politischen Betätigung nicht beeinträchtigt hat.

Mit ausgezeichneter Hochachtung!
Betriebsanwalt Gustav Winter,
Großjena,
Sächsische Gefangenen Anstalt I."

Zum zweiten Wahlgang am 10. April 1932 tritt Winter nicht mehr an.

 

Betriebsanwalt
Gustav Winter
(1882-1936)

Der Bahnbrecher, so nannte er sich gerne, wurde am 11. Mai 1882 in Magdeburg geboren, absolvierte die Volksschule, erlernte den Beruf des Schriftsetzers, worauf ab 1903 in Reihe verschiedene Tätigkeiten einander ablösten: Zunächst bis 1913 zweiter Lokalredakteur und Berichterstatter der Leipziger Zeitung, anschliessend Reklamechef der Ufa-Theater in Leipzig. Er galt als Feld- und Garnisonsunfähig. Bald nahm sich die städtische Kriminalpolizei seiner an und delegierte ihn nach Wesel. Bis 1917 bereiste er als Aufklärer die verschiedensten Länder. Zurückgekehrt leitete er als Geschäftsführer die Leipziger Kinos. Nicht mehr lange hin machte er sich in der alten Messehalle am Fleischerplatz mit einem Filmatelier selbstständig. Die ersten Film-Experimente währten bis 1922. Obgleich "Winters Weltmarktfilme" nicht überzeugen konnten, begleiteten sie immerhin tolle Werbeeinfälle. "Sein sechsjähriges Söhnchen, das er Heros nannte," drang bis zur Wiener Tageszeitung Die Stunde, "führte er in Leipzig in langen Hosen und mit Melone" spazieren und stellte ihn den Mitbürgern als Jackie Coogan vor, der als Partner von Charlie Chaplin 1921 in The Kid berühmt wurde. Zwei Jahre später bezog er in Leipzig Arbeitslosenunterstützung. Im Jahr darauf nahm der [Allgemeine] Reichsbankgläubigerverband [Leipzig, Thomaskirchhof 13, ?] seine Dienste für 40 Reichsmark je Vortrag in Anspruch. Auch nach dem die Organisation sich spaltete und in Leipzig neu gegründet wurde, behielt er diese Stellung. Nebenher führte Winter gegen die Reichsbank wegen Aufwertung von vier Tausendmarkscheinen einen Prozess. Es kam zum Krach. Der Verband bezeichnete ihn als Schwindler und stellte ihn kalt. Daraufhin machte er sich selbstständig, gründet den Deutschen Volksbund "Wahrheit und Recht".

 

 

Als Taylorismus-Experte

Waren einst Dampf, Elektrizität und Spinnmaschine, rekapitulierte Marx am 14. April 1956 in London zur Jahresfeier der People`s Paper, "Revolutionäre von viel gefährlicherem Charakter als selbst die Bürger Barbes, Raspail und Blanqui", dann heißen die neuen Umstürzler: Fließband, Serienproduktion und Principles of Scientific Management. Gustav Winter suchte ihre Gesellschaft und widmete ihnen die Schrift:

Der Taylorismus.
Handbuch der wissenschaftlichen Betriebs-
und Arbeitsweise für die Arbeitenden
aller Klassen, Stände und Berufe.

Ein Trendsetter, über Einhunderttausendmal verkauft, ein beachtlicher Verkaufserfolg in Zeiten von Unruhen und wirtschaftlicher Not. Sein Autor gerierte sich als Promotor des neuen Produktionskonzepts und schmückte sich mit dem Titel "Betriebsanwalt". Im Vorwärts (Berlin) bewarb er am 17. Juni 1919 sein Werk mit dem Slogan:

Taylorisieren Sie!
Sie verdienen das Vierfache.

Das Thema war aktuell, lag doch auf der deutschen Industrie nach dem Ersten Weltkrieg ein hoher Kostendruck. Speziell die von einem Ingenieur der Bethlehem Steel Corporation kreierten Produktionsmethoden könnten für die Lösung dieser Aufgabe hilfreich sein. Winslow Taylor (1856-1915) zerlegte, atomisierte und normierte industrielle Arbeitsabläufe, reorganisierte die Produktionsprozesse mit Stopp-Uhr, Typung und Pensumsystem. Ein gewisser Wladimir Iljitsch Lenin blieb skeptisch, weil, teilt er am 13. März 1913 aus Sankt Petersburg in der Prawda mit, damit Die Versklavung des Menschen durch die Maschine vollendet. Sieben Monate später, genau am 11. Oktober 1913, wehklagt Knud Ahlborn in seiner Feuerrede auf dem Hohen Meissner: "Entseelte Arbeit macht die meisten unserer Brüder und Schwestern zu Werkzeugen und hetzt sie bis zur Austilgung der letzten Selbstbestimmung." Die teil- und vollmechanisierte Produktion brauchte viel weniger g e l e r n t e  Arbeiter. S i e, stellt Raoul Heinrich Francé (1874-1943) im Jahrgang 1924/25 der kulturbiologischen Zeitschrift Telos fest, "müssen nur einen einzigen Handgriff lernen, den auch der Dümmste in zwei Tagen" fertigbringt. Unter den Bedingungen der Serienproduktion und Fließbandarbeit nahm die repetitive Arbeit stark repressive Formen an. So war es nur Willkommen, wenn Taylorismus-Experte Winter (1920, 244) in der für ihn typischen Art den gewünschten Optimismus versprühte:

"Wir waren und werden sein:
Deutschland in der Welt voran!"

Ungeachtet eingebauter Elemente der Anti-Moderne, zählt Winters Schrift Der Taylorismus zur überbetrieblichen Rationalisierungsbewegung der zwanziger Jahre.

 

 

Der falsche Messias Henry Ford

Vorbei der opferreiche Krieg. Überstanden die Hungerepidemien. Voran trägt die Sehnsucht nach Wohlstand ihre Konsumwünsche. Da kam der Taylorismus und versprach durch Arbeitstaktung, Normierung, Fließband und Automatisierung die Produktivität zu steigern und die Löhne zu erhöhen, forderte dafür aber den Umbau von der durch Disziplin von außen geleiteten Arbeit zu einem von innen geleiteten Kontrollregime. Zunächst betraf es erstmal verhältnismäßig wenige. Schätzungsweise zwischen 50 000 und 100 000 ArbeiterInnen waren Ende der zwanziger Jahre in Deutschland am Fließband tätig.

Freilich war die Umwälzung der Produktions- und Verwaltungsorganisation nicht allein das Ergebnis des Taylorismus. Als die rationalisierte, geregelte und institutionalisierte Akkumulation der Kapitalgesellschaften in der Großproduktion die individualistische Gewinnmacherei ablöste, übernahmen die Manager das Ruder und reorganisierten die Leitungs- und Entscheidungsprozesse im Industriebetrieb neu.

Für das neue Leitungs- und Produktionskonzept warb Henry Ford 1923 in Mein Leben und Werk. Umgehend setzte in den verschiedenen geistigen Sphären eine heftige Debatte ein, aus der zwei Standpunkte herausragen.

Den einen formulierte der ehemalige Chefredakteur des "Vorwärts" (SPD) und Gegner der Burgfriedenspolitik Heinrich Ströbel im Aufsatz "Henry Ford und der Sozialismus" (1924). Im Lichte der Tätigkeit des amerikanischen Großindustriellen erscheinen dem Sozialdemokraten alle Unternehmer als Stümper, die einen Mehrgewinn durch niedrigere Entlohnung oder gesteigerte Ausnutzung der Arbeitskraft herauszuschlagen versuchen. Angeblich eröffnet die neue Lohnpolitik Chancen zur Lösung der sozialen Frage. Ihn bestärkte dies im Glauben, dass man durch ökonomisch-technische Vernunft, als dessen reifste Form der Fordismus auftritt, über das Chaos und Elend der Zeit hinwegkommen kann.

Hingegen fragt 1924 Doktor Fred Fritsch (Graz), und dies war der andere Standpunkt: "Kann man überhaupt eine amerikanische Idee unmittelbar ins Deutsche übertragen?" War es mit der europäischen Arbeitswelt vereinbar? Verbergen sich im "Ford-Menschen" nicht Gefahren? Wenn durch hohe Löhne "die Arbeiter in den von Ford umgestellten Betrieben unter aller Anspannung der Nervenkraft in wenigen Jahren arbeitsunfähig gemacht", tut sich dann hier nicht ein Abgrund auf? Der wirtschafts- und finanzpolitische Ausschuss des Reichswirtschaftsrates und Großunternehmer wie Hugo Stinnes wollten am Tanz des Fordismus nicht teilnehmen. Da kam es schon recht, wenn Gustav Winter seine Schrift Der falsche Messias Henry Ford von 1924 mit dem Untertitel versah:

Alarmsignal für das gesamte deutsche Volk.

Dies gefiel der Illustrierte(n) Motorzeitung aus München. Sie preist sein Werk an:

Der falsche Messias enthält "manchen guten Rat für Geschäftsleute und Industrielle". Es ist offensichtlich, dass die Entwicklung der industriellen Arbeit manche Gefahren aufweist. Dies in "klarer und großzügiger Weise aufgedeckt zu haben, ist

das Verdienst des bekannten Volkswirts
und Schriftstellers Gustav Winter.

In seiner Schrift Der falsche Messias, zeigt er uns den Despoten und Automobilkönig in seiner wahren Gestalt. Ford ist keineswegs der große Wohltäter, als den er sich selber hinstellt, sondern ein genialer Ausbeuter und rücksichtsloser Geschäftsmann, den die deutschen Industriellen und Arbeiter gleichermaßen zu fürchten haben."

Direkt von den Passionsspielen in Oberammergau reiste Henry Ford am 2. Oktober 1930 zur Grundsteinlegung seines Auto-Werkes nach Köln. Es verging nicht viel Zeit, da lugte der Mechaniker auf dem Industriegelände über den Bauzaun, um zu erkunden, ob denn die Halle für das Montageband schon steht. Schon fragte die arbeitslose Sekretärin im Personalbüro nach einer Stelle. Und die Gewerkschaften hofften auf die Fünftagewoche. Aus dem rücksichtslosen Geschäftsmann wurde ein Wohltäter. Über die antisemitischen Ausfälle des Investors sprach öffentlich niemand.

 

In Großjena bei Naumburg

Zur Lage von Großjena bei Naumburg an der Saale

Mitte der zwanziger Jahre übersiedelte Gustav Winter nach Großjena bei Naumburg. Sein Haus liegt am Hang eines Hügels, unweit der Unstrut, die wenige hundert Meter weiter in die Saale mündet. Der Neue nahm am Dorfleben teil, pflegte reichlich Kontakte und verkörperte, was man landläufig einen geselligen Typ nennt. Viele schätzten seine Offenheit und Großzügigkeit. In Großjena führte er die in Nordholz begonnenen Experimente fort. Mittels einer magnetischen Versuchsanlage will er das Pflanzenwachstum ohne Anwendung von künstlichen Dünger, allein unter Ausnutzung des Erdmagnetismus, wesentlich steigern.

1924/25 gab er ohne großen Erfolg die Zeitschrift Der Diktator heraus.

Nunmehr rücken immer mehr praktische und geldpolitische Fragen in den Mittelpunkt seines beruflichen Interesses. Er gründet und leitet die Bewegung Wahrheit und Recht. Um sie in ihrem Anliegen und Zielen zu verstehen, ist es unumgänglich sich mit den Grundzügen der Hyperinflation 1922/23 und der darauffolgenden Aufwertungspolitik etwas vertraut zu machen.

 

Großjena, etwa 3 Kilometer nördlich von Naumburg. 567 Einwohner (2006)

 

 

Blick nach Großjena,
Weinberge, mit ehemaligen Wohnhaus von Gustav Winter (2007)

Die größte wirtschaftliche
und soziale Revolution  
Hugo Heimann

Im Ergebnis der Hyperinflation von 1923 und der weiteren Geldpolitik stürzten viele Bürger ins Bodenlose und schlugen sich schwere soziale Verletzungen. Nicht wenige von ihnen mussten die herrschaftliche Wohnung mit einem kleinen Zimmerchen tauschen, erzählt Wilhelm Keil 1925 im Vorwärts (Berlin), und lebten von einer monatlichen Unterstützung in Höhe von 30 oder 35 Mark.

Ein besonderes Kapitel staatlicher Niedertracht schrieb die Regierung im Umgang mit den Besitzern von Kriegs- und öffentlichen Anleihen. Einst waren sie mit dem Versprechen der absoluten Sicherheit zum Kauf umworben und geködert worden. Jetzt gingen sie nach den Bestimmungen der Dritten Steuernotverordnung völlig leer aus. Erst kurz vor den Präsidentenwahlen 1925 gab die Regierung mit der amtlichen Verlautbarung "Die Lösung der Aufwertungsfrage" ein neues Gesetz bekannt. Dieses sah vor, die Markanleihen des Reiches, mit Ausnahme der Zwangsanleihen, in eine "Anleihe-ablösungsschuld des Deutschen Reiches" umzutauschen. Das Umtauschverhältnis soll bei den Vorkriegs- und Kriegsanleihen 5 Prozent, bei Sparprämienanleihen 2 ½ Prozent betragen. Es führt zu weit, die Details der Regelungen hier zu erörtern. Bei Heranziehung der günstigsten Fälle besagen diese Bestimmungen, dass der Altbesitzer von Kriegsanleihen in Höhe von 10 000 eine Ablöseschuld von 550 Mark und auf dieses Kapital eine Jahresrente von 25 Mark erwarten durften. (Heimann 28f.)

Ein

Schrei nach Aufwertung

hallt durch das Land. Vorsorglich wies bereits am 4. Juli 1923 die Regierung, vertreten durch Reichsjustizminister Doktor Heinze, diese Forderung kategorisch und in jedweder Form zurück. Ebenso war Hans Luther, Reichsfinanzminister in den Kabinetten Stresemann II (6. Oktober bis 30. November 1923), Marx I (bis 26. Mai 1924) und Marx II (bis 15. Januar 1925) ein strikter Gegner der Aufwertung. Geradeheraus erklärte er am 23. August 1924 im Reichstag, dass er

"die Inflation als `Ausweg` benutzt habe, um die vorhandenen Schuldforderungen abzubauen".

Nicht nur das! Bestimmte politische Fraktionen nutzten die Geldpolitik, worauf 1925 Hugo Heimann hinwies, als

"Kampfmittel gegen die Republik".

Im November 1923 beträgt der Kurs für einen US-Dollar 4,1 Billionen Mark. Die höchste jemals in Deutschland ausgegebene Banknote zeichnet nominal mit 25 100 Billionen Mark. Am 15. November wird die Hyperinflation durch die Ablösung der Papiermark und

Einführung der Rentenmark

gestoppt. An den öffentlichen Kassen wird sie zur Bezahlung von Goldmarkbeträgen für Eisenbahntarife, Zölle oder Landabgabe zum amtlichen Umrechnungssatz, aktuell 1 : 600 Milliarden Mark, angenommen. Jetzt muß der Staat die Schatzwechsel-Wirtschaft einstellen und den Finanzbedarf allein aus Steuern und mit den von der Rentenbank gewährten Kredit decken. Der festgelegte Umtauschkurs 1 Billionen Mark = 1 Rentenmark bedingte eine gigantische Geldentwertung. 154 Milliarden Mark Kriegsschulden des Staates schrumpfen per 15. November 1923 auf 15,4 Pfennige zusammen. Mit dem

Bankengesetz vom 30. August 1924

erfolgt die Einführung der goldgedeckten Reichsmark.

Die Sanierung der Währung ist abgeschlossen, nicht aber die Geldkrise selbst. Weil der Staat dem Sanierungskurs die wirtschaftliche Existenz großer Teile der Mittelschicht und des Kleinbürgertums opferte, wurden aus angesehenen Bürgern (wirtschaftlich) gescheiterte Existenzen. Geldvermögensbesitzer, Inhaber von Sparguten und Lebensversicherungen verloren nicht selten achtzig bis neunzig Prozent vom Einsatz. Gewinner waren die Eigentümer von Mietshäusern, Grund und Boden, Fabriken und Wertsachen. Ruiniert hingegen die Ersparnisse und Altersrücklagen des kleinen Mannes sowie die Privatiers, was speziell den Adel und Mitglieder des wilhelminischen Offizierskorps empfindlich traf. Es war, resümiert 1925 Hugo Heimann,

"die größte wirtschaftliche und soziale Revolution
der ganzen bisherigen Geschichte".

Der Betrug am Gläubiger begann nicht erst im November 1923. Seit etwa 1916 stieg die mit den Entschuldungsgewinnen verbundene Umverteilung der Vermögen zugunsten der Sachwertbesitzer in unvorstellbare Höhen. Ab Sommer 1922 machten Hypothekenschuldner verstärkt vom Kündigungsrecht gebrauch. Gemäss dem Grundsatz Mark gleich Mark konnten sie die Goldmarkschulden durch Papiergeld abdecken. Hohe Entschuldungsgewinne belohnten die rechtlich legitimierte Treulosigkeit. Dagegen waren die Gläubiger bis zum November 1923 machtlos, weil das Rechtsinstitut Störung der Geschäftsgrundlage fehlte. All dies drängte darauf, sittliches Handeln im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches Paragraph 242 Leistung nach Treu und Glauben neu zu definieren. Die moralische Zerrüttung der Kredit-Geschäftsbeziehungen von Gläubiger und Schuldner, die Unübersichtlichkeit und Kontingenz der geldwirtschaftlichen Verhältnisse verlangten nach einer gesetzlichen Reglung. War die Rechtsprechung bisher der Auffassung, dass Verträge nur unter gleichbleibenden Verhältnissen gelten, was zur Folge hatte, dass der Anspruch auf Aufwertung lange Zeit verneint wurde, dann durchbrach das

Urteil des Reichsgerichts vom 28. November 1923

dieses Dogma.

Wenn sich die dem Vertrag zugrundeliegenden Bedingungen, wie durch die Hyperinflation geschehen, verändern, diktiert das Urteil, ist dessen Erfüllung, gemäß dem Grundsatz Mark gleich Mark für den Hypothekengläubiger nicht mehr länger zumutbar. Jetzt müssen sich die Gläubiger von Goldmarkschulden nicht mehr mit der Zahlung des geschuldeten Nennbetrages in Papiergeld zufriedengeben. Im Gegensatz zu früheren Entscheidungen, erhielten die Hypothekengläubiger nun in Anlehnung an Paragraph 242 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) das Recht zur Aufwertung zugesprochen.

Damit war der Grundsatz Mark gleich Mark aufgehoben. Die Einführung des Rechtsinstituts der Störung der Geschäftsgrundlage war die eigentliche juristische Sensation, sozusagen ein Paradigmenwechsel in der Dogmengeschichte des Rechts, was nicht so oft vorkommt.

Das Urteil erging als Antwort auf die Klage eines Gläubigers, der von seinem Schuldner forderte, die Hypothek für ein Grundstück mit Goldmark, anstatt mit Papiermark zu begleichen. Angeblich, versicherte das Gericht, hatte der Gesetzgeber - nach dem "unglücklichen Ausgange des Weltkriegs" und dem "Umsturz" - "an eine hyperinflationäre Entwertung des Papiergeldes nicht gedacht". In Anbetracht der Ablösung des Papiergeldes von der Golddeckung zu Beginn des Krieges und jahrelangen Nutzung der Druckerpresse zur Haushaltsfinanzierung, ist dies nur schwer vorstellbar. Ist dies Unbedarftheit oder der wenig geglückte Versuch einer Sozialtherapie zum Abbau politischer Aggressionen beim Bürger?

Entscheidend war also, dass es möglich wurde, die Höhe der Schuld, ohne dass eine entsprechende Klausel im Vertrag existierte, dem Geldwert anzupassen. Praktisch eine Hypothekenaufwertung! Strittig blieb die Verzinsung.

Die

Dritte Steuernotverordnung vom 14. Februar 1924

sah für die Rückzahlung privater Schulden ein Moratorium bis zum 1. Januar 1932 vor. Für Pfandbriefe, Sparkassenguthaben, Lebensversicherungsverträge, Reichs-, Staats- und Kommunalanleihen verfügte sie eine Aufwertung um 15 Prozent. Im Grunde war sie weniger eine Anerkennung der Aufwertungsansprüche der Gläubiger, erklärt Carl-Ludwig Holtfrerich (1980, 320), als eine Besteuerungsgrundlage für die Schuldnergewinne. Im Hinblick auf die Sanierung des Staatshaushalts mag dies vorteilhaft gewesen sein, aber ein nennenswerter Ausgleich zwischen Schuldner und Gläubiger konnte damit nicht geschaffen werden. Erneut zogen die Nichtregierungsparteien dagegen zu Felde.

"Mit großer Wärme" unterstützte Wolf-Heinrich Graf von Helldorf (*1896) am 24. November 1924 in den zwei übervollen Ratskellersälen von Naumburg zur Versammlung der National-Sozialistischen Freiheitspartei

"die Beseitigung der 3. Steuernotverordnung, die den an Eigentum begangenen Raub und Diebstahl gutheißt, sowie für die sofortige Wiederherstellung des Kapitals des deutschen Sparers ein."

Hier verzweigt sich der Weg beim Aufbau der NSDP-Ortsgruppe Naumburg, wo Helldorf in der Frühzeit eine entscheidende Rolle spielte. Bis heute wird die Langzeitwirkung dieser speziellen politischen Aktivitäten im Terrain der Hyperinflation und Geldaufwertung zur Desavourierung des bürgerlichen Staatsbewußtseins unterschätzt. Sie sind assoziiert mit einer chronischen Schwächung der SPD und Linken Politik, zersetzen die bürgerlichen Prinzipien der Politik überhaupt. Als Gegenbewegung formieren sich "Kampfgruppen der Ehrlichen", die für Entstehung des Faschismus essentiell und sich an der Geldpolitik zur Hyperinflation und Geldaufwertung laben. Ihre Glaubwürdigkeit und Kraft beweist, sagen sie, `unsere Armut`.

Die von der Dritten Steuernotverordnung für die Aufwertung festgelegten Prozentsätze wurden aufgrund verschiedener Umstände in der Praxis nur selten erreicht. So verlangte sie von den Gläubigern (Antragstellern) einen individuellen Nachweis der Ansprüche, die aber oftmals nicht die erforderlichen urkundlichen Nachweise vorzulegen vermochten. Arthur Graf von Posadowsky-Wehner (Naumburg) reklamiert und mißbilligt im Dezember 1925, dass Bankhäuser es in genügend Fällen nicht schaffen, die Formalien zu erledigen, weil sie vollkommen überlastet sind. Mit anderen Worten, die Dritte Steuernotverordnung machte den Gläubigern die Vertretung ihrer sachlichen Rechte oftmals unmöglich. Deshalb prophezeit am 25. Juni 1924 der promovierte Jurist im Aufsatz Schutz dem versinkenden Mittelstand:

"Diese Aufwertungsgesetzgebung wird ein dunkles Blatt in der deutschen Rechts- und Sittengeschichte bilden."

Der "Vorwärts" (Berlin) beobachtet dies und kommentiert am 6. Juli 1925, "dass der deutschnationale Graf Posadowsky in einem in den letzten Tage veröffentlichten Zeitungsartikel ein geradezu vernichtendes Urteil über den Kompromiss der Regierungsparteien fällt, das nunmehr in Gesetzesparagraphen gekleidet worden ist." Er bezeichnet es als "politisch unmöglich", das die deutschnationale Fraktion jetzt für den Kompromiss stimmt, der "im schärfsten Gegensatz zu den bisherigen Forderungen und Versprechungen steht." Süffisant kontert das Zentralorgan der SPD: "Der Herr Graf wird sich bald davon überzeugen können, dass bei seinen Parteigenosen im Reichstag kein Ding unmöglich ist." (Das Aufwertungsgesetz)

Hugo Heimann (SPD) schätzt 1925, dass der Gegenwartswert der Hypotheken etwa 8 Prozent beträgt und bei Sparkassenguthaben letzten Endes bis 1932 nach den jetzigen Bestimmungen höchstens 4 Prozent zur Verteilung kommen werden. Tiefer konnte keine Geldpolitik den Grundsatz von Treu und Glauben schänden und damit das Vertrauen der Bürger in die Institutionen des Staates von grundauf zerstören. Dennoch hielten speziell die Vertreter des Reichsverbandes der Deutschen Industrie, des Zentralverbandes des Deutschen Banken- und Bankiersgewerbe und Zentralverbandes des Deutschen Großhandels sowie die Lebensversicherer an der Vorgehensweise der Regierung fest. Jede weitergehende Aufwertung, propagierten sie, führt zur Inflation, weshalb der Kurs nicht geändert werden darf. (Heimann 1925, 15)

"Das Gefühl des erlittenen Unrechts", prophezeite der ehemalige Staatsminister, Staatssekretär des Inneren und Stellvertreter des Reichskanzlers Arthur Graf von Posadowsky-Wehner (1925), "wird nicht ruhen."

Und so kam es.

 

Der Deutsche Volksbund "Wahrheit und Recht"

Gustav Winter (1882-1936). Zeichnung

Weder die Einführung der Rentenmark 1923, noch die Dritte Steuernotverordnung vom 14. Februar 1924, einschließlich deren Aufhebung zum 30. Juni 1924, oder die am 16. Juli 1925 vom Reichstag verabschiedeten Gesetze über die Aufwertung von Hypotheken und Ablösung öffentlicher Anleihen brachten in der Aufwertungsfrage eine Wende, was bei den betroffenen Gruppen tiefe Enttäuschung auslöste. Viele der Betrogenen suchten Zuspruch und ihr Recht und sie fanden: Gustav Winter. Er gründete 1926 den

Deutschen Volksbund "Wahrheit und Recht".

Die unsoziale und undurchschaubare Geldpolitik trieb dem Volksbund die Mitglieder zu. 1927 zählt das Münchhausen-Talent drei Millionen Anhänger. Real führt der Feldherr der Inflationsgeschädigten ungefähr 100 000 Mitglieder in den

Schlusskampf gegen die Reichsbank.

Stolz zeichnete er als Bundesführer mit:

"Sieghaft wie immer trotz allem und
Treudeutsch Euer G. Winter".

Typisch für die Intension der Bewegung ist die kleine Anekdote, welche am 16. Oktober 1928 die Leipziger Volkszeitung erzählt: Zwei Straßenkehrer fragten Gustav Winter in Berlin, ob sie denn auch Mitglieder seiner Bewegung werden können. "Jawohl, hat Winter ihnen geantwortet. Sie können die Wilhelmstraße [Sitz der Regierungsbehörden] mit einem eisernen Besen kehren!"

Winter verspricht die rot gestempelten alten Tausendmarkscheine, beschriftet mit Einlösungsvermerk der Reichsbank, einzuwechseln oder einhundertprozentig aufzuwerten. Alsbald reicht er eine Feststellungsklage ein, ob denn die Reichsbank zur Einlösung verpflichtet ist. Am 20. Mai 1926 wurde sie endgültig abgewiesen. Für die Wahrheit-und-Recht-Bewegung war dies kein sonderlich wichtiges Datum, denn sie dockte weiter am Gefühl des erlittenen Unrechts an und befeuerte die Hoffnung auf eine hundertprozentige Aufwertung des Papiergeldes.

"Jetzt bereist Gustav Winter", eröffnet Hans Bauer (1894-1982) Anfang 1926 dem Leser des Grazer Arbeiterwille(n), "mit seinem Aufwertungsvortrag ganz Deutschland und hat brechendvolle Säle. Der Eintritt zum Vortrag beträgt gewöhnlich 50 Pfennig. Aber das ist nicht das Geschäft, sondern dies, dass er seinen verbitterten Plüschgarnitur-Kleinbürgern glaubhaft zu machen versteht, dass der Beitritt zu seiner Organisation der Reichsbankgläubiger dem Aufwertungsgedanken auf die Beine hilft."

Uunvorstellbar viele Vortragsanfragen stürmten auf Winter ein. Vom 1. November 1926 bis Januar 1927 übernahm als Redner Kaufmann Otto Behrens aus Wilhelmshafen einen Teil der Verpflichtungen.

Binnen kurzer Zeit eilt ihm der Ruf des Aufwertungs-Rebellen voraus. Regierung und Behörden nehmen seine politischen Aktivitäten mit wachsendem Unbehagen wahr. Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht spielt im Brief an den Reichswirtschaftsminister vom 26. April 1926 auf ihn an und warnt davor, seine Forderungen zu erfüllen. Denn allein von den braunen Tausendern mit Datum 30. April 1910 sind etwa 128 Milliarden nicht wieder zur Reichsbank zurückgelangt. Folglich müsste sie nur für diese Tausender 128 Milliarden Reichsmark zahlen, "was natürlich den sofortigen Zusammenbruch der neuen Währung bedeuten würde".

Was der Reichsbankpräsident vorträgt, klingt plausibel, ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Der sozialdemokratische Abgeordnete Wilhelm Keil kommt am 10. Juli 1925 in der Beratung des Reichstages zum Aufwertungsgesetzes schnell zum Kern der Sache:

Es geht darum, sagt er, dass die Regierung nicht bereit ist die erforderlichen Mittel dort zu beschaffen, wo sie zu holen sind. "Es ist ein Skandal, der zum Himmel schreit, dass sich die Regierungsparteien um die Besteuerung der großen Inflationsgewinne herumzudrücken versuchen."

Freilich sollte man bei der Gesamtbeurteilung nicht vergessen, das im Rahmen der Erzberg`schen Finanzrefom von September 1919 bis März 1920 bereits einige Maßnahmen realisiert wurden. Etwa die Vermögensabgabe laut Reichsnotopfergesetz vom 17. Dezember 1919, um die Geldschuld des Reiches und Geldumlaufmenge zu verringern. Andere, wie die neu eingeführte Umsatzsteuer, oder zum Beispiel die Kapital- und Körperschaftsteuer waren ebenfalls aufzubringen.

Doch es war nun einmal so, die sozialen Folgen der Steuerreform von 1925 beflügelte die Kritik am unsozialen Charakter der Politik und lautete: Industrie und Landwirtschaft wurden entlastet, aber die Steuerfreibeträge zur Sicherung des Existenzminimums blieben unangetastet. Die sozial Schwachen wurden unverhältnissmässig stark zur Finanzierung des Staatshaushalts herangezogen. SPD und Zentrum wollten die Vermögens- und Erbschaftssteuer nach oben staffeln. Tatsächlich erfolgte es umgekehrt. Die Vermögenswachstumssteuer blieb bis 31. Dezember 1928 ausser Kraft gesetzt. (Dörr 1964 / Bernd 2004, 381)

 

 

.... die Flammenzeichen rauchen!

Als Führer des Volksbundes "Wahrheit und Recht" sieht sich Gustav Winter ein ums andere Mal in eine weltgeschichtliche Situation versetzt. Für den Schlußkampf mit der Reichsbank reklamiert er allen Ernstes den patriotischen Geist und Enthusiasmus der Befreiungskriege von 1813/15, wenn er die Losung ausgibt:

Frisch auf, mein Volk,
die Flammenzeichen rauchen!

Der Vers ist dem Gedicht Aufruf von Theodor Körner (1791-1813) entliehen. Der Dichter war Mitglied des berühmten Lützowschen Freikorps. Er wollte die Landsleute zum Kampf gegen Napoleon mitreissen. Was genau die Flammenzeichen beim Aufwertungs-Rebellen bedeuten, muss jetzt geklärt werden.

In einigen Städten entstehen dem Deutschen Volksbund "Wahrheit und Recht" angegliederte Verbände. Sie sollen in die Reichspolitik eingreifen. Deshalb wirft, was oft einen chaotischen Eindruck hinterliess, ihr Führer vor Wahlen mal diese oder jene radikal rechte oder radikal linke politische Losung in die Öffentlichkeit, womit demonstriert werden soll, dass die ausschlaggebenden Stimmen von Wahrheit und Recht kommen. Zum 4. Deutschen Reichstag dient der Volksblock der Inflationsgeschädigten seine Kandidaten an. Was läge näher, als dass der Volksbund sich dieser Wählervereinigung anschließt. Nicht der Winter. Er unterstützt sie nicht und preist zur Reichstagswahl am 20. Mai 1928 für die Teutschen Gaue nördlich des Mains die Listen 5 und 10, für Bayern noch die Liste Sahr und Genossen an. "Seine Schafe sollte eben niemand außer ihm scheren!!" (LVZ 29.10.1928)

 

 

Zum Ärger der Parteien

Der Deutsche Volksbund "Wahrheit und Recht" rannte nicht als einziger gegen die Geldpolitik des Staates an, sondern war nur einer unter vielen Aufwertungs- und Sparer-Initiativen. "Leider", beklagt Hjalmar Schacht am 26. April 1926, "gibt es keine gesetzliche Handhabe zur Unterdrückung dieser Agitation." Stellvertretend für die vielen anderen Aufwertungs-Initiativen sei die Deutsche Aufwertungs- und Aufbaupartei genannt, die bei den Landtagswahlen am 7. Dezember 1924 in Preußen 41 228 Stimmen erhielt.

Bei den arrivierten Politikern waren diese Vereinigungen und Organisationen nicht beliebt. Zwei Volksbegehren zur Revision der Aufwertungs-Gesetzgebung, darauf weist Carl-Ludwig Holtfrerich (1980, 326) hin, wurden 1926 und 1927 durch Beschluss des Innenministeriums vereitelt.

Die großen Parteien sind nervös, beobachtete Carl von Ossietzky 1928, "wenn jemand an ihrer Majestät rütteln möchte". "Diese Gruppen wirtschaftlich Geschädigter, deren einziges Band die Enttäuschung ist, sollten durch Mittel der Gesetzgebung, durch völlig verfassungswidrige Mittel kaputt gemacht werden. ….

Es handelt sich nicht darum, ob diese schnell improvisierten Parteichen nützlich oder sympathisch sind." Vielmehr berührte den Herausgeber und Chefredakteur der Weltbühne, "wie sehr alle großen Parteien plötzlich einig sind, wenn sich Außenseiter melden, die vor den großen Herren keinen Respekt haben."

Aber die Forderungen nach Aufwertung verstummten nicht.

Die Unzufriedenheit der Sparer mit der Aufwertung blieb. Der Reichstagsabgeordnete Albrecht von Gräfe (DNVP, NSFB) und Doktor Georg Best (DNVP, Gast in der Völkischen Arbeitsgemeinschaft) legten dem Reichstag am 11. Oktober 1926 den Entwurf eines Gesetzes über die Umwertung von Hypotheken und anderen Ansprüchen sowie den Entwurf eines Gesetzes über die Ablösung öffentlicher Anleihen vor. Sie lehnten sich stark an den Aufwertungsgesetzesentwurf von Doktor Best an, den er zusammen mit dem Sparerbund erarbeitet hatte, aber mit Beschluss der Reichsregierung vom 19. Juli 1926 die Zulassung zum Volksbegehren verweigert wurde. Er sah einen Aufwertungssatz von 50 Prozent vor und ging damit über die gesetzlich festgelegten Aufwertungsquoten hinaus. Als Reichskanzler Wihelm Marx am 8. November 1926 über das Reichsjustizministerium davon erfuhr, dass im Reichstag Kräfte darangehen, die eingereichten Gesetzesentwürfe auf die Tagesordnung zu setzen, erklärte er für die Regierung, dass sie nicht gewillt sei, die Initiative zu einer Novellengesetzgebung zu ergreifen.

Gustav Winter erhielt über die Presse Kenntnis von diesen Vorgängen und brachte am 7. Januar 1927 in Wahrheit und Recht (Seite 2) seine Ablehnung zum Ausdruck, weil dies alles in seinen Augen untauglich und unehrlich war.

 

Die Reichsbank warnt

Indessen es war nicht allein verletzte Eitelkeit, die den Ärger bei Parteien über die Bürger-Initiativen hervorrief. Die Regierung lehnte alle Bestrebungen für Zinsen zur Ablösung öffentlicher Anleihen, die Umwertung von Hypotheken oder Aufwertung von alten Papiergeld mit der Begründung der gesamtwirtschaftlichen Verantwortung ab. Allein eine Aufwertungs-Debatte zum Papiergeld, fürchtet 1926 Reichsbankdirektor Hjalmar Schacht, könnte

"ungleich schärfere Erschütterungen
des gesamten Wirtschaftslebens"

als im verflossenen Jahr hervorrufen, was wiederum die Kreditwürdigkeit und -fähigkeit Deutschlands beschädigen würde. Kurzfristige Kredite würden dann storniert oder gänzlich ausbleiben, warnt er im Brief an das Reichswirtschaftsministerium vom 26. April 1926. Dies wiederum hätte die Verschlechterung der Devisenrentabilität zur Folge. Ferner würde eine Abänderung des Bankgesetzes ohne vorherige Zustimmung der Reparationskommission und der Vertragsmächte des Londoner Abkommens einen Verstoß gegen internationale Vertragsverpflichtungen darstellen und ist deshalb dem deutschen Gesetzgeber nicht anzuraten.

 

Der große Held
der kleinen Leute

Gustav Winter (1882-1936)
in seiner Lieblingspose

Unter der Leitung von Gustav Winter erscheint ab 1926 die

Wochenschrift für Wiederaufbau
und Ausbau der deutschen Wirtschaft

Wahrheit und Recht.

Im Schlußkampf mit der Reichsbank nimmt sie die Inflationsidioten, das Bonzentum, die verfreimauerte Presse und ekelhaft Hörigen des internationalen Großkapitals unter Dauerfeuer. Das Überparteiliche Kampforgan für das gesamte arbeitende und denkende deutsche Volk fordert 1931:

Nieder mit Bonzentum und Freimaurerei!
Weiter feuern! Nicht nachlassen!

Bald ward der Aufwertungs-Rebell, nicht zuletzt durch seine forschen Auftritte:

Der große Held
der kleinen Leute 
(Hans Bauer 1928).

Die Kampagnen gegen die Inflationsidioten gestaltete er zum monetären Massenbetrug aus. So war Winter, titelt zum 17. September 1928 in München die AZ am Abend,

Der einzige,
der von den "Rotgestempelten" leben konnte
.

Das war nicht immer so. Noch im April 1925 leistete er den Offenbarungseid. Damals nannte er, stellte Landgerichtsdirektor Franke im Juni 1929 während des Revisions-Prozesses am Leipziger Landgericht fest, noch ganze drei Hemden, zwei Anzüge und sechs Kragen sein Eigen. Nicht gerade viel für einen verheirateten Mann mit zwei Söhnen. "Seitdem hat er sich", vermerkt am 5. Juni 1929 die Leipziger Volkszeitung, "dank seines Volksbundes Wahrheit und Recht ganz beträchtlich aufgewertet." 1927 beträgt sein Jahreseinkommen laut Selbstauskunft 50 000 Reichsmark. Weitere 160 000 Reichsmark bewahrte die Bank für ihn auf. Außerdem verfügt er über 100 Reichsbankanteile a `100 Mark. Seine Verpflichtungen belaufen sich auf 80 000 Mark. "Der Führer der Armen", lästert die Leipziger Volkszeitung 4. Oktober 1928, "besitzt 250 000 RM Vermögen."

Im Schlußkampf mit der Reichsbank bringt Tausend-Markschein-Winter eine beachtliche Zahl und in scharfer Polemik von ihm verfasste Schriften, Aufsätze und Artikel unter die Leute. Zeitweise schwemmten sie viel Geld in die Kasse. Als 1927 die Polizei zur Hausdurchsuchung anrückte, musste die Kontoristin Frau Anna Siegel, die die Kasse führte, eine Tasche voller Geld von Frau Winter in Empfang nehmen und zu deren Mutter schaffen. Wie sich im Herbst 1928 vor dem Schöffengericht in Leipzig herausstellte, rechnete der Vereinsvorsitzende nicht alle Einnahmen exakt ab.

 

Der verrückte Winter?

Einmal packte ihn seine Frau als Wegzehrung ein schönes Stück Gänseleber ein. Als er sie unterwegs verzehrt, bekam er Durchfall und wusste sofort, dies war ein Giftmordversuch. Er kannte auch den Täter, sein Geschäftsführer. Sofort erstattete er Anzeige. Sie war haltlos und er musst sie bald zurückziehen. (LVZ 5.6.1929) Doch das Gefühl bedroht zu sein, verliess ihn nicht.

Das Reichsvereinsgesetz (RVG) vom 19. April 1908 räumte der Polizei das Recht ein, in alle Versammlungen jedes beliebigen Vereins bis zu zwei Beamte zu entsenden. Dort fertigten sie öfters Aufzeichnungen an. Unter bestimmten Bedingungen konnten sie die Zusammenkunft sogar auflösen. Im Fall von Wahrheit und Recht machten Polizei- und Kriminalbeamten davon öfter Gebrauch. In München, Hamburg und Berlin heimste sich Gustav Winter Redeverbote ein. Er fühlte sich verfolgt. Dieser Stimmung erlegen, zog er in einer Gläubiger-Versammlung die Schreckschusspistole heraus, knallte damit in den Saal und rief:

"Mir soll nur einer kommen!
Der erste Schuss geht in die Luft,
der zweite sitzt!"

Fraglos wusste Gustav Winter den Schlußkampf gegen die Reichsbank aufregend und öffentlichkeitswirksam zu inszenieren. Der Obervertrauensmann der Inflationsgeschädigten plante, organisierte, publizierte, agitierte, reüssierte, intervenierte, provozierte - die Inflationsidioten - und finanzierte, einmal sogar erstaunliche 100 000 Reichsmark, kassierte und betrog. Der  v e r r ü c k t e  Winter, wie ihn viele nannten, lobte Benito Mussolini und zieht die Scheide- und Stresemänner durch den Kakao. Verrückt? - Dies hätten die Bürger - hoffentlich - ausgehalten. Zudem könnte man einem Münchhausen-Nachfolger Heiteres und Komisches abgewinnen. Warum denn nicht! Allerdings kann er den Baron nicht beerben. Denn seine Aktivitäten in der Aufwertungs-Bewegung sind, was er nie verhehlte, durchzogen von purem nationalistischen Denken und mit einer antidemokratischen Haltung vergesellschaftet. 1931 ruft er seinen Sympathisanten auf dem Weg ins Gefängnis zu:

"Zeigt dem Volke, wie es durch seine Bonzen in allen politischen Parteien belogen und betrogen wird so lange, bis der ganze elende, heuchlerische Parlamentarismus zusammengekracht ist und der Weg frei wird für eine vernunftgemäße, überparteiliche Diktatur seitens eines ehrlichen Volksführers in Deutschland." (WuR 24.4.1931, 3)

Die

Winter-Bewegung

beseelt von der Sehnsucht nach dem Führer, verkörpert eine Strömung in der antidemokratischen Rechten, die die nationalsozialistische Bewegung flankiert. Unverblümt heißt es im April 1931 in Wahrheit und Recht:

Wir "sind nun einmal die
natürlichen Gegner des heutigen Systems."

Aus gutem Grund tauften ihn die SPD-Genossen auf den Namen "brauner Betriebsanwalt".

 

Cavaliere Cipolla und Gustav Winter

Ihr werdet wieder zu Hause sein, ehe noch das Laub von den Bäumen fällt, versprach Kaiser Wilhelm II. im August 1914 den Soldaten. Das kann der Gustav Winter auch. Er gelobt seinen Jüngern im Herbst 1926 in Dresden: Weihnachten habt ihr euer Geld. Derartige Lügen und Ungereimtheiten wollten die Aufwertungsschafe nicht bemerken. Winter war für sie ein durch und durch echt deutscher Mann: tüchtig, fleißig, ehrlich und natürlich deutschnational. Ausgestattet mit Bekenner- und Führersehnsucht sowie, was Historiker Ernst Borkowsky den Deutschen 1914 attestierte, großer Glaubensstärke, traben sie ihm wie hypnotisierte und willenlose Geschöpfe hinterher. Es fehlte nur noch, dass sie ihn küssten, so wie Mario unter Hypnose, in der Annahme es sei die Geliebte auf der Bühne den hässlichen Zauberer Cavaliere Cipolla, der allabendlich seine Vorstellung im Grand Hotel vom virtuellen Torre di Venere gab. Die Hausgäste liebten dieses Spektakel, die Wanderung entlang der Grenze zur Katastrophe, etwa wenn er Auserwählten durch Hypnose den Willen raubte oder sie lächerlich machte. Süchtig nach d e m berauschenden Erlebnis, folgten sie jeder Anweisung des Bühnenkünstlers. Das Publikum wollte Alles, restlos Alles, und war deshalb führ- und verführbar.

Gasthaus zum Höfjäger mit Veranstaltungshalle, Magdeburg. Vielleicht um 1920

Darin ähnelte es den Vorkriegsgeldbesitzern, die an das Aufwertungswunder glaubten und Gustav Winter am 6. April 1926 im Hofjäger von Magdeburg um sich versammelt hatte. Während die Novelle

Mario und
der Zauberer

eine von "Ärger, Gereiztheit, Überspannung" (Mann) geprägte Atmosphäre spiegelt, herrschte bei den Winter-Versammlungen eine gehobene, dynamische und aktivistische Stimmung. Der Taschenspieler und Hypnotiseur Cavaliere Cipolla war ein unangenehmer Typ. "Es war greulich," hinterliess uns Thomas Mann 1930 als Schilderung, "wie der Betrüger sich lieblich machte, die schiefen Schultern kokett verdrehte, die Beutelaugen schmachten liess und in süßlichen Lächeln seine splittrigen Zähne zeigte." Hingegen vereinte der charismatische Betriebsanwalt aus Großjena den Nimbus des guten Deutschen mit dem des modernen Unternehmensberaters und Image eines Börsengurus.

Cavaliere Cipolla manipulierte das Publikum und nahm ihm die Urteilsfähigkeit. Wegen dieser Demütigung streckte Mario den Magier der Seele noch auf der Bühne durch zwei Schüsse nieder. Obwohl Gustav Winter sein Publikum ebenfalls für seine Zwecke instrumentalisierte, musst er diese Schicksal nicht fürchten. Denn er, er kämpfte doch für Wahrheit und Recht. "Wo Winter auftrat", hebt die Leipziger Volkszeitung am 12. Juli 1929 hervor, "wurde er bejubelt." Seine Anhänger liebten und verehrten ihn abgöttisch. Als er sich 1928 vor dem Schöffengericht in Leipzig wegen Betrugsverdacht verantworten musste, sandten seine Anhänger über 20 000 Protestbriefe an das Gericht. Im Juli 1929 kam es zur Revisionsverhandlung. Er verliess das Landgerichtsgebäude in der Leipziger Straße, da schenkte ihm eine siebzigjährige Frau einen Strauss roter Rosen. Hinter ihr jubelte ein beachtlicher Background-Chor von Anhängern. Mit dem 9. Verhandlungstag hörte das Leipziger Gericht 43 Zeugen, was im Oktober 1928 den Gerichtsreporter der Leipziger Volkszeitung zur Feststellung inspirierte:

"Man weiss wirklich nicht, was man mehr bewundern soll: die Dummheit und Leichtgläubigkeit von Winters fanatischen Anhängern, oder Winters gerissenen Geschäftsgeist und seine Überzeugungskunst."

Tatsächlich erscheint weniger der Aufwertungsrebell als der "gefährliche Mann", umso mehr jedoch seine von Bekennermanieren und Führersehnsucht getriebene Anhängerschaft. "Warum sollen die Leute, wenn sie an die Aufwertung glauben," prolongiert 1932 der Sozialdemokratische Pressedienst, "nicht auch an die sogenannten Protokolle der Weisen des Zions glauben, an die dümmste antisemitische Fälschung, die es gibt. .... Steht der Glaube an Hitlers Versprechungen und Phrasen im Grunde genommen nicht auf der gleichen Stufe, wie der Glaube an die Weisen von Zion oder an die rotgestempelten Tausendmarkscheine?"

 

Die Leute sind viel dümmer, als sie glauben

 

Gustav Winter

geboren am 11. Mai 1882 in Magdeburg

1920: Der Taylorismus.
Handbuch der wissenschaftlichen Betriebs-
und Arbeitsweise für die Arbeitenden
aller Klassen, Stände und Berufe.

1921: Das ist das Ende! Ein Buch von Deutschlands Größe, Sturz und Zukunft. Verlag Karl Findeisen, Leipzig

Experimente mit "magnetischen Kohl" in Norddeutschland

Umzug von Leipzig nach Großjena bei Naumburg

1923: Der Weg zur Produktionssteigerung: Praktische Anleitung zur Anwendung des Taylorsystems. Bonneß & Hachfeld, Potsdam

1924: Der falsche Messias Henry Ford. Ein Alarmsignal für das geamte deutsche Volk. Verlag Freie Meinung, Leipzig

1926: Mein Schlußkampf mit der Reichsbank und ihren heimlichen Helfern!
Leipzig, Hainstr. 23, Selbstverlag

1925: Herausgeber der Wochenschrift für Wiederaufbau und den Ausbau der deutschen Wirtschaft Wahrheit und Recht

etwa 1926:
Gründung des Deutschen Volksbundes Wahrheit und Recht

1926/27: Dokumentarfilm Bahn frei - der Völkerfrieden kommt!. Schwarz-weiss, stumm, 2835 Meter

1927: Der große Betrug - der Inflation und Deflation. Verlag Wahrheit und Recht, Leipzig

1928: Wahrheit und Recht über den Betrug mit den "Rotgestempelten", Nordholz, Kreis Lehe, Verlag "Wahrheit u. Recht"

3. Oktober 1928:
Beginn des Betrugs-Prozesses gegen Gustav Winter am Schöffengericht in Leipzig

8. November 1928: Verurteilung wegen fortgesetzten Betrugs zu einem Jahr drei Monate Gefängnis und 20 000 Reichsmark Strafe

1928/29: Aktivitäten
um die Deutschen Volkslichtspiele GmbH (Devoli) - gegründet am 3. August 1927. Auf Winters Initiative hin Überleitung in Deutsche Volksbund Lichtspiele

25. Februar 1929: Gründung von Philanthropa, internationales Kultur-Film-Propaganda-Institut E. Linke & Co. Kommanditgesellschaft (Leipzig)

11. Juli 1929: 6. Große Strafkammer des Leipziger Landgerichts erklärt das Urteil von 1928 gegen Winter für gültig

15. Februar 1930:
Gustav Winter trifft auf der Generalversammlung der Aktionäre der Reichsbank mit dessen Präsidenten Hjalmar Schacht zusammen

Mai 1931: Ehefrau Anna stirbt nach vierjährigen Magenkrebsleiden

Platon [= Gustav Winter]: Die Freimaurerei als Zerstörerin Deutschlands und Europas. Was steht dahinter? Verlag "Wahrheit und Recht", Leipzig 1931

1932: Winter im Gefängnis

13. März 1932:
kandidiert zur Wahl des Reichspräsidenten

Orga-Kult Kampagne

1933: Die Rettung Deutschlands ohne neues Geld. Verlag Wahrheit und Recht, Gustav Winter. Großjena bei Naumburg

5. November 1935:
Brief an Adolf Hitler

16. Dezember 1935:
Verhaftung

Sondergerichtsprozess in Halle

31. Oktober 1936 - Tod von Gustav Winter

 

Auf Versammlungen in Berlin, Zittau, Mannheim, Breslau, Dresden, Leipzig, Köln, Elberfeld, Krefeld und anderen Städten warb der Betriebsanwalt aus Großjena für den Volksbund und die Aufwertung um 100 Prozent. Bei ihrer Vorbereitung tauchten manchmal Schwierigkeiten auf. Einmal kreiste die Nachricht umher, Reichsbankpräsident Doktor Hjalmar Schacht unterbreitet den Inhabern der alten deutschen Reichsbanknoten ein Vergleichsangebot von 66 2/3 Prozent. So stand es auch in Köln auf einem Winter-Plakat geschrieben. Einige trauten dieser Botschaft nicht und fragten sich, war es vielleicht doch ein Angebot  a n  Doktor Schacht? Ein Bürger versuchte Winter hierzu eine Klarstellung zu entlocken, scheiterte aber. Kurz darauf kam er als Referent zu einer Aufwertungs-Versammlung in die Stadt. Sollte man jetzt vielleicht mit ihm sprechen können? Dazu kommt es nicht, denn Winter führte sich wie ein Diktator auf und warnte die Dissidenten:

"Wer sich erlaubt, mir zu widersprechen, wird an die Luft gesetzt. Ich mache sofort von meinem Hausrecht Gebrauch."

Die Ausführung seiner Befehle vollzog eine Leibgarde. "Die Leute, die ihm widersprachen," berichtete am 11. Oktober 1929 die Leipziger Volkszeitung (LVZ) vom Winter-Prozess, "wurden als Reichsbankspitzel verschrien und in seiner Zeitschrift "Wahrheit und Recht" heruntergerissen." Als Mann der Ordnung, sorgte er zunächst für viel Unordnung. Wo und wann er immer eintraf, da ging es hoch her. In Hamburg musste die Staatsmacht zur Gewährleistung elementarer Formen von Ordnung Sicherheit eine Sipo-Kommando mit 1000 Mann einsetzen.

Von einer dieser Winter-Versammlung nahm die AZ am Abend in München Witterung auf. Am 1. März 1927 unterrichtete sie die Leser:

"Wegen Irreführung der gutgläubigen Massen" verbietet die Polizei das Treffen.

Gustav Winter beeindruckte seine Zuhörer durch seine Redegewandtheit und propagandistische Fähigkeiten. Selbst das Gericht, registrierte der Reporter der Leipziger Volkszeitung im Oktober 1928 kurz nach Beginn der Verhandlungen, konnte er durch seinen Vortrag zur Verzweiflung bringen und wagte die Voraussage:

"Wenn dieser Prozess noch lange dauert, so werden sich Richter, Schöffen, Staatsanwälte, Presse, Gerichtsdiener, Zuhörer, Regierungsvertreter, überhaupt alles, was im Saale ist, der Winterschen Lehre anschliessen und die getreuesten Schüler werden." (LVZ 6.10.1928)

Wenn Winter den Saal betrat, standen die Gäste auf, jubelten und klatschten. Seine Brust war mit allen möglichen Auszeichnungen dekoriert. Vor dem Gericht 1928 in Leipzig klärte sich, dass es alles Ehrenzeichen von nationalistischen Klubs und Vereinen waren. Ihm war an der Aufwertung des Geldes und an der eigenen Höherstufung gelegen.

Immer wieder dachte sich der Führer des Deutschen Volksbundes "Wahrheit und Recht" phantastische Geschichten aus, wie zum Beispiel: "Jetzt kommt Frankreich. Die Kanonen sind schon auf der anderen Seite des Rheins aufgefahren. Wenn Deutschland jetzt die alten Noten nicht aufwertet, so kommen die Franzosen nach Deutschland, um die Aufwertung zu erzwingen." Derartiges purzelte Gustav Winter nur so aus dem Kopf und bereitete ihm nicht die geringsten Gewissensbisse. Wie gesagt, 1926 schwor er seinen Gläubigern Stein und Bein, dass das Geld Weihnachten ausgezahlt wird. Als das nicht geschah, sprach ihn ein Mitstreiter auf die Ungeheuerlichkeit des Schwindels an, worauf er geantwortet haben soll:

"Die Leute sind viel dümmer, als sie glauben. Wenn ich nicht mit einer saudicken Lüge komme, so halte ich die Leute nicht zusammen." (LVZ 17.10.1928)

Nach der Rede feierten sie ihn ab. Mitunter trugen sie ihn auf Schultern durch den Saal und er rief:

S i e g ! S i e g !

Die Bühne war mit Blumen und Lorbeerbäumen geschmückt. Mittendrin stand eine Winter-Büste. Darüber strahlte die aufgehende Sonne von Wahrheit und Recht. Als er einmal in Dresden seinen Vortrag beendet hatte, erzählte Winter, kamen Mitglieder des Deutschen Offiziersbundes und der deutschen Fürstenhäuser gerannt, um ihn die Hand zu schütteln.

Alles in allem ideale Voraussetzungen, um auf dem Gebiet der Volksverdummung epochale Leistungen zu erbringen.

 

Winters Munitionslieferanten

Dass eine Bewegung gegen die Geldpolitik der Regierung entstanden war, kann freilich nicht allein Winters Redetalent oder dem Engagement des Volksbundes zugerechnet werden. Vielmehr forderten gewisse Politiker durch ihre Worte gegen die Arbeits- und Brotlosen, "deren kein Kartätschenprinz sich zu schämen brauchte" (Lewinsohn), Widerstand und Renitenz in verschiedener Abstufung heraus. So verstieg sich beispielsweise der Reichsbankpräsident und spätere Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht am 14. Februar 1930 im Bremer Haus der Schifffahrt aus Anlass der Schaffermahlzeit zu der Aussage: ".... wir haben nirgends mehr das Gefühl in der Bevölkerung, dass der Einzelne für sein Schicksal verantwortlich ist, dass der Einzelne kämpft und ringt und sich einsetzen muss, wenn er etwas im Leben erreichen will. Unser Ideal in Deutschland ist

das Ideal des Sozialrentners,

der mit dem Augenblick, wo er in die Wiege gelegt wird, sämtliche Versorgungsscheine, einschließlich der Sterbeklasse mitbekommt. Wir fühlen uns nicht als Bürger des Staats, sondern wir fühlen uns als Wohlfahrtsempfänger ...."

Die Schaffer spendeten reichlich Beifall.

Leipziger Volkszeitung. Leipzig, den 13. März 1930

Hingegen erkannte die Vossische Zeitung am 16. Februar 1930 in der Schacht-Rede nur eine "schlechte Wirkung des sicheren Reichtums". Das Jahreseinkommen des Reichsbankdirektors betrug eine halbe Million Reichsmark. Dafür, kritisiert die Leipziger Volkszeitung am 17. Februar 1930, wetterte er schon mal gegen die erwerbslosen Proleten und Hilfebedürftigen, legte "der öffentlichen Hand kräftige Handschellen" an, half wacker den Hohenzollern bei der Abfindung und beschuldigt im Buch die "Stabilisierung der Mark" Beamte der Banque de France des Raubes, des Einbruchs und der Fälschung (Lewinsohn). Durch eine falsche Politik" hat er, moniert Rudolf Hilferding (SPD) am 3. Dezember 1927 vor dem Reichstag, die Schwächung des deutschen Kapitalmarktes zu verantworten.

Nicht nur Hajalmar Schacht lieferte der Winter-Bewegung von Zeit zu Zeit die Munition für den Schlußkampf frei Haus.

 

 

Die Aufwertung als soziale Frage

Laut dem Gesetz über Ablösung der öffentlichen Anleihen vom 16. Juli 1925 fiel deren Aufwertung wesentlich dürftiger aus als die privatrechtlichen Schuldforderungen. Gläubiger erhielten für Vermögensanlagen einen Aufwertungsanspruch von 15 Prozent des Goldmarkbetrages zugesprochen. Für öffentliche Anleihen lag er darunter. Die Haus- und Grundbesitzer klagen in ihrer Versammlung am 11. September 1930 im Hotel Zur Post (Naumburg), dass von den 100-prozentigen Vorkriegshypotheken, der Staat 75 Prozent eingestrichen und nur 25 Prozent den Gläubigern gelassen hat. Gehortetes Bargeld, was für Gustav Winter und sein Publikum von Interesse!, und Sichteinlagen wurde nicht aufgewertet.

Einer nachträglichen Aufwertung ihrer Vermögens-Rester begegnete besonders die Großindustrie, die Banken und konservativen Politiker mit dem Argument der fehlenden finanziellen Mittel beim Reich, der Länder und Gemeinden.

Für die Aufwertung könnte insgesamt eine befriedigendere gesamtstaatliche Lösung gefunden werden, wenn, wie Wilhelm Keil (1870-1968) am 11. Juli 1925 im Vorwärts (SPD) darlegte, eine

durchgreifende Besteuerung der Inflationsgewinne

und der in Notzeit erhalten gebliebenen großen Vermögen erfolgen würde. Dann wäre die Umwandlung der reell erworbenen Anleihen zu 20 Prozent ihres Nennwertes möglich. "Die Mehrheitsparteien [Deutsche Demokratische Partei, Deutsche Volkspartei, Bayerische Volkpartei] scheuen aber die Erfassung der Kreise, die trotz Krieg und Inflation reich geblieben, reich oder reicher geworden sind …." Tags zuvor erklärte der SPD-Abgeordnete vor dem Deutschen Reichstag zum Aufwertungsgesetz, dass seine Partei den "Kampf für die Interessen der verarmten Gläubiger" führt. Bei dieser Gelegenheit bedauerte er nochmal, dass "die gewaltige Verschiebung des Vermögensbesitzes, der mit dem Krieg und der Inflation verbunden war, niemals restlos ungeschehen zu machen ist". Die Folgen der Inflation könnten durch eine gezielte Aufwertungs-Politik lediglich gemindert werden, wogegen aber bedeutende Schuldnergruppen immer wieder Einspruch erheben. "Jede entgegengesetzte Meinung versucht man zu unterdrücken." So fand die Aufwertung im parlamentarischen Rahmen keinen Anklang. Man ist einen rechtlichen Weg gegangen. Den versucht man jetzt mit Schönheitspflästerchen zu versehen. Es ist eine Lösung entstanden, beschreibt Wilhelm Keil die Lage, die weder Rechtsgrundsätzen noch sozialen Gesichtspunkten entspricht.

"Es ist ein Grundfehler der Aufwertungsgesetzgebung," beurteilt Arthur Graf von Posadowsky-Wehner (Naumburg) die Geldpolitik im Vorfeld der Beratungen des Reichstages zum Aufwertungsgesetzes im Juli 1925, "dass sie die rechtlichen, sozialen und politischen Gesichtspunkte völlig außer Acht gelassen hat. Von staatsmännischem Geist spürt man in ihr keinen Hauch." (Keil 1925)

 

 

Der große Betrug

1927 erscheint von Gustav Winter

Der große Betrug -
der Inflation und Deflation
,

Gustav Winter in "Wahrheit ud Recht"

Es war eine Kampf- und Aufklärungsschrift des Deutschen Volksbundes "Wahrheit und Recht". Wie eine Lawine rollte die Inflation über Deutschland hinweg, erklärt der Wirtschaftsexperte aus Großjena. Sie vernichtete gewaltige Werte und Güter. Schuld sind die dunklen Kräfte Rathenau, Erzberger, Scheidemann und ihre Vorder- und Hintermänner. Schuld ist Hjalmar Schacht (1877-1970), der mit den Worten zitiert, dass sich die wirtschaftlich Geschulten auf Kosten der Unwissenden bereicherten. Gleichzeitig wirkt er, lautet der kardinale Vorwurf von Winter, maßgeblich an der künstlichen Verlängerung der Inflation mit. Noch im Frühjahr 1923 wäre es mit guten Willen möglich gewesen, die Inflation zu stoppen. Für Gustav Winter war das deutlich einfacher, einige hundert Millionen Goldmark reichten aus, sagt er, um das Übel zu beheben. Aber nein, der wahnwitzige und ehrgeizige Streber Hjalmar Schacht - erst Reichswährungskommissar und dann ab 22. Dezember 1923 Präsident der Reichsbank - ruiniert alles planmäßig, indem er die Papiermark durch Einführung der Rentenmark ab 15. November 1923 saniert.

 

Konnte die staatliche Geldpolitik in den Jahren 1920 bis 1922 den Zusammenbruch der Währung noch abwenden? Exakt diese Frage treibt Gustav Winter durch die Vortragssäle der Republik. Regelmäßig antwortet er:

Sie konnte, aber wollte nicht.
Schacht
ist schuld!

Das ist eine Grundaussage, die nicht ohne praktischen Wert. Dummerweise schleicht sich hier aber ein methodischer Fehler ein: Er kürt den am 22. Dezember 1923 zum Reichsbankpräsidenten aszendierten Hjalmar Schacht zum Hauptschuldigen. Vielleicht war es von seinem Standpunkt betrachtet auch kein Fehler, sondern resultierte aus einer Entscheidung, die den Erfordernissen seines Propagandafeldzuges Rechnung trägt. Jedenfalls wurde er nicht müde nachzuweisen, dass dessen Schnitzer, Unterlassungen und Pflichtverletzungen die Ursache aller Probleme sind. Zwangsläufig resultieren aus dieser Betrachtungsweise der Hyperinflation und Aufwertungspolitik Einseitigkeiten, die sich in Vorträgen und Ausarbeitungen über die Geldpolitik zu Absonderlichkeiten auswachsen. Zweifellos wäre es schwieriger gewesen, sie auf das Fundament einer soliden zeithistorischen Analyse der finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnisse zu stellen und dabei die Interessenlagen der sozialen Klassen und Gruppen zu beachten. So oder so, die Publikation der wahren Ursachen der Hyperinflation konnte natürlich immer eine unkalkulierbare moralische und politische Wirkung in der Gesellschaft entfalten. Speziell die extreme politische Rechte verschob in der Öffentlichkeit den Schwerpunkt der Analyse, um der Stoßrichtung ihrer Politik mehr Gewicht zu verleihen. Als Ursachen der Währungskatastrophe identifizierte 1924 Georg Schiele aus Naumburg in der Schrift "Währungsverfall und Reparationen" den Versailler-Frieden, zweitens die Herrschaft der Masseninstinkte und drittens die Überbevölkerung.

Wer trägt also die Verantwortung für die Hyperinflation 1922/23? Kaum einer hat dies vom Standpunkt der Reichspolitik so klar dargelegt wie der SPD-Reichstagsabgeordnete Hugo Heimann (1859-1951). Zu nennen wäre, beginnt seine Analyse, die ungeheuerliche Kreditpolitik des Mannes, dessen Unterschrift von 1908 bis 1923 auf den deutschen Reichsbanknoten zu lesen war, Rudolf Havenstein. Ende 1916 begannen bereits die Preissteigerungen. Dann 1918 der militärische Zusammenbruch, worauf die Revolution folgte, während die Blockade fortdauerte. Der Haushalt musste finanziert werden. Karl Helfferich von der DNVP nahm den Kampf gegen die vom Reichstag beschlossene Besitzsteuerung auf, weil er die völlige "Zermalmung der größeren Vermögen" befürchtete. Wirtschaftsminister Robert Schmidt drängte in seiner Denkschrift vom 27. Juni 1921 auf die Ermittlung der Sachwerte, weil sonst ein fürchterlicher Kurssturz einsetzen müsse. Nach dem Attentat auf Walter Rathenau machte am 23. Juni 1922 sein Wirtschaftsministerium, wieder ohne grössere Folgen, weitere detaillierte Vorschläge zur Währungsstabilisierung. Schließlich die Ruhrkrise. Noch immer geschah nichts. Allen Warnungen zum Trotz finanzierte man in genau der Weise weiter wie Karl Helfferich seit 1915 als Staatssekretär im Reichsschatzamt den Weltkrieg finanziert hatte, mit bedrucktem Papier. Die mittlerweile astronomischen Etatszahlen, den Fehlbetrag im Reichshaushalt 1922 in Höhe von 7,1 Billionen Reichsmark, schob man dem Einmarsch der verruchten Franzosen und Belgier, also der Ruhrkrise in die Schuhe. Im Juli 1923 kündigte die Cuno-Regierung die Einführung der Goldschatzanweisung an. Allein man trieb Finanzpolitik, betont Hugo Heimann, noch immer nach dem Helfferischem Rezept. Nur ein Bruchteil der Ausgaben war durch Steuern gedeckt. Und Doktor Karl Helfferich (1872-1924) wandte sich als Führer der Deutschnationalen Partei gegen alle Massnahmen zur Eindämmung des Sturzes der Mark. Unterstützung fand dies politische Richtung bei der Großindustrie und den Banken. Hugo Stinnes hielt gestern, instruiert der Vorwärts (Berlin) am 10. November 1922 die an den eigentlichen Ursachen Hyperinflation Interessierten, eine Rede vor dem Reichswirtschaftsrat. "Er will unter keinen Umständen eine Stabilisierung der Mark, verlangt vielmehr die restlose Beseitigung des Achtstundentages und die Rückkehr zu einer zehnstündigen Arbeitszeit." Dennoch konnten Anfang August 1923 Massnahmen zur Deckung des Etats eingeleitet werden. "Wie viel leichter wäre das geworden, wie viel Elend hätte man Millionen Menschen ersparen können," schliesst Hugo Heimann seine Kritik an der inflationären Geldpolitik ab, "wenn man rechtzeitig vor Jahren begonnen hätte."

 

Zunächst besteht neben der Rentenmark die alte Papiermark fort. Dann wird sie bei der Reichsbank zum Kurs von 1 Billion Papiermark = 1 Rentenmark = 1 Reichsmark umgetauscht. Als Gewinner sieht er das internationale Finanzkapital und das Reich, die Länder und Gemeinden, die nun frei von Schulden sind. Eigentlich erwartete man Steuererleichterungen. Im Gegenteil, dem Volk werden weitere Kosten aufgebürdet. Virtuos jongliert Winter mit den Begriffen "Versailler Diktat", "Inflation", "Deflation", "Dawes-Plan", "Wirtschaftsniedergang", "Volksverrat" und "Volksbetrug". Zu oft gleitet er in theatralische Vorwürfe gegenüber dem Reichsbankpräsidenten ab. Diktion und Sprache seiner Argumentation erinnern mehr an die Asphalt-Presse als an soliden politischen Journalismus.

 

Vor Gericht in Leipzig

Am 19. September 1928 kündigen die Innsbrucker Nachrichten einen

Riesenbetrugsprozess in Deutschland

an. Vor dem Schöffengericht in Leipzig muss sich ab 3. Oktober 1928 der Führer des Volksbundes "Wahrheit und Recht" verantworten. Das Gericht tagt unter Vorsitz von Landgerichtsrat Timmermann mit fünf Richtern und zwei Staatsanwälten. Der Verhandlung wohnen Vertreter der Regierung und der Reichsbank bei. Das Gerichtsgebäude, meldet das Jenaer Volksblatt tags darauf, ist stark durch die Polizei gesichert, weil mit Aktionen der Winter-Anhänger gerechnet werden muss.

Winter steht nicht vor Gericht, weil er das Volk erregte, was oft genug vorkam, sondern weil der begründete Verdacht besteht, dass er unter Vorspielung falscher Tatsachen Geld von den Inflationsgeschädigten Geld annahm und für sich verwendete und sich so einen rechtswidrigen Vermögensvorteil beschaffte.

"Die Anklage legte ihm zur Last, von 1926 bis 1928 durch Wort und Schrift Leute," eruierte der Lübecker Volksbote (LVB) zur Eröffnung des Prozesses, "die an die Aufwertung der rotgestempelten Tausend-Mark-Scheine glaubten, getäuscht und ihnen durch bewusst falsche Angaben über die Aussichten dieser Bewegung Geld abgenommen zu haben."

Der Vorsitzende von Wahrheit und Recht hielt in vielen Städten Reden, um neue Mitglieder zu gewinnen und den Volksbund zu stärken. Als Aufnahmegebühr musste jede Person 4 Reichsmark entrichten. Der Eintritt kostete bis zu einer Mark pro Person. Außerdem wurden bei dieser Gelegenheit oft Broschüren über den Kampf gegen die Reichsbank verkauft. So kamen enormen Summen zusammen. Ein Großteil dieser Einnahmen, klagt der Staatsanwalt, wurden nicht regelkonform an Wahrheit und Recht abgeführt. Trotzdem, der Angeklagte bestritt stets jede betrügerische Handlung.

Über zwanzig Tage verhandelte das Gericht. Wegen des chronischen Gallenleidens des Angeklagten, musste manchmal ein Termin ausfallen. Allein bis zum 9. Verhandlungstag erschienen 43 Zeugen. Erhielt der Angeklagte das Wort, dann hörte man öfter, worüber der Richter natürlich verärgert, aus dem Publikum Zustimmungsbekundungen.

Als erstes griff das Gericht zur Broschüre "Aufwertung zu 100 Prozent". Anschliessend folgte "Mein Schlußkampf mit der Reichsbank und ihre heimlichen Helfer". Jeden Zweifel des Richters und Staatsanwalts, hält der Gerichtsreporter fest, wehrte er mit der Gewandtheit eines begabten Redners ab. Am nächsten Verhandlungstag befasste sich das Gericht mit der Schrift "Der große Betrug". Dann ging es, schrieb Gustav Winter in einem Brief, um das prima Geschäft mit den Schriften, also um die Einkünfte aus der Propagandatätigkeit des Volksbundes. Allein 1926/27 setzte er 600 000 Druckschriften ab. Nimmt man einen Verkaufspreis von 1 Mark und Selbstkosten von 30 Pfennige pro Exemplar an, ergibt dies Brutto-Einnahmen in Höhe von 420 000 Reichsmark. Der Staatsanwalt kalkulierte gar mit nur 10 Pfennigen Selbstkosten pro Stück.

Wie man es immer rechnete, es kam heraus, dass er nicht alle Einnahmen aus dem Verkauf von Broschüren an die Organisation abführte, sondern einen Teil davon in die eigene Tasche steckte. Weitere Einkünfte flossen aus Auftritten für den Volksbund. Für einen Vortrag zu einer Aufwertungs-Versammlung erhielt er zunächst 50 Reichsmark nebst Unkosten für Reise und Verpflegung. Später waren es sogar 10 Prozent der Bruttoeinnahmen des jeweiligen Abends.

Überdies genügte die Buchhaltung des Volksbundes nicht den allgemein anerkannten Anforderungen. Trotzdem gestaltete sich die Beweisaufnahme für den Staatsanwalt schwieriger als gedacht. Der Angeklagte übernahm, was nicht geleugnet, von den ihn unterstellten Verbänden des Volksbundes in Dortmund und Leipzig die Kasse. Es wurde damit begründet, dass ihre Arbeit keine Aussicht auf Erfolg versprach. Außerdem musste Winter, so seine Rede, viele Kosten der Bewegung übernehmen. (WuR 24.4.1931, 17)

Irgendwann "kamen die Gläubiger aus Hamburg angezottelt ..., um ihre diversen Hände für Winter in das bekannte Feuer zu legen." Es existierte kaum eine gute Eigenschaft, die der Angeklagte nicht in ausgiebiger Weise besass. Ein erhebender Anblick, kommentierte am 25. Oktober 1928 die Leipziger Volkszeitung (LVZ) weiter, wie der Reihe nach ein Milcharbeiter, ein Kaufmann und ein Staatsarbeiter auf die Frage des Vorsitzenden nach dem Ziel der Bewegung die Hacken knallend zusammenschlugen und im germanischen Heldentenor erklärten:

"Die Errettung des deutschen Volkes
und der deutschen Heimat aus tiefster Not"!

Immer wieder überwältigte den Angeklagten sein Imponiergehabe. "Mein Bild hängt auf jeden Bahnhof", verkündete er. "Die ganzen Süddeutschen ständen hinter ihm, 20 bis 30 Direktoren der Reichsbank zählten sich zu seinen Anhängern." (LVZ 17.10.1928) Einige Monate später erklärte er im Revisionsverfahren:

Ein Drittel, ja die Hälfte aller Deutschen
sind meine Anhänger.

Durch die Zeugen oder Winter selbst, kamen die verschiedensten Geschichten vor Gericht zur Sprache. Angeblich bot man ihm einen Ministerposten an, den er abgelehnt hat. Im Büro von Gustav Stresemann bemühte er sich ohne Erfolg um einen Gesprächstermin.

Im Flugblatt Nummer 1, "das bald zur Verlesung kam, empfahl "Winter die Beteiligung seines Bundes [Wahrheit und Recht] an der Industrie und die Gründung einer Goldmarkbank." Er verwies dazu auf seine Filmproduktionsfirma. Angeblich waren schon zehn deutsche Grossfilme fertiggestellt. Zehn weitere sollen in Arbeit sein. "Die Anklage stellte hier fest, dass die Propagierung dieser Unternehmen nur dazu dienen sollten, Winter die Taschen zu füllen und nicht wie Winter behauptet, den Interessen seiner Anhänger." (LVZ 5.10.1928)

Winter im Gefängnis. Karrikatur. Autor unbekannt. Aus: "Leipziger Volkszeitung. Organ für die Interessen des gesamten Werktätigen Volkes". 2. Beilage zu Nummer 265, Leipzig, den 13. November 1928

Am 19. Verhandlungstag spitzte sich im Saal die Stimmung zu. Wohl sah die Staatsanwaltschaft seinen Film Bahn frei, der Völkerfriede kommt! als wichtiges Beweismittel an, jedoch beschlossen die Richter, diesen nicht aufzuführen. Daraufhin warf ihnen Gustav Winter Justizmord vor und sagte: "Ich antworte von jetzt an nicht mehr!" Der Vorsitzende wies dies zurück und bat, das Gericht sich wegen Flegelhaftigkeit des Angeklagten zur Beschlussfassung zurückzuziehen. Nach kurzer Beratung erschien das Gericht erneut und verurteilte den Angeklagten wegen ungebührlichen Verhaltens zu drei Tage Haft. (LVZ 2.11.1928) Dies blieb, erklärte der Angeklagte nach Vollzug öffentlich, nicht ohne erzieherische Wirkung. Zum Zeichen der Sühne stellte er Stahlhelm und Rot-Front eine grössere Summe Geld zur Verfügung.

Doktor Adolf Lobe (1860-1939) nahm kurz als Zeuge am Prozess teil. Erst im April war er pensioniert worden und ist bei den Reichstagswahlen im Mai als Mitglied der Volksrechtspartei, die 482 697 Stimmen erhielt, als Abgeordneter gewählt worden. Zwischen dem Zeugen und Angeklagten bestehen im Anliegen der Aufwertung Gemeinsamkeiten. Schnell kommt der Senatspräsident a.D. zur Sache. Für die ab 1923 eingetauschten neuen Geldscheine auf Rentenmarkbasis möchte der Angeklagte die nachträgliche Aufwertung erreichen. Das wäre so eine Art Schadensersatz für den Wertverlust beim Umtausch. Aber das Reichsgericht, sagt Doktor Lobe, hat hier anders und eindeutig entschieden: Ein Schadensersatz ist definitiv ausgeschlossen. Dies muss jeder Realpolitiker zur Kenntnis nehmen oder er tut Unrecht.

An sich war die Erhebung von unberechtigten Ansprüchen nicht strafbar. "Die Rechtslage änderte sich aber", woran nochmal die Bremer Nachrichten aus Anlass des Todes von Gustav Winter erinnern, "als durch die Entscheidung des Reichsgerichts vom 20. Mai 1926 die Aufwertungsansprüche endgültig als haltlos festgestellt wurden. Nun lag Winter schief, schwindelt aber weiter." - Es sei dahingestellt, ob die Undurchführbarkeit der Aufwertung von Reichsbanknoten nicht bereits in Ansehung von Paragraph 3 des Bankgesetzes vom 30. August 1924 gegeben war, worauf Hjalmar Schacht im Brief vom 26. April 1926 an den Reichswirtschaftsminister hinwies. Ungeachtet der anhaltend schweren parlamentarischen Kämpfe um die Geld- und Finanzpolitik der Republik, war dem informierten politischen Bürger klar, dass die Besitzer von Bargeld keine Aufwertung mehr erwarten konnten. Dieser Einsicht verschloss sich der Deutsche Volksbund Wahrheit und Recht. Vielmehr bemächtigt sich nun, wie Doktor Rudolf Schetter (1880-1967) vom Zentrum registrierte, die Aufwertungs-Bewegung immer mehr zugespitzter Losungen, wie Raubzug des Staates gegen das Sparkapital, großer Volksbetrug oder Vernichtung von Gläubigerrechten. In seiner Rede vom 10. Juli 1925 wies der Reichstagsabgeordnete darauf hin, dass diese Maßlosigkeiten und Schlagworte den Initiativen im Kampf um das Recht "unendlich geschadet" haben.

"Wenn ich für das Volk schreibe," rechtfertigte Gustav Winter (LVZ 6.10.1928) seine skandalisierende Methode vor dem Gericht in Leipzig, "so muss ich mich hart und großsprecherisch ausdrücken, sonst verstehen sie mich nicht." Und das tat er mit Eifer und Talent, weshalb das Gericht gut beraten, wenn es seine Geschichten, die er so eloquent vortrug, hinterfragte und prüfte.

Zum Beispiel die von seinen 1 200 Arbeitern und Angestellten in der Filmproduktion.

Aus einer der Winter-Broschüren brachte der Staatsanwalt Folgendes zu Gehör: "So ist es mit gelungen, durch innereuropäische Verhandlungen die Anerkennung unserer Forderungen im Ausland zu erhalten, so dass sie als Wechsel diskontiert werden." (LVZ 6.10.1928) Auf die Nachfrage vom Vorsitzenden, ob er eine Börse nennen kann, die mit ihm verhandelt hat, fiel er in Schweigen.

Über 14 000 Briefe, entfuhr es seinem Munde, liefen bei ihm täglich ein. Trotz großer Anstrengungen und Fleiss, angeblich arbeitet er täglich 20 Stunden, liegen noch 80 000 Zuschriften ungeöffnet in seinem Zimmer.

Für Wahrheit und Recht, legt er dem Gericht dar, wurde in Leipzig angeblich ein extra Postamt eingerichtet. Hierzu wurde der Zeuge Postinspektor Wolf vom Postamt C 1 Leipzig befragt, der sich jedoch nicht daran erinnerte, je mit dem Angeklagten darüber gesprochen zu haben.  (LVZ 16.10.1928)

Ein Zeuge berichtet, Winter habe behauptet, dass die Reichsbank schon wieder 250 Milliarden Mark Reingewinn machte. "Nur nicht kleinlich sein!", kommentierte der Gerichtsreporter.

Eine andere Geschichte. In Breslau zeigte Winter seinem Publikum eine Goldmünze. Angeblich hatte ihm die Reichsbank die Erlaubnis zum Prägen von Goldstücken erteilt. Der Adler gefiel ihm aber nicht, weshalb er jetzt seinen Kopf darauf prägen wird. (LVZ 16.10.1928)

Zum Abschluss des Prozesses war dem Vorwärts (SPD) aus Berlin wichtig mitzuteilen, wie der Aufwertungs-Rebell seine Gläubiger einschätzte. Dies "gehe aus seinen eigenen mit zynischer Offenheit dargelegten Ausführungen hervor, als er sagte, er müsse den Leuten, die dümmer seien als dumm, mit großen Lügen als Bluff kommen."

Am 8. November 1928, 11 Uhr, verkündet im Landgerichtsgebäude von Leipzig der Vorsitzende des Gerichts, Amtsgerichtsdirektor Timmermann, das Urteil: Wegen fortgesetzten Betrugs wird der Angeklagte zu einem Jahr und drei Monate Gefängnis sowie 20 000 Reichsmark Geldstrafe verurteilt. Das Gericht kam nicht umhin, ihn als einen der größten Aufwertungsschwindler zu bezeichnen. Einige seiner Anhänger brechen in Tränen aus. Der Verurteilte kommt in Haft.

"Die Dreistigkeit und Skrupellosigkeit, mit der er vorgegangen sei, um sich und seiner Familie eine sorgenfreie Existenz zu schaffen," kommentierte am Tag darauf die Münchner AZ am Abend, "müsse als strafverschärfend angesehen werden. "Davon unbeeindruckt überschütten die Aufwertungsgläubigen nach der Urteilsverkündung Winter und seinen Verteidiger mit Blumen. Sie standen vor der Tür des Gerichtsgebäudes und riefen:

"Unser großer Führer,
er lebe hoch!"

Bei so viel Sympathiebekundungen besonders aus der deutschnationalen Szene, hieß es jetzt: weitermachen. Es folgte der Devoli-Skandal (Naumburg). Dann die Affäre um den Dokumentarfilm Der große Betrug. 1930 bläst der Wintersturm in der Reichsbank. Zwei Jahre später kandidiert der Aufwertungs-Rebell für das Amt des Reichspräsidenten. Schließlich wirbt er 1935 als Schöpfer des Orga-Kults bei Adolf Hitler für den magnetischen Kohl.

Das Leipziger Urteil wegen Betrugs an seinen Mitgliedern empfand er immer als ungerecht. Nie, argumentiert er im Vorwort zu

Die Freimaurerei
als Zerstörerin Deutschlands und Europas
 (1931),

hatte sich ein einziger Geschädigter gemeldet. Vielmehr war die "Hetze" gegen ihn planmäßig organisiert. "Als wirkende Organisation erwies sich endlich: die geheime Oberleitung der internationalen Freimaurerei."

Sein Rechtsanwalt legte gegen das Urteil vom 8. November 1928 Widerspruch ein. Einige Monate später begann vor der 6. Großen Strafkammer des Leipziger Landgerichts der Revisionsprozess. Nunmehr hegte der Staatsanwalt Zweifel, ob der Angeklagte überhaupt rot gestempelte Tausendmarkscheine besitzt. Daraufhin unterbreitete Winter den Vorschlag, worauf der Richter einging, die rot gestempelten Reichsbanknoten umgehend beizubringen. Die Verhandlung wurde unterbrochen. Winter konnte nach Großjena reisen. Am nächsten Morgen, Mittwoch, den 5. Juni 1929, fuhr er, was in der Stadt einige Aufmerksamkeit erregte, mit seinem Panzerauto vor. Gleich nach Eröffnung der Sitzung übergab er dem Gericht einen Lederkoffer mit Geldscheinen, dass sich sofort von seinem Inhalt überzeugte. Neben grün gestempelten, fand es in der Hauptsache eine Unmenge von rot gestempelten Tausendmarkscheinen.

Nach vielen Sitzungen bestätigte am 11. Juli 1929 der Richterspruch das Urteil von 1928 und verwarf damit die Berufung auf Kosten des Angeklagten. Eine Strafmilderung auszusprechen, kam für das Gericht nicht in Frage, weil der Verurteilte seine Betrügereien fortsetzte. Vielmehr stellte es erneut fest, dass der Bundesführer von Wahrheit und Recht seine Gefährten über die realen Möglichkeiten einer Aufwertung, obwohl er recht gut wusste, planmäßig täuschte, dass dies nicht mehr möglich war.

 

Der große Betrug und
die Filmgesellschaft Philanthropa

Gustav Winter produzierte den Film

Bahn frei, der Völkerfriede kommt,

der 1927 erschien. Dabei kamen nach seiner Aussage zwölfhundert Personen als Schauspieler, Statisten, Kulissenschieber und dergleichen zum Einsatz (LVZ 12. Oktober 1928). Anklang fand der Film nicht. Mit der Geste des tragisch-verkannten Genies, registrierte die Leipziger Volkszeitung am 25. Oktober 1928, beklagte er sich über die erbitterte Feindschaft der Kinounternehmer. Statt seinen Film aufzuführen, spielen sie wochenlang soziale Zersetzungsprodukte, zum Beispiel Panzerkreuzer Potemkin von Sergei Eisenstein.

Das Belgard-Polizner Kreisblatt warnt am 28. Dezember 1929 vor den Wanderredner Gustav Winter und verweist auf das Leipziger Gerichtsurteil vom 11. Juli 1929. Ungeachtet dessen, scheint er seine Tätigkeit, die zur Bestrafung geführt hat, weiter fortzusetzen, wozu neuerdings der von ihm produzierte Dokumentarfilm

Der große Betrug

aufgeführt werden soll. Bereits im Betrugs-Prozess von 1928 verweigerte das Leipziger Schöffengericht die Aufführung des Films im Gerichtssaal, betrachtete ihn aber als Beweis für die informationellen Manipulationen von Gustav Winter. Das Kreisblatt veröffentlicht ein Schreiben des Landrats von Belgard an der Persante (Woiwodschaft Westpommern). Darin heißt es, dass für eine Genehmigung der Filmveranstaltung bisher nicht nachgesucht worden ist. Mit einer Zulassung, hebt der Runderlass des Ministeriums des Inneren vom 10. Dezember 1929 hervor, ist nach dem, was bisher bekannt geworden ist, gemäß den gesetzlichen Bestimmungen kaum zu rechnen. Der Landrat, ersucht die Bürger, gegen jede unerlaubte Vorführung des Films einzuschreiten. Die Behörden befürchten, dass Gustav Winter versuchen wird, diesen trotz Verbot aufzuführen.

Philanthropa - 15. Februar 1929

Denn Philanthropa, Kultur-Film-Gemeinde deutsche Städte e.V., verkaufte bereits Filmpässe, ohne die Gegenleistung garantieren zu können.

Die Organisation ist ein Ableger der Philanthropa - Internationales Kultur-Film-Propaganda-Institut E. Linke & Co. Kommanditgesellschaft (Leipzig). Sie wurde am 25. Februar 1929 gegründet. Gustav Winter und E. Linke (Leipzig) zeichnen als Geschäftsführer. Direktor E. Linke ist dem Cineasten als Produzent und Regisseur von Satan Diktator (Leipzig 1919) und Orientfieber (Leipzig 1923) bekannt. Wer will, teilt man öffentlich mit, kann auch für 100 Reichsmark Anteile an Philanthropa kaufen.

Im Kampf gegen Überfremdung und Monopolherrschaft entfaltete die Filmgesellschaft eine eigentümliche Geschäftsphilosophie:

"Wir spucken den internationalen Hetzern wiederum in die Suppe, wir stellten schon längst den amerikanischen Hetzfilmen eine scharfe Gegenpropaganda und europäische Friedensfilme gegenüber (italienische, deutsche, französische, schwedische!) und werden dafür sorgen, dass statt Zersetzung der Staaten von Europas - die Vereinigten Staaten von Europa entstehen, ob nun die Herren beamteten Diplomaten Europas dies heute schon völlig begreifen oder nicht."

Dadurch wird überall, doch "zunächst aber in Deutschland Wahrheit und Recht zum Siege kommen" (WuR 22.2.1929, 13). Intendiertes Ziel der Kulturkampfgruppe blieb, die Aufführung des nicht zugelassenen Films Der große Betrug.

 

Kampfmaschine gegen das internationale
Finanzkapital oder Hugenberg-Kutsche?

1928/29 mischt Gustav Winter bei der Ertüchtigung von Panzer-Propagandawagen für die Devoli in Naumburg mit. Die Deutsche Volkslichtspiele GmbH wurde am 3. August 1927 unter Drangabe von 800 000 Reichsmark von Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg (Burgscheidungen) und Erich Claudius (1889-1940), ehemaliger Hofschauspieler am Sächsisch-Meiningschen Hoftheater, gegründet. Ihre Film- und Tonstudios, die Lager-, Material-, Verpackungs- und Verwaltungsräume befinden sich in Naumburg im früheren Garnisonslazarett (Nordstraße) auf dem Spechsart.

 

 
Aus: Volksstimme. Tageszeitung der Sozialdemokratischen Partei im Regierungsbezirk Magdeburg. Magdeburg, den 7. Januar 1928, Seite 5

 

Endlich können jetzt, verleiht Winter seiner Hoffnung Ausdruck, nationale Kinoproduktionen gezeigt werden, die nach Beseitigung der friedensstörenden Verträge (Versailles, Dawespakt) der Völkerverständigung dienen sollen. "Mußte das Kinopublikum sich bisher die ekelhaften Hetz- und Zersetzfilme amerikanischen Ursprungs einfach gefallen lassen, weil weder gute Filme greifbar, noch Kinos frei waren, so vermögen wir heute mit unserer Devoli Wandel zu schaffen; Wir bringen das Gute vor das Volk." (WuR 22.2.1929, 10)

Nach sechs Monaten, im März 1928 meldete die Firma Konkurs an.

Der moderne Heiland (Leipziger Volkszeitung) erblickt in der Devoli GmbH ein großartiges, billiges und wirksames Propagandainstrument im Kampf gegen die Bonzen und das internationale Kapital. Besonders begeisterten ihn die von ihr betriebenen Propaganda-Mobile. Eine Werkstatt hatte auf ausgedienten Panzerautos der Firma Ford Kinovorführgeräte und Leinwände montiert. Beim Anblick der Vehikel überkommt Winter kindische Freude und er ruft aus:

Damit kann man überall
hinfahren und Kino machen.

Hingegen war es für die Arbeiterparteien schlicht nur die Hugenberg-Kutsche.

Wahrheit und Recht erzählt am 22. Februar 1929 die Devoli-Geschichte so zu Ende: "Der Gegenschlag der Koalitionsparteien gelang, die Firmen zogen ihre Aufträge zurück, die "Devoli" wurde für den Filmbezug boykottiert, die Polizeibehörden wurden gegen sie mobil gemacht und nach rund sechs Monaten war dieses ungeheuerliche und gefürchtete Kampfinstrument - zerschlagen? - ach wo - nur außer Gefecht gesetzt. Wohl kam die Firma in Konkurs und alles lag brach - große liquide Werte lagen illiquid auf einem Lagerplatz in - Naumburg an der Saale - ausgerechnet dort, wo unser Führer jetzt sein Domizil aufgestellt hat."

Es war geplant, die Propaganda-Tanks in Naumburg zu entsorgen. Als der Kämpfer gegen das internationale Finanzkapital davon erfährt, posaunt er aus:

Für so etwas hat der Winter Geld.

Die Tanks werden leicht modernisiert, die Projektionsflächen für das Kinobild vergrössert und mit Lautsprecher ausgestattet. Jetzt können alle Filme vorgeführt werden. Auch Benito Mussolini (1883-1945) besitzt, protzt der Bundesführer, so einen Panzer-Propaganda-Wagen. Am 22. Februar 1929 triumphiert Wahrheit und Recht: "Die Devoli ist in unserer Hand!" und heißt jetzt:

Deutsche Volksbund - Lichtspiele.

Dann versiegen allmählich die Nachrichten.

Am 5. Juni 1929 hat der

Komödiant mit dem Panzerwagen (LVZ)

in Leipzig, Eisenstraße, seinen letzten großen Auftritt. Voraus ging die letzte Montagsverhandlung vor Gericht auf der die Staatsanwaltschaft bezweifelte, dass der Angeklagte überhaupt eine Million Mark Reichsbanknoten besitzt. Darüber wurde bereits im Abschnitt Vor Gericht in Leipzig berichtet. Jedenfalls brachte er zwei Tage später Tausendmarkscheine in einem Koffer bei. Eine Zeitung schrieb darüber: "Gegen halb 9 Uhr fuhr am Gerichtsgebäude ein eigenartig geformtes, gelbgestrichenes Auto vor, das eine Art

Panzerwagen [von der Devoli Naumburg]

darstellen sollte. Die Panzerwände waren allerdings recht dünn, die Nieten um so größer. Das Aussehen eines Panzerwagens war jedoch recht gut imitiert. Gesteuert wurde der Wagen von zwei jungen Leute, die Reichswehrähnliche Uniformen trugen. Ihre Schirmmützen waren an der Stirnseite mit Eichenkränzen verziert. An Stelle der Kokarde war ein großes lateinisches "W" angebracht, was wahrscheinlich

"Wintergarde"

bedeuten sollte. Bald darauf entstieg Winter einem Privatauto, schritt selbstbewußt nach der Panzerwagenattrappe, öffnete die Tür und entnahm dem Wappen eine große braune Ledertasche. Darin waren die Tausendmarkscheine. Winter wollte eben unbedingt auch in diesem Prozess eine "Sensation" haben. Aus diesem Grunde inszenierte er einen theatermässigen Auftritt vor dem Gerichtsgebäude. Damit der historische Moment der Nachwelt erhalten bleibe, hatte er einen

Filmoperateur

mitgebracht, der einen besonders großen Eifer entwickelte, als ein Polizeibeamter den "Panzerwagen" untersuchen wollte. Ein besserer Dienst konnte Winter kaum erwiesen werden. Das passte in den Filmstreifen: Die Polizei gegen ihn in Aktion. Zu allem hatte sich Publikum eingefunden, Winters Reklamebedürfnis war also befriedigt und darüber hinaus der Ernst der Gerichtsverhandlung herabgewürdigt."

 

Wintersturm
in der Reichsbank
Leipziger Volkszeitung, 18. Februar 1930

Natürlich wusste Gustav Winter, dass er die Reichsbank nicht zu Verhandlungen zwingen konnte. Was aber tun? Schacht stand der Aktionärsversammlung der Reichsbank vor. Damit sich die Tür zu ihr öffnete, mußte man nur deren Aktien erwerben, womit Winter nicht viel Zeit verlor. Als das erledigt, versprach der kritische Aktionär seinen Anhängern:

"Die Wahrheit wird gesagt,
auch wenn sie für mich gefährlich ist." (WuR 24.4.1931)

Eine Krankheit droht ihn ins Bett niederzuwerfen. Umgehend erklärt Leonidas, Redaktionsmitglied von Wahrheit und Recht, dass der Bundesführer trotz "Haft- und Verhandlungsunfähigkeit" unter "denkbar größten gesundheitlichen Vorsichtsmassnahmen"

am 15. Februar 1930

den Weg nach Berlin nimmt.

Am Eingang zum Reichsbankgebäude postiert der Aufwertungs-Heilige vier Männer mit schweren Knüppeln. Süffisant registrierte der Gast aus Großjena, wie sich die Herren Aktionäre und die Mitglieder des Direktoriums mit "bleichen Gesichtern und schlotternden Knien" an ihnen vorbeidrückten. Typisch hieran, das erotische Verhältnis von Gustav Winter zur Gewalt.

 

Oft ahmten ihm seine Anhänger nach. Als 1928 die Presse deutschlandweit über den mehrere Wochen währenden Winterprozess in Leipzig berichtete, landete am 5. November 1928 in der Redaktion des Lübecker Volksboten ein Brief an, unterzeichnet von:

"Ein treudeutsches Mitglied und Anhänger
unseres Führers Gustav Winter
sowie Abonnent seines Blattes "Wahrheit und Recht"".

Zunächst kritisiert er das "elende Gekläffe" der Zeitungsschreiber und beklagt die "Gemeinheiten" gegenüber Gustav Winter. Wegen der "fabelhaften Verlogenheit" hielt der Verfasser es für angebracht, das "Blättchen" in "Lübecker Volksbetrüger" umzubenennen. Vergeblich sucht man im Brief nach einer Widerlegung einzelner Aussagen der Zeitung oder eine Gegendarstellung betreffender Ereignisse. Alles nicht so wichtig im Vergleich zu dem, was noch kommt. Größeres und Schlimmeres kündigt sich an. Zunächst vergisst der Autor nicht den Hinweis unterzubringen, dass wir es im Fall Gustav Winter mit einem "Deutschen anderer Art und Gesinnung als Ihres gleichen zu tun" haben, um dann die Drohung anzuhängen:

"Jammern Sie nicht, wenn einer von uns Sie Bursche gelegentlich einmal über die Barriere ziehen und Ihnen den - anscheinend angeborenen Idiotismus liebevoll am lebendigen Leibe auskurieren - dann aber auch "Mister", ist`s zu spät, ein Testament zu machen!"

Charakteristisch also für die Winter-Bewegung war, der leichte Hang zur Gewalt und die permanente Kraftmeierei.

 

Die Generalversammlung der Reichsbank-Aktionäre am 15. Februar 1930, nahm die Leipziger Volkszeitung wahr, erwartete die Öffentlichkeit mit einer gewissen Spannung. Denn die Herren sollten dem

Entwurf des neuen Bankgesetzes

ihr Wohlwollen aussprechen. Die damit verbundenen Probleme erläuterte am 3. Februar 1930 Wirtschaftsminister Robert Schmidt (SPD) in einer Ministerbesprechung:

Das Reich will im neuen Bankgesetz die Gewinnverteilung so regeln, daß ihm ein wesentlich größerer Anteil am Gewinn zukommt als bisher. Die Reichsbank beabsichtigt, den Anteilseignern auf vier Reichsbankanteilen einen Gratisanteil und zwei Gratisaktien der Golddiskontbank zuzugestehen, wenn sie sich mit der Neuregelung der Gewinnverteilung einverstanden erklären und auf weitere Ansprüche verzichten.

Indes, Schmidt räumte ein:

"Es sei zu befürchten, daß eine derartige Regelung in der deutschen Öffentlichkeit stark angegriffen werden würde. Andererseits müsse vermieden werden, durch eine zu ungünstige Behandlung der Anteilseigner den Kredit der Reichsbank im Ausland zu schädigen."

Die finanzpolitischen Massnahmen der Reichsbank waren für den Nicht-Fachmann kaum durchschaubar. Umso mehr rief bei Experten und Kennern die generöse Art der Gewinnverteilung, wie sie Hjalmar Schacht betrieb, einiges Erstaunen hervor. Bereits mit dem ersten Bankgesetz von 1924, legt Richard Lewinsohn (1894-1968) dar, sorgte der Reichsbankpräsident für seine Aktionäre, was ihn zum Liebling der Banken und Börsen machte. Obwohl die auf Tausendmark lautenden Anteile der Havensteinschen Reichsbank gegen Ende der Inflation nur noch mit zwölf Goldmark bewertet wurden, gab Schacht für zwei alte Anteile einen neuen Reichsbankanteil aus. Während die Inhaber von Reichsbanktausendern, gleichviel ob sie grün oder rot gestempelt waren, nicht einen Pfennig erhielten, konnten die Anteilseigner der alten Reichsbank für ihre entwerteten Tausend-Mark-Anteilscheine sich neue über 500 Reichsmark abholen.

Und es sollte noch besser kommen.

Als Hjalmar Schacht vor Monaten sein neues Bankstatut den Reparationsgläubigern in Paris vorlegte, munkelten die Eingeweihten, dass die neue Regelung den Kurs für Reichsbankanteile auf 310 Prozent treiben könnte. Die Börse war skeptisch. Natürlich rochen die Spekulanten den Braten; sprunghaft gingen die Kurse in die Höhe. Als das Gesetz verkündet wurde, hielt sich der Börsenkurs bereits bei 315. "Die alten Anteilbesitzer erhielten also für dasselbe Papier, das am Ende der Inflation noch 12 Goldmark wert war, und das Schacht ihnen für 500 Reichsmark abgenommen hatte, über 1500 Mark." (Lewinsohn 1930)

 

Reichsbankpräsident Doktor Hjalmar Schacht leitet die für den 15. Februar 1930 einberufene Generalversammlung der Reichsbank-Aktionäre. Der alte Traditionssaal mit dem intakten Kaiser-Wilhelm-Bild war zu klein. Man zog in eine Bürohalle um. "Während sonst immer nur etwa fünfzehn oder weniger Aktionäre anwesend waren und die Zusammenkünfte in einem ruhigen Geplätscher verliefen, erschienen diesmal," erzählt Winter, "als ich einzog, sechzig bis siebzig, darunter prominente Finanziers des In- und Auslands." "Jetzt kam Leben in die Bude!"

Winter konnte den Reichsbankpräsidenten nicht leiden, was recht drastisch in einem Horoskop (LVZ 10. Oktober 1928), was er über ihn erstellen liess, zum Ausdruck kommt, dessen wichtigster Satz lautete:

Schacht muss bald eine längere Freiheitsstrafe verbüssen und stirbt dann einen unnatürlichen Tod.

Wie üblich hielt der Reichsbankräsident eine Rede. 500 000 Kilogramm Gold im Werte von 1 1/2 Milliarden Mark haben 1929 die deutschen Grenzen passieren müssen. Das Reich bat darum, die Tilgung der restlichen 80 Millionen Mark noch bis 1939 hinausschieben zu dürfen. Die Finanzlage sei, führte er weiter aus, insofern günstiger, als die Tilgung der Rentenmark bis 1942 verschoben werden kann und das Reich seinen Beitrag 1930 erstmals aus den Gewinnen der Reichsbank begleichen kann. Der kritische Aktionär vertrat 202 Stimmen und forderte die Ausschüttung einer Dividende von 20 Prozent. Die Diskussion war lebhaft "und durch das cholerische Querulantentum des Betriebsanwalts Winter teilweise stürmisch" (LVZ 18.2.1930). Der nutzte jede Chance für Einwürfe und Anfragen, weshalb der Versammlungsleiter keine leichte Aufgabe hatte. In Anwesenheit seiner Revolutionsgarde brachte der Bundesführer von Wahrheit und Recht gegen den Reichsbankpräsidenten wegen dessen politischer Haltung gegenüber der Reichsregierung im letzten Dezember einen Misstrauensantrag vor. Schacht schmetterte den Antrag mit dem Hinweis ab, dass er laut Geschäftsordnung unzulässig sei. Er verabreichte Winter, kommentieren dann am 1. November 1936 die Bremer Nachrichten, eine kalte Dusche. Dann erfolgte die Abstimmung über die Gewinnrechnung, die Zustimmung zum Bankgesetz und zur Gewinnverteilung gegen die geringe Stimmenzahl der WinterschenGruppe.

Im Rückblick auf den Wintersturm in der Reichsbank kritisierte die Wochenschrift Wahrheit und Recht die "gewalttätigen Aktionäre" und spricht vom "Verrat am Volke". Großspurig und völlig an den Realitäten vorbei verkündet am 24. April 1931 das Sensationsmagazin der Aufwertungsbewegung aus Großjena:

"Unsere Rechte sind gewahrt; der neue Kampf ist im Gange, des Führers Fesseln bedeuten ein Nichts".

 

 

Winter in Haft

Zwei Landjäger wollen ihn am Morgen des 19. April 1931 in Großjena verhaften. Wegen einer erkennbaren Erkrankung, ziehen sie unerledigter Dinge wieder ab. Drei Tage später stellt er sich freiwillig der Polizei. Über Wahrheit und Recht wendet er sich am 24. April an seine Gefolgschaft:

"Die Stunde hat nun doch geschlagen in der ich als der Führer des Deutschen Volksbundes Wahrheit und Recht bis auf weiteres von Euch allen fort und für alle, für unseren gerechten Kampf gegen die Volksbetrüger ins Gefängnis gehen muss."

Sie wollen ihn mundtot machen, prangerte Wahrheit und Recht (22.5.1931) an. In der Ausgabe vom 24. April 1931 eröffnete Gustav Winter seinen Anhängern, dass die Wochenschrift ihr erscheinen einstellt, weil der Staat ihn ins Gefängnis zwingt.

Außerdem macht dem Volksbund die Verordnung des Reichspräsidenten zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen vom 28. März 1931 das Leben schwer. Beispielsweise könnte § 10, 1 eine Handhabe gegen seine Umtriebe bieten, wo es heißt: "Plakate und Flugblätter, deren Inhalt geeignet ist, die öffentliche Sicherheit oder Ordnung zu gefährden, können polizeilich beschlagnahmt und eingezogen werden."

Mitteilung über den Tod von Anna Winter in "Wahrheit und Recht"

Zu allem kam hinzu, dass Gustav Winter einen schweren Schicksalsschlag verkraften musste. Im Mai 1931 starb nach einem vierjährigen Magenkrebsleiden seine Ehefrau und Bundesmutter Anna Winter. Zu ihrer Beerdigung erschien er in Kapitänsuniform.

"Betriebsanwalt Gustav Winter," meldet das Naumburg Tageblatt am 1. Oktober 1931, "dessen Verurteilung wegen Betrugs zu einem Jahre drei Monate Gefängnis schon seit Jahr und Tag rechtskräftig geworden ist, konnte bisher den Strafantritt immer vermeiden, da er erklärte, infolge eines Leidens nicht haftfähig zu sein und dies auch mit ärztlichen Zeugnissen belegte. Vor kurzer Zeit erschien er aus dem gleichen Grunde auch nicht in einer Berufungsverhandlung, in der er sich wegen Steuerhinterziehung verantworten sollte. Auch hier hatte er ein ärztliches Zeugnis eingeschickt und blieb in seinem Landhaus in Großjena. Das Gericht ordnete aber eine Untersuchung durch den Kreisarzt an, der Winter für verhandlungsfähig erklärte. Nunmehr wollte man Winter auch seine Strafe antreten lassen und er wurde in Leipzig zum Strafantritt vorgeführt."

Schließlich verbüsst er die Haft in der Sächsischen Gefangenen Anstalt I - Bautzen. Ende Mai 1932 wird er auf dem Wege eines Gnadenaktes entlassen.

 

 

Magnetischer Kohl und Orga-Kult

Als die Vehikel in der bankrotten Devoli (Deutsche Volkslichtspiele Naumburg) verrotteten, die Rotgestempelten nicht mehr zum Gewinnmachen taugten, die Kandidatur zum Reichspräsidenten erledigt, stürzte er sich mit neuen Elan auf den Orga-Kult. Erst die Kampagne gesunde Ernte auf allen Böden ohne jede Düngung und mit Fachpflege machte ihn in den 30er Jahren als Pflanzenexperte national und international bekannt. Unter Orga versteht der Großjenaer eine lebendige Höchstspannung der Organismen, die eine allgemeine Eigenschaft ist. "Urkult ist", erklärt er (1935), "die umgekehrte, aber richtige Bezeichnung für Kultur".

Experimentell und ohne Anwendung von Düngemitteln, untersuchte Winter den Einfluss des Magnetismus auf Pflanzen und die Möglichkeit der Ertragssteigerung landwirtschaftlich genutzter Böden. Er protokolliert, dass in der Umgebung von in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Eisenbahnschienen oder Eisendrähten, die Pflanzen stärker, also besser wachsen. Die ersten Versuche fanden in Nordholz bei Lehe statt, bis ihn der Reichsfinanzminister den Pachtvertrag kündigte. Vergeblich wendet er sich mittels "Volksbegehr" an den Reichspräsidenten, um von ihm eine Entschädigung für die aufgewandten Kosten und den entgangenen Gewinn zu erhalten.

Offenbar unternahm er schon längere Zeit Experimente mit Pflanzen, was der Auseinandersetzung mit dem Leipziger Gericht im Oktober 1928 zu entnehmen ist. Als er sich gänzlich in seinen Ambitionen missverstanden fühlte, reckte er sich von seinem Platz in die Höhe und sprach mit viel Pathos zum Richter:

"Was wollen wir, meine Anhänger und ich, denn anders als die Rettung Deutschlands aus tiefer Not! Als die Erhaltung versinkenden Bodens!! Sie fragen, wordurch, meine Herren! Mit Strandhafer, meine Herren! Jawohl!"

Als Beweis präsentierte er dem Gericht einen Brief des Hamburger Wasserbau-Amtes, indem ihn der Direktor ersucht, seinen magnetisch geladenen Hafer auf den Dünen der Unterelbe spriessen zu lassen. "Deutschlands Rettung durch Strandhafer", spottet daraufhin am 18. Oktober 1928 die Leipziger Volkszeitung.

Winters Renommee war im Dritten Reich bereits angekratzt. Auf Grund der Verordnung vom 4. Februar 1933 zog das Land Sachsen sämtliche Druckschriften des Betriebsanwalts ein. Insofern scheint seine Annäherung an den Führer etwas wagemutig und von Illusionen getragen. Am 5. November 1935 sendet er an den Reichskanzler Adolf Hitler in Berlin sein Buch

Der Orga-Urkult (Erdmagnetokultur).

Im Begleitschreiben heisst es:

"Der Unterzeichnete gestattet sich hierfür unter Hinweis auf verschiedene Aufrufe seitens der hohen Reichsregierung zur Mitarbeit jedes Einzelnen am Wiederaufbau Deutschlands beiliegende Abhandlung zur gefälligen Einsicht vorzulegen und nachstehendes Angebot zu machen."

Beim Führer des Deutschen Reiches wirbt er mit den Worten:

"Der Autor ist der Entdecker und Erfinder des in dem Buche geschilderten Orga-Kultes, der zunächst für die deutsche Landwirtschaft höchstleistend nutzbar gemacht werden kann. Schon bei Antritt der Regierung des Herrn Reichskanzlers und Reichspräsidenten hat der Autor seine Sache der Regierung angeboten, jedoch keinerlei Antwort erhalten, was er auf den Drang der Geschäfte der neuen Regierung zurückführte. Die widrigen Umstände und das ungünstig veränderte Klima in den letzten Jahren und andre Hemmungen lassen jedoch heute das Problem der gesicherten Volksernährung außerordentlich aktuell und dringend erscheinen. Der Autor bietet deshalb der Reichsregierung von neuem den Erwerb der Entdeckung und Erfindung als Monopol zu den denkbar günstigsten Bedingungen an. Wenn die hohe Reichsregierung die Erfindung annimmt und die Lizenz bzw. das Nutzungsrecht kostenlos an die deutschen Bauern, Gärtner und Siedler abgibt, so würde der Autor nur ein Drittel seiner persönlich aufgewendeten Kosten (von über dreihunderttausend Reichsmark), also eine einmalige Abfindung für die Gesamtlizenz in Höhe von 100 000 RM [Reichsmark] beanspruchen.

Die Sache selbst ist, soweit dies heute möglich, in dem überreichten Buche dargestellt. Für die Richtigkeit des darin Dargestellten können jederzeit die angedeuteten Zeugen genannt werden. Bei schnellster Annahme der Erfindung wäre ein sofortige Prüfung noch in diesem Jahre möglich bzw. einzuleiten …." (Orga-Kult)

War seinerzeit der Schlusskampf gegen die Reichsbank mit einem Volksbetrug verkoppelt, wagte der Gärtner aus Groß-Jena diesmal den Staatsbetrug. Denn der Inhalt seiner Mitteilung widerspricht den Ergebnissen seiner Experimente zur Erdmagneto-Kultur, die erst im Februar 1935 einmal mehr öffentlich publiziert worden sind. Die Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz München überließ ihn im Jahre 1933 auf einem Versuchsgut Grundstücke, die er selbst auswählen und nach seinem Verfahren ausrüsten durfte. Er durchzog, berichtet die Frankfurter Zeitung am 7. Februar 1935 weiter, die Grundstücke mit 35 Zentimeter tiefen, ein Meter voneinander entfernten Gräben, in die er nach einer von ihm geheim gehaltenen Anordnung verzinkte Eisendrähte legte. Das Ergebnis war, dass die Erträge auf den mit Erdmagneto-Kultur behandelten Grundstücken bedeutend niedriger waren als bei der allgemein üblichen landwirtschaftlichen und gärtnerischen Anbauweise.

Die Zeitschrift für praktische Landwirtschaft und Heimatpflege, Der fortschrittliche Landwirt, berichtet 1937 Nachstehendes über Gustav Winters Experimente: Direktor Strobel von der Versuchsanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz in München, trat bei einem Prozess in Halle als Sachverständiger auf und bezeichnete den Orga-Kult "als laienhaft, oberflächlich und völlig wirr". Durch die Erdmagnetokultur stiegen die Erträge nicht an, sondern blieben um etwa ein Drittel hinter der allgemein üblichen Anbauweise zurück. Der Autor des Buches trickste, indem er sein Anbauland als unfruchtbar und steinig bezeichnete, um so seine Erfolge augenfälliger zu machen. Hingegen beurteilten die Fachleute die Qualität des Anbaulandes als sehr gut. "Würde die Wintersche Antidüngerpropaganda auch nur die Hälfte unserer deutschen Bauern überzeugen," sagte Strobel vor Gericht in Halle, "so ständen wir vor einer Ernährungskatastrophe."

 

Der Tod

Gemäß der Verordnung von 4. Februar 1933 werden in Sachsen sämtliche Druckschriften von Gustav Winter beschlagnahmt und eingezogen. Der Lagebericht der Staatspolizeistelle Halle vom November 1935 hält dazu fest:

"Die zu gleicher Zeit in zentraler Bearbeitung durch die Stapo Halle in größtem Ausmaße geführten Erhebungen gegen Funktionäre und Anhänger Winters in Bayern, Dresden, Berlin und anderen Orten haben bisher umfangreiches Beweismaterial erbracht; u. a. konnten größere Mengen Devisen und Schriften sichergestellt werden." (Stapo 1933m, 542)

 

Am 16. Dezember 1935 wird Gustav Winter nach einer Hausdurchsuchung in Großjena in Schutzhaft genommen. Gegen ihn und vier seiner Anhänger in München und Dresden wird am 25. März 1936 Haftbefehl erlassen. Der Festgenommene steht unter dem Verdacht der Missachtung des Gesetzes gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiuniformen vom 20. Dezember 1934, das heisst er hat an der Weiterführung und dem Ausbau der Winter-Bewegung gearbeitet. Im März 1936 meldet die Staatspolizei Halle:

"Winter und seine Anhänger versuchten, den verbotenen Volksbund erneut aufzubauen zu dem Zweck, zumindest den Einsatz Winters an maßgeblicher Stelle in der Regierung zu erzwingen. Bei dieser Gelegenheit ist es auch zu weiteren strafbaren Handlungen wie Betrug, Verletzung der Devisenbestimmungen und des Heimtücke-Gesetzes gekommen." (Stapo 1933n)

Die Umstände der Verhaftung sind nicht überliefert und die konkreten Ermittlungsergebnisse der Behörden waren bisher nicht auffindbar. Vielleicht gelingt es irgendwann dies aufzuklären. Dann könnte man auch den Vorwurf, er habe seine Anhänger um 50 000 Reichsmark geprellt, überprüfen.

Der Prozess vor dem Sondergericht in Halle beginnt am 26. Oktober 1936. Mit ihm sind sieben weitere Personen wegen Verbrechen gegen das Gesetz über die Neubildung von Parteien vom 14. Juli 1933 angeklagt. Sechs Tage später melden die Bremer Nachrichten seinen Selbstmord. Dafür könnte, mutmasst am 2. November 1936 die Salzburger Chronik, der ungünstige Verlauf des Prozesses die Ursache sein. Der Nieuwe Rotterdamsche Courant zeigt am 2. November 1936 den Tod von Gustav Winter an. Le Temps (Paris) meldet am selben Tag: Suicide d`un ancien candidat a la présidente de l`empire. Der Polizeipräsident der Stadt Halle dokumentiert am 4. November 1936 mit seiner Unterschrift im Sterbe Nebenregister des Standesamtes,

"daß Gustav Winter im Alter von vierundfünfzig Jahren in Halle, Kleine Steinstraße 7, am 31. Oktober 1936, vormittags 7 Uhr, tot aufgefunden worden sei."

Keiner braucht den Deutschen Volksbund für Wahrheit und Recht. Er ist ein Störfaktor. Wie stellte die Stapo 1936 fest:

"Winter und seine Anhänger versuchten, den verbotenen Volksbund erneut aufzubauen zu dem Zweck, zumindest den Einsatz Winters an maßgeblicher Stelle in der Regierung zu erzwingen.... "

"…. seine Kongenialität mit der Hitlerei", urteilt der Neue Vorwärts 1936, "hat ihm das Leben gekostet."

 

Gustav Winter wurde auf Grundlage von Gesetzen verfolgt, verhaftet und der Prozess gemacht, die die Würde und Naturrechte des politischen Bürgers missachteten.

 

 

 

LBV = Lübecker Volksbote. Tageszeitung für das arbeitende Volk

LVZ = Leipziger Volkszeitung. Organ für die Interessen des gesamten Werktätigen Volkes, Leipzig

WuR = Wahrheit und Recht. Wochenschrift für den Wiederaufbau und Ausbau der deutschen Wirtschaft, Leipzig

 

[Ahlborn] Feuerrede von Knud Ahlborn [am 11. Oktober 1913 auf dem Hohen Meissner]. In: Freideutscher Jugendtag 1913. Reden von Bruno Lemke, Gottfried Traub, Knud Ahlborn, Gustav Wyneken, Ferdinand Avenarius. Durchgesehene zweite Auflage. Herausgegeben von Gustav Mittelstrass. Freideutscher Jugendverlag Saal, Hamburg 1919, Seite 29 bis 32

Aufwertungsapostel Winter. "Lübecker Volksbote. Tageszeitung für das arbeitende Volk." 1. Beilage, Nummer 26, Lübeck, den 9. November 1928

Bahn frei - der Völkerfrieden kommt! Deutschland 1926/1927, Dokumentarfilm, schwarz-weiss, stumm, 2835 Meter. Zensur: Jugendverbot.
Pädagogische Kulturfilm Ges. Althoff-Film-Comp (Leipzig). [Produzent: Gustav Winter] Filmportal.de. https://www.filmportal.de/film/bahn-frei-der-voelkerfrieden-kommt_cc3700db7e1e414493fb08fbc2845365

Bauer, Hans: Der große Held der kleinen Leute. "Vorwärts. Berliner Volksblatt. Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands". Berlin, den 9. Oktober 1928

Bauer, Hans: Ein moderner Alchimist. "Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark und Kärnten." Graz, den 24. Januar 1926

Bernd, Hans Dieter: Die Beseitigung der Weimarer Republik auf "legalem" Weg. Die Funktion des Antisemitismus in der Agitation der Führungsschicht der DNVP. Fernuniversität Hagen. Aachen, Dezember 2004

Betriebsanwalt Winter vor Gericht. "Leipziger Volkszeitung. Organ für die Interessen des gesamten Werktätigen Volkes".  1. Beilage zu Nummer 232, Leipzig, den 3. Oktober 1928

"Betriebsanwalt" Gustav Winter zur Strafverfügung vorgeführt. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 1. Oktober 1931

Biber, Doktor. Quelle des Zitats siehe Schlagwort Währungsreform 1948.

Borkowsky, Professor Ernst: Unser Heiliger Krieg. Mit 25 Bildern von Professor Walter Klemm, Emil Preetorius und Hans Baluschek. Gustav Kiepenheuer Verlag, Weimar 1914

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Das Urteil im Winter-Prozess. "Leipziger Volkszeitung. Organ für die Interessen des gesamten Werktätigen Volkes". 3. Beilage zu Nummer 263. Leipzig, den 10. November 1928

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Der Diktator. Die Wochenschrift des ganzen deutschen Kulturvolkes. Diktator-Verlag, Leipzig, Bosestr. 3, Gustav Winter, erschienen 1924-1925

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Der Prozess wird immer lustiger. "Leipziger Volkszeitung. Organ für die Interessen des gesamten Werktätigen Volkes". 2. Beilage zu Nummer 241, Leipzig, den 13. Oktober 1928

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Nachtsitzung im Reichstag. Die Zweite Lesung des Aufwertungsgesetzes. "Vorwärts Berliner Volksblatt, Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands", Berlin, den 11. Julio 1925

Naumann, Friedrich: Neudeutsche Wirtschaftspolitik [Sechs Vorträge von Friedrich Naumann die in der zweiten November Hälfte 1901 in Berlin gehalten wurden]. In: Naumann, Friedrich: Werke. Dritter Band. Schriften zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. Westdeutscher Verlag 1964, S. 493 f.

Nieder mit Bonzentum und Freimaurerei! "Wahrheit und Recht. Wochenschrift für den Wiederaufbau und Ausbau der deutschen Wirtschaft." Jahrgang 6, Nummer 21, Leipzig, den 22. Mai 1931, Seite 1

[Orga-Urkult] Platon [Pseudonym für Gustav Winter]: Der Orga-Urkult Erdmagneto-Kultur. Dreifach gesunde Ernte auf allen Böden ohne jede Düngung und Fachpflege. Herausgegeben in den Jahren des Heils 1935. Verlag Wahrheit und Recht, G. Winter, Großjena bei Naumburg (Saale)

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"Philanthropa" Kulturfilm. Gemeindeblatt. Jahrgang 1, Nummer 2, Leipzig, den 28. Juni 1929

Posadowsky-Wehner, Arthur Graf: Die Technik der Aufwertung. "Naumburger Tageblatt", Naumbuirg, den 5. Dezember 1925

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Winter, Gustav: Das Taylorsystem und wie man es in Deutschland einführt
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Winter, Gustav: Der Taylorismus. Handbuch der wissenschaftlichen Betriebs- und Arbeitsweise für die Arbeitenden aller Klassen, Stände und Berufe. Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1920

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Winter, Gustav: Der falsche Messias Henry Ford. Ein Alarmsignal für das geamte deutsche Volk. Verlag Freie Meinung, Leipzig 1924

Winter, Gustav: Mein Schlußkampf mit der Reichsbank und ihren heimlichen Helfern! Leipzig, Hainstrasse 23, Selbstverlag, 1926

Winter, Gustav: Der große Betrug der Inflation und Deflation. Kampf und Aufklärungsschrift des deutschen Volksbundes "Wahrheit und Recht". Mitgliederzahl am 15. Februar 1927: 3 Millionen! Verlag von "Arbeit und Recht", Leipzig, Hainstrasse 23, Leipzig 1927

Winter, Gustav: Wahrheit und Recht über den Betrug mit den "Rotgestempelten". Nordholz, Kreis Lehe, Verlag "Wahrheit und Recht", um 1928

Winter, Gustav: "Bis auf Weiteres"!. Kampfgenossinnen und Kampfgenossen. "Wahrheit und Recht. Wochenschrift für den Wiederaufbau und Ausbau der deutschen Wirtschaft." Jahrgang 6, Nummer 17, Leipzig, den 24. April 1931, Seite 2

Winter, Gustav: In eigener Sache. "Wahrheit und Recht. Wochenschrift für den Wiederaufbau und Ausbau der deutschen Wirtschaft." Jahrgang 6, Nummer 20, Leipzig, den 15. Mai 1931, Seite 1

Winter, Gustav: Die Freimaurerei als Zerstörerin Deutschlands und Europas
Großjena bei Naumburg, Verlag "Wahrheit und Recht", 1931

Winter, Gustav: Die Rettung Deutschlands ohne neues Geld. Verlag "Wahrheit und Recht" G. Winter, Grossjena 1933

Winter, Gustav: Der Orga-Urkult - Dreifache gesunde Ernte auf allen Boeden ohne jede Düngung und Fachpflege. Verlag Wahrheit und Recht. Inhaber Gustav Winter, Großjena bei Naumburg,1935

Winter macht in Sensation. Fortsetzung des Winter Prozesses. "Leipziger Volkszeitung. Organ für die Interessen des gesamten werktätigen Volkes". Leipzig, den 5. Juni 1929

Winter mit den Grüngestempelten. Der Komödiant mit dem Panzerwagen. "Leipziger Volkszeitung, Organ der Interessen des gesamten werktätigen Volkes". Leipzig, den 6. Juni 1929

Winters Börsenintervention. "Leipziger Volkszeitung, Organ der Interessen des gesamten werktätigen Volkes". Leipzig, den 6. Oktober 1928, 3. Beilage zu Nummer 235

Winters "Panzerautos". "AZ am Abend, 8-Uhr-Abendblatt. Allgemeine Zeitung." München, den 7. Juni 1929

Winters 1 200 Arbeiter und Angestellte. "Leipziger Volkszeitung, Organ der Interessen des gesamten werktätigen Volkes". 2. Beilage zu Nummer 240, Leipzig, den 12. Oktober 1928

Winters "Spitz". "Leipziger Volkszeitung, Organ der Interessen des gesamten werktätigen Volkes". 3. Beilage zu Nummer 244, Leipzig, den 17. Oktober 1928

Wintersturm in der Generalversammlung der Reichsbank. "Leipziger Volkszeitung, Organ der Interessen des gesamten werktätigen Volkes". Leipzig, den 18. Februar 1930, 1. Beilage zu Nummer 41

Keil, Wilhelm. Die Spitterparteien. Kein doppeltes Recht für große und kleine Parteien.
"Vorwärts. Berliner Volksblatt. Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands". Berlin, den 10. Februar 1928

Zwischenrufe [Reaktion auf die Rede von Hjalmar Schacht am 16. Februar 1930 zur Schaffermahlzeit im Bremer Haus der Schifffahrt]. "Vossische Zeitung. Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen". Berlin, den 16. Februar 1930

 

Dokumente aus der Verwaltung und Administration (zeitlich geordnet)

[Aufwertungsgesetz] Gesetz über die Aufwertung von Hypotheken und anderen Ansprüchen (Aufwertungsgesetz) vom 16. Juli 1925. Verlag Julius Springer, Berlin 1926

Denkschrift über den Ausbau der Besteuerung der Inflationsgewinne. Reichstagsprotokolle. N 803, 1924/ 28,17. Der Reichsminister der Finanzen. Herausgegeben vom Reichsfinanzministerium. Berlin, April 1925 (ausgegeben am 23. April 1925)

[Aufwertungsdebatte] Zweite Beratung des Aufwertungsgesetzes. 91. Sitzung, Freitag, den 10. Juli 1925. Verhandlungen Reichstages. III. Wahlperiode 1924. Band 386 Stenographische Bericht vom 12. Juni 1925 bis 17. Juli 1925. Druck und Verlag der Reichstagsdruckerei, Berlin 1925, Seite 2934 ff.

[Keil, Wilhelm] Redebeitrag des Abgeordneten Keil, SPD. Zweite Beratung des Aufwertungsgesetzes. 91. Sitzung, Freitag, den 10. Juli 1925. Verhandlungen Reichstages. III. Wahlperiode 1924. Band 386 Stenographische Bericht vom 12. Juni 1925 bis 17. Juli 1925. Druck und Verlag der Reichstagsdruckerei, Berlin 1925, Seite 2934 bis 2941

Luther, Dr. Reichsfinanzminister. Verhandlungen des Reichstages. II. Wahlperiode 1924. Band 381. Berlin 1924. 22. Sitzung des Reichstages. Sonnabend, den 23. August 1924, Seite 774 bis 778. https://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w2_bsb00000065_00785.html

[Luther] Ministerbesprechung im Reichstagsgebäude. 22. Januar 1925, 18.45 Uhr. Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik online. Die Kabinette Luther I und II (1925/26). Bearbeiter: Karl-Heinz Minuth. Herausgegeben für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von Karl Dietrich Erdmann und für das Bundesarchiv von Wolfgang Mommsen (bis 1972) unter Mitwirkung von Walter Vogel (bis 1978), Hans Booms. Verlag: Boldt, zwei Bände, Boppard am Rhein, 1977. https://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0pa/lut/lut1p/kap1_2/kap2_5/para3_2.html

Zweite und dritte Beratung des Gesetzentwurf über die Verlängerung der Fristen für der Dritten Steuernotverordnung. Reichstagssitzung am 20. März 1925, Seite 1191 ff. Hergt 1202 bis 1204 in Verhandlungen des Reichstages III. Wahlperiode 1924. Band 385, Stenographische Berichte (von der 37. Sitzung am 18. März 1925 bis zur 70 Sitzung am 10. Juni 1925). Druck und Verlag der Reichstagsdruckerei, Berlin 1925

[Schetter] Redebeitrag des Abgeordneten Dr. Schetter. Zweite Beratung des Aufwertungsgesetzes. 91. Sitzung, Freitag, den 10. Juli 1925. Verhandlungen Reichstages. III. Wahlperiode 1924. Band 386 Stenographische Bericht vom 12. Juni 1925 bis 17. Juli 1925. Druck und Verlag der Reichstagsdruckerei, Berlin 1925, Seite 2950 bis 2959

[Schacht] Das Reichsbankdirektorium an den Reichswirtschaftsminister. 26. April 1926. "Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik" online. Die Kabinette Luther, I/II, Band 2, Dokumente, Nummer 344, Seite 1302 bis 1308, http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/m11/lut/lut2p/kap1_1/para2_175.html

Hilferding, Dr., SPD: Debattenbeitrag. 350. Sitzung. Sonnabend, den 3. Dezember 1927. Schluss der Beratung der Interpellation Müller (Franken) über die Wirtschaftspolitik. In: Verhandlungen des Reichstages. III. Wahlperiode 1924. Stenographischer Bericht. Band 394, Druck und Verlag der Reichsdruckerei, Berlin 1928, Seite 11818 bis 11821

Öffentliche Warnung vor Gustav Winter. Rd. Erl. d. MdI. vom 10.2.1929, I f 421/4. In: Belgard-Polziner Kreisblatt. No. 102, Jahrgang 1929. Sonnabend, den 28. Dezember 1929

Reichswirtschaftsminister auf der Ministerbesprechung vom 3. Februar 1930, 10 Uhr. In: Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik online. Das Kabinett Müller II. Reichsbankgesetz. Nr. 429. http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0pa/mu2/mu22p/kap1_1/kap2_173/para3_1.html

Verordnung des Reichspräsidenten zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen vom 28. März 1931

Schiele, Georg Wilhelm: Währungsverfall und Reparationen. Reichenbachsche Verlagsbuchhandlung. März 1924

[Stapo 1933m] Lagebericht der Staatspolizeistelle Halle für Dezember 1935. In: Die Lageberichte der Geheimen Staatspolizei zur Provinz Sachsen 1933 bis 1936. Herausgegeben von Hermann-J. Rupieper und Alexander Sperk, Band 2: Regierungsbezirk Merseburg, mdv, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2004, Seite 533 ff.

[Stapo 1933n] Aus dem Lagebericht der Staatspolizeistelle Halle für März 1936. In: Die Lageberichte der Geheimen Staatspolizei zur Provinz Sachsen 1933 bis 1936. Herausgegeben von Hermann-J. Rupieper und Alexander Sperk, Band 2: Regierungsbezirk Merseburg, mdv, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2004, Seite 640 ff.

Standesamt Halle. Sterbe Nebenregister, Jahrgang 1936. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, Rep. C 131 II, Sterberegister Nr. 1952, Nr. 2802

 

Autor:
Detlef Belau
Geschrieben: 2007. Aktualisiert:
18. Juli 2011
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