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Die Wirtschaftskrise
in Naumburg (Saale) von 1929 bis 1932   nach unten

 

 
     
Ecke Marienstraße 20 - Thainburg (2007)
 

Seit 1929 ziert das ehemalige städtische Waisenhaus in der Marienstraße 20 (Ecke Thainburg) eine Keramikskulptur im Jugendstil. Eine Frau reicht dem ruhenden Wanderer aus ihrem Korb erquickende Trauben. So versinnlicht die Künstlerin Ina Hossfeld (1881-1943) das Grundbedürfnis des Menschen nach Glück, Friedlichkeit und einem ausgewogenen Maß an Ruhe und Bewegung. Für die Bürger bleibt es ein wegweisendes Ideal, ein Traum. Indes bewegt ihr Leben ernste wirtschaftliche Sorgen. Viele Ungelegenheiten treffen sie. Eine schwere Wirtschaftskrise kommt über sie.

Einwicklung der Einwohnerzahl von Naumburg an der Saale von 1875 bis 1946

Die Stadt an der Saale atmet schwer. Auf ihrer Brust die Lasten des Ersten Weltkrieges. Ihr konservativ-nationaler Geist durch die Revolution 1918/19 und Abdankung Kaisers Wilhelm II. tief erschüttert.  Bereits 1920, als die Auflösung der verbliebenen Truppen und die Schliessung der Kasernen erfolgt, eskamotiert die vom Oberbürgermeister Emil Kraatz (1889-1913) vor dem Ersten Weltkrieg forcierte Militarisierung der Stadt zu einem gewaltigen wirtschaftlichen Strukturproblem. Der Aufstieg zur modernen Industrie- oder Handels- und Einkaufsstädtchen will nicht gelingen. Oberbürgermeister Arthur Dietrich weist ihr unter Berufung auf den Generalsiedlungsplan 1928 im Aufsatz Das 900jährige Naumburg. Eine verfassungsgeschichtliche und kommunalgeschichtliche Betrachtung des Stadtgebietes

".... die Rolle einer gesunden Wohnstadt am Rande der industrialisierten Gebiete" zu.

 

 

Zur wirtschaftlichen Entwicklung

Konkurs der Autowerke Peter & Moritz A.-G. Naumburg a. S.

 

"Im Handelsregister A Nr. 434 ist heute die Firma "Mechanik-Automobil- und Maschinenbau-Werkstätten Meier u. Voigt" (Sitz Naumburg . S.) in Muve-Automobilwerk Meier u. Voigt geändert worden."

Naumburger Tageblatt, Naumburg, den 29. März 1920

 

Bürger mit Initiative und Ehrgeiz können nicht anders; sie versuchen es immer wieder mit eigenen Ideen. - Christoph Willi Gehring, Jahrgang 1892, Kaufmann Paul Peter und Ingenieur Karl Moritz tragen sich am 25. März 1919 beim Amtsgericht Zeitz als Besitzer der Firma Peter & Moritz Eisenberg ein. Zehn bis zwölf Autos verlassen im Monat die ehemalige Wurstfabrik. Sie melden ihren Volkswagen beim Patentamt in Berlin an. Im November 1921 wollen die Autowerker ihre Produktion von Eisenberg nach Naumburg an der Saale verlagern. Dazu schließen sie mit dem Magistrat der Stadt einen Mietvertrag über die Nutzung der Kasernen Weißenfelser Straße 57 "zum Zweck der Erzeugung von Kraftfahrzeugen" ab. Die alten Kasernen werden den Autowerkern für einen Mietzins von 40 000 Mark pro Jahr überlassen. Durch Eintragung im Handelsregister vom 23. März 1920 erfolgt die Umbenennung von Mechanik-Automobil und Maschinenbau Werkstätte Meier u. Voigt (Sitz Naumburg) in MuV-Automobilwerke Meier und Voigt. Karl-Heinz Meyer und Max Voigt hatten 1916 eine Firma zum Bau der Blindenschreibmaschine gegründet.

Peter & Moritz, luftgekühlter Zweizylindermotor
15 PS bei 1 900 Umdrehungen pro Minute, Luftkühlung

Im Herbst 1922 ziehen die Autowerker in die Domstadt um. Zur Fertigung gehören eine Schmiede, Werkzeugmaschinen, Pressen, eine Sattlerei und Polsterei. Christoph Willi Gehring wird Technischer Direktor. Man erwartet 50 Millionen Mark Umsatz pro Jahr und rechnet mit etwa 300 bis 400 Beschäftigte. Es sollen 75 Autos im Monat produziert werden. Doch die Inflation macht alle Pläne zunichte. Der Preis des Wagens liegt für Arbeiter jenseits aller Möglichkeiten, und auch für den in Existenznöten befindlichen Mittelstand bleibt er ein unerreichbarer Traum. Die Autoindustrie in Deutschland taumelt in eine Überproduktionskrise. Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht (1870-1977) lässt 1925 alle Wechsel auf die Automobilindustrie sperren. Den großen Unternehmen wie Opel, Daimler-Benz, Wanderer, Audi oder Horch werden die Steuern erlassen. Die Kleineren gehen in Konkurs. Am 14. Dezember 1925 auch Autowerke Peter & Moritz A.-G., Naumburg a. S., Weißenfelser Straße 57.

Weißenfelser Straße 57
(Bild enthält fiktive Bildelemente)

Aus der Konkursmasse gründet Christoph Willi Gehring einen Motoreninstandsetzungsbetrieb, entwickelt 1934 die erste Hohnmaschine und spezialisiert sich auf deren Herstellung. So beginnt 1926 die Geschichte der Firma Maschinenfabrik Gehring, Postadresse: Naumburg, Spechsart 134. 1933 beschäftigt sie zwei Angestellte und dreizehn Arbeiter. Der Umsatz beträgt in diesem Jahr rund 100 000 Reichsmark. 1935 gibt die Firma die Zahl der Gefolgschaftsmitglieder mit sechzehn an. Davon sind fünfzehn Arbeiter. 1937 liefert das Unternehmen Hohnmaschinen an die Junkers Motorenbau GmbH Dessau, Friedrich Krupp Grusonwerke AG Magdeburg-Buckau, Berliner Maschinenbau AG (Berlin), die Arado Flugzeugwerke Nowawes oder an die Waffenfabrik Solothurn AG (Schweiz). Die Hohnnadeln von der Maschinenfabrik Gehring kaufen Cantierri Navali Riuniti Genua, Auto Union AG Chemnitz oder die Adam Opel AG, Werk Brandenburg.

 

Bad Naumburg?

 

Sozioökonomische Daten
zur Stadt Naumburg (Saale)

1939 wohnen in Naumburg 36 940 Bürger. 91,4 Prozent der Bevölkerung Naumburgs sind evangelisch, 4,1 Prozent katholisch, 3,4 Prozent gottgläubig und 0,6 Prozent glaubenslos. Zur jüdischen Bevölkerung rechnen nach der Volkszählung von 1939 in Naumburg 9 Personen, davon sind 4 männlich.

Die Stadt Naumburg (Lage) gehört zur Verwaltung der Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Merseburg, Gau Halle-Merseburg.

  1920
Fläche
Quadrat-
kilometer
Be-
völkerung
     
  Provinz   Sachsen
25 274
3 190 619
  Regierungsbezirk   Merseburg
10 216
1 412 694

 

1933 leben in den 9 675 Haushalten im 12 Quadratkilometer großen Stadtkreis Naumburg 31 315 Personen. Davon sind 1 389 Einzelhaushalte, 8 261 Familienhaushalte mit 2 Personen 2 464, mit 3 Personen 2 416, mit 4 Personen: 1 699, mit 5 Personen: 873, mit 6 Personen 434, mit 7 Personen 193, mit 8 Personen und mehr 179. In den letzten acht Jahren hat sich die Einwohnerzahl um 1 978 Personen erhöht.

Die evangelische Kirche untersteht der Kirchenprovinz Sachsen und die katholische Kirche gehört zum Bistum Paderborn.

(Konfessionszugehörigkeit)

 

In der Denkschrift vom 20. Mai 1904 verkündet Bürgermeister Emil Kraatz:

Die "[Sole-] Quelle kann sich nach Sachverständigen-Urteil in ihren Heilwirkungen den besten Quellen der Welt in jeder Beziehung zu Seite stellen." (Kraatz 215)

Sein Optimismus gründet sich auf Entdeckung der Solequellen nahe der Halleschen Straße im Dechantsgrund durch Max Landgraf im Jahre 1902. Aus der einen, der Ilsequelle, sprudeln aus 190 Meter Tiefe stündlich 9 000 Liter Wasser mit einer Temperatur von 15 Grad Celsius und 9,5 Prozent Salzgehalt. Aus der anderen, der Landgrafquelle, dringt bei gleicher Ergiebigkeit Wasser mit einem Salzgehalt von nahezu 25 Prozent und einer Temperatur von 23 Grad Celsius aus etwa 530 Meter an die Oberfläche.

In einem Gutachten bestätigt der Montanologe Doktor Carl Christian Ochsenius (1830-1906) aus Marburg den therapeutischen Wert der artesischen Solequellen und ihre dauernde Ergiebigkeit. Sie sind "als Heilquellen von großem Wert", resümiert Emil Kraatz. Das bestätigt ebenso das Gutachten von Doktor Schütze aus Kösen, Generalsekretär des deutschen Bäderverbandes. Die Quelle enthält neben 26 Prozent Chlornatrium auch Brom, Jod und Lithium und ist "darum geeignet, besonders alle Krankheiten zu heilen".

Emil Kraatz (1914, 215) träumt von der wirtschaftlichen Nutzung der Solequellen für Heilbäder, Trinkkuren und Gewinnung heilbringender Salze. Ihm kommt gar der Gedanke, dass wir "in Anschluss an unsere Prachtvollen Promenaden auf dem Plateau über dem Kirschberg ein Kurhaus in gesunder, reiner und ozonreicher Luft erbauen mit grossen Saalräumlichkeiten, den modernen Anforderungen entsprechend, und zweitens indem wir ein Badehaus errichten …. "

Die Quellen sind Privateigentum. Finanziell lag das Vorhaben, an dem sich eine Reihe von Unternehmern beteiligten, in den Händen des Naumburger Bankiers Kürbitz. Zwar spricht die Novelle des Berggesetzes vom 18. Juni 1907 allein dem Staat die Eigentumsrechte zu. Weil aber die Mutung vor dem Inkrafttreten des Gesetzes angemeldet wurde, verleiht das Preußische Oberbergamt Halle am 30. August 1907 Max Landgraf aus der Grochlitzer Strasse 21 (1915) für die erbohrten Quellen im zirka 219 Hektar großen Mutungsfeld "Ilsequelle 43" die Nutzungsrechte.

Jetzt sollte die Stadt nichts verpassen. Denn die Quellen, glaubt Emil Kraatz, bieten ihr neue Entwicklungschancen. Naumburg würde "unter allen Umständen ganz bedeutend an Anziehungskraft gewinnen", "weil nicht allein hier alle möglichen Heilkräfte und sonstigen Bäder und Lokalitäten geschaffen, sondern auch landschaftliche Verbesserungen und Anlagen aller Art hergestellt bzw. errichtet werden würden, die der Stadt doch so oder so stets erhalten bleiben müssen." Deshalb soll die Stadt jetzt, meint Kraatz am 5. August 1904, dem Ingenieur Landgraf die erbohrten Quellen für 150 000 Mark abkaufen. Im Gegenzug möchte er sich bitte an der zu gründenden Gesellschaft für die Ausbeutung der Quellen mit mindestens 50 000 Mark beteiligen. Außerdem, so steht es in der Vorlage des Magistrats an die Stadtverordnetenversammlung vom 5. August 1904, soll sich die Stadt mit dem Terrain am Kirschberg und einem Barbetrag in Höhe von 300 000 Mark beteiligen. Aber die Deputierten stimmen nicht zu,

sie bewahren die "Stadt vor dem Untergange, indem sie das Unternehmen weit von der Hand wies". (Kraatz 217)

"Damit war die Sache begraben", erzählt Emil Kraatz 1914.

Ein Jahr nach der Hyperinflation taucht das Projekt Bad Naumburg wieder aus der Versenkung auf. In der Öffentlichkeit zirkuliert die Nachricht, dass das Mutungsfeld und die bereits erbohrten Quellen bereits längere Zeit an auswärtige Eigentümer übergegangen war. Nun sollte es die Stadt wieder zurückkaufen, wenn sie, wie erzählt wird, am 23. Dezember 1924 ein Angebot zum Preis von weit unter 150 000 Mark erhalten hat. Allerdings kosteten Bohrungsarbeiten und Verrohrung noch mal zusätzlich 150 000 Mark.

1927 unternimmt der Montangeologe Doktor Gäbert aus Naumburg Pumpversuche an der Ilsequelle. Sie verlaufen günstig. Auf dem Grundstück der Naumburger Molkerei GmbH in der Bahnhofstrasse erschließen ihre Eigentümer 1928 eine weitere Quelle. Sie liegt 67 Meter tief, sprudelt mit 12 000 Liter stündlich und hat einen Salzgehalt von etwa 25 Prozent.

Doch die wirtschaftlichen Verwertungsmöglichkeiten haben sich nach der Fehlkalkulation vor zwanzig Jahre nicht wesentlich verbessert. Emil Kraatz schrammte damals nur knapp am politischen Totalschaden vorbei, was er 1914 selbstkritisch andeutet: "Mir wird die Sache noch heute von den Gegnern als eine Tat angerechnet, die, wenn sie nicht von ihnen verhindert worden wäre, die Stadt ins Unglück gestürzt haben würde." Aber daran, so scheint es zumindest, will sich 1928 niemand erinnern. Statt dessen popularisiert die Zeitung erneut das Thema Solequellen mit Schlagzeilen, wie: "Außerordentlich günstiges Ergebnis der Pumpversuche". Doch an der Ergiebigkeit bestanden nie Zweifel, wohl aber an der gewinnbringenden Verwertungsmöglichkeit.

Am 13. Dezember 1928 ordert die Stadtverordnetenversammlung das Thema Solequellen. Offenbar glauben maßgebliche Abgeordnete doch an die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Nutzung der Salzbrühe aus der Ilsequelle für industrielle Zwecke. Immerhin bürgt die Kommune mit einem Kredit für dessen weiterer Erschließung. Mit den Erträgen aus der Salzgewinnung, so die Kalkulation, sollen die Anlagekosten abgedeckt werden. Danach stehen sie alljährlich den städtischen Körperschaften zur Nutzung. - Abemals verläuft die Sache im Sand.

 

Rückgang des Weinbaus

Der Aufbau einer Autoindustrie misslingt ebenso wie die wirtschaftliche Nutzung der Solequellen. Aber vielleicht gelingt es, den Weinbau in der Region zu entwickeln? Inzwischen ist die Anbaufläche an Saale-Unstrut von 1 000 Hektar um 1850 auf etwa 100 Hektar im Jahr 1919 geschrumpft. Seit 1886 wütet die Reblaus in Freyburgs Weinbergen. Drei Jahre später auch bei den Naumburgern. Zunächst fehlen wirksame Gegenmittel. Jahrzehnte des Niedergangs folgen. Der königliche Weinbauinspektor August Bebber (1873-1943) nennt am 28. September 1909 vor der Naumburger-Weinbaugesellschaft die Ursachen beim Namen: Es ist nicht nur die Reblaus! Sondern es mangelt an fachlich gut ausgebildeten Winzern. Wenn wir ehrlich sind, sagt er, gibt es den Winzer von einst nicht mehr, weil der Weinbau als Last empfunden wird und unsere Böden rebenmüde sind.

Etwa ab 1893 bearbeitet die biologische Forschung das Problem. Seit 1907 arbeitet Dr. Carl Börner (1880-1953) an der Aussenstelle der Kaiserlichen Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Ulmenweiler bei Metz zur Reblausforschung - "einer der schwierigsten Aufgaben der Schädlingsbekämpfung" (Gollmick). 1919 erfolgt die Verlegung der Forschungsstelle nach Naumburg (Saale). Ein großer Erfolg ist der Durchbruch des Pfropfenweinbaus im Jahr 1923. Bekannt wurde Börner vor allem durch die Entdeckung von über 200 Blattlaussorten und die 1935 gegen alle Reblausrassen resistente amerikanische Wildrebe Vitis cinerea Arnold.

Der Weinbau bietet den Naumburgern keine wirtschaftliche Perspektive. Er schrumpft weiter. Im Kreis Naumburg baut man 1900 auf 14 479 Ar Wein an. Von 1914 bis 1925 sinkt die Anbaufläche von 4 859 auf 1 782 Ar. Am 24. September 1934 löst sich die Naumburger Weinbau-Gesellschaft auf Antrag ihres Vorsitzenden Richard Limburg, seines Stellvertreters Louis Schindler und Max Schuhmann in Eckhardts Weinstube (Moritz Eckardt, Topfmarkt 11) auf.

 

Arbeit und Wirtschaft

Kramerinnung Naumburg, Aufnahme 1934 - Vollbild

1913 gab es in Naumburg nach Angaben von Oberbürgermeister Dietrich 867 Gewerbetriebe. 1926 sind es 1878. Im gleichen Zeitraum steigt die Zahl der Handwerksbetriebe von 342 auf 829. Die Zahl der Lebensmittel-, Material- und Kolonialwarenhandlungen erhöht sich von 70 im Jahr 1919 auf 102 im Juli 1926. "Die ungesunde inflatorische Wirtschaft hatte", analysiert 1928 die Naumburger Kramerinnung (1928 121f.), "als allgemeine Folge eine außerordentliche Vermehrung der kaufmännischen und gewerblichen Betriebe. Daher sah mancher Volkswirtschaftler mit bangem Blicke der Zukunft entgegen und Oberbürgermeister Dietrich warnte (.... ) ernstlich vor der Gefahr der überflüssigen Betriebe und mahnte eindringlich, ihre Zahl auf ein angemessenes Maß zu bringen."

Die Zunahme der Gewerbebetriebe und Geschäfte in den 20er Jahren ist die Folge einer sektoralen Überproduktionskrise. Durch den Anstieg der Preise und der Arbeitslosen verschlechtert sich die Nachfrage für Waren und Dienstleistungen. ....". Und die ansässigen Unternehmen sind nicht im Bereich der Schlüsselindustrien des technischen Fortschritts tätig, weshalb in der Stadt kaum wertschaffende Arbeitsplätze existieren, die überdurchschnittliche Einkommen ermöglichen.

Im Vergleich zu anderen Beschäftigtengruppen existiert in Naumburg weiterhin eine hohe Zahl der wirtschaftlich Selbstständigen. Politisch verdient dies im Hinblick auf ihre schwierige, oft labile ökonomische Lage in Krisenzeiten besondere Beachtung.

1933 zählt die Schokoladenfabrik Bolle AG 140 Mitarbeiter (1947: 104). Mitinhaber und Betriebsführer der Schokoladenfabrik Bolle ist Kaufmann Max Wehrhahn (geboren am 20. Februar 1913 in Neuss).

 

 

Von 100 Beschäftigten arbeiten in Naumburg (Stand 1933)
nach Volks-, Berufs und Betriebszählung vom 16. Juni 1933

 

Land-, Forst-, Fischerei-wirtschaft, Gärtnerei
Industrie und Handwerk
Handel
und
Verkehr
Öffentlicher - und privater Dienst
Häusliche Dienste
         
5
47
26
16
6
 

 

 

In der Stadt regt sich 1932 öffentlicher Unmut über die hohe Differenz zwischen Abnahme- (14 Pfennige) und Ladenverkaufspreis (24 Pfennige) für den Liter Milch. 10 Pfennig sind einfach zu viel und deutlich höher als in anderen Städten der weiteren Umgebung. In Zeitz beträgt die Differenz 8 Pfennig und in Mühlhausen lediglich 6 Pfennig.

Molkerei Naumburg 1928
(Zeichnung von Unbekannt

Erst im Dezember 1928 nahm die technisch modernisierte und umgebaute Molkerei in der Bahnhofstraße 25 ihren Betrieb auf. Die alte Guthsche Molkerei (Franz Guth) wurde vom Architekten Heinrich Jorin aus Hildesheim grundlegend umgestaltet. Damit verbessern sich die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter. Im Obergeschoss können einige sogar eine behagliche Dienstwohnung mit Zentralheizung beziehen. Täglich kann die Molkerei 35 000 Liter Milch mit Vierzellen-Dauerheißbehältern, Röhrenkühlern, Aufbewahrungsbehältern, Ammoniak-Kühlmaschinen, Flaschenfüll- und -schließanlagen zu Käse, Butter, Trinkmilch und anderen Spezialitäten verarbeiten. Allerdings ist sie erst zu einem Drittel ausgelastet. Doch immerhin, noch 1919 betrug die Gesamtanlieferungsmenge lediglich 60 000 Liter. 1926 waren es dann zirka 2 Millionen Liter. - In der Gesellschaft mit beschränkter Haftung Naumburger Molkereien taten sich vorrangig die Ritter- und Gutsbesitzer aus der Umgebung zusammen. Geschäftsführer sind Rittergutsbesitzer Voigt aus Tromsdorf, Rittergutspächter Immisch aus Kreipitzsch, Rittergutsbesitzer Leux aus Grossjena, Tierzuchtdirektor Meyerhoff und Molkereidirektor Neumann jeweils aus Naumburg. 1932 kämpfen die Milchproduzenten und Molkereien, wie die gesamte Landwirtschaft, aufgrund der massiv verschlechterten Einkommensverhältnisse mit deutlichen Absatzrückgängen. Die Tierschlachtpreise fallen, zeitweise ist Vieh sogar unverkäuflich. Durch das Überangebot von Weizen sinkt auch hier der Preis. Bei Braugerste und Erbsen erzielt man hingegen gute Preise. Beim Handel mit landwirtschaftlichen Produkten erreicht man in Naumburg, im Vergleich zu den Bereichen Industrie, Handwerk und Dienstleistungen (Banken), ein deutlich besseres, unter den Bedingungen der schweren Wirtschaftskrise bisweilen sogar zufriedenstellendes Ergebnis. Dies äußert sich in vergleichsweise stabilen Beschäftigungsmöglichkeiten.

 


Erwerbstätige im Stadtkreis Naumburg
nach Volks-, Berufs und Betriebszählung vom 16. Juni 1933

 
Personen
Berufszugehörige *
   
Prozent
Frauen
 
Prozent

Erwerbstätige:

         
Selbstständige
2 397
23
541
4 938
27
Mithelfende Familienang.
788
8
685
804
4
Beamte
1 141
11
66
2 882
16
Angestellte
1 583
16
732
2 508
13
Arbeiter
3 262
32
788
6 232
34
Hausangestellte
1 046
10
1 040
1 090
6
         

Summe

10 217
100
3 852
18 454
100
           

Erwerbslose:

         

Angestellte in ltd. Stellung

2
   
2
 

Angestellte

523
 
161
843
 

Arbeiter

2 455
 
382
5 373
 

Hausangestellte

103
 
106
134
 

zusammen

3 086
 
649
6 352
 
           

Beruflose Selbstständige

4 505
 
2 410
6 509
 
           

Erwerbspersonen insg.

13 303
 
4 501
24 806
 
           

Erwerbspersonen und berufslose Selbst-
ständige zusammen

17 808
 
6 911
31 315
 
           

* Berufszugehörige sind Erwerbspersonen beziehungsweise berufslose Selbstständige einschließlich ihrer Angehörigen ohne Hauptberuf.

 

 

Im Naumburger Stadtgebiet sind per 31. Januar 1931 bei der Eisenbahn - Verwaltung, Verkehrsdienst, Instandhaltung - 308 Personen beschäftigt.

800 Arbeiter sind 1932/33 im Leuna-Werk tätig. Um 1941 zählt Naumburg etwa 36 000 Einwohner. Davon arbeiten 2 100 Männer und 500 Frauen in Leuna, Bunawerk Schkopau und Hydrierwerk der Wintershall AG Krumpa / Geiseltal.

Waren in Naumburg 1908 hochgerechnet auf 30 000 Einwohner 77 städtische Beamte tätig, so sind es 1929 103. Das Verhältnis von Beamten zu Angestellten in Städten mit 25 000 bis 50 000 Einwohnern liegt im Durchschnitt bei 3 : 1. In Naumburg sieht es haushaltsökonomisch wesentlich ungünstiger aus. Hier beträgt dies Verhältnis 3,4 : 3,6. (Vgl. Hoppe 1929)

Als Ostern 1921 das Domgymnasium aus finanziellen Gründen geschlossen werden sollte, begründete Lehrer Karl Hedicke die Notwendigkeit des Fortbestehens mit dem Argument:

"Naumburg ist in erster Linie
Juristen- und Beamtenstadt."

Dieses Selbstverständnis der Stadt steht nicht im Einklang mit der realen Beschäftigungsstruktur. Laut der Volkszählung von 1933 sind 13 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung Beamte. Die Naumburger Kreisgruppe des Reichsbundes der Deutschen Beamten meldet Ende 1933 1 177 Mitglieder. Ihre wirtschaftliche Lage ist in den Krisenjahren aufgrund stabiler Einkünfte ungefährdet, aber nicht ohne Schwierigkeiten.

In den Schulen der Stadt sind Ende 1930 etwa 130 Lehrer angestellt.




Lehrer und Schüler in Naumburg - Ende 1930


 
Lehrer
Schüler
     

Volksschulen

64
2800

Allgemeinbildende Schulen

17
400

Allgmeinbildende Knabenschulen

24
430

Untere Mädchenschulen

18
380

Berufs- und Fortbildungsschulen

6 + 7 Nk
700

Fachschulen

1 + 1 Nk
35
     


Nk - Nebenkräfte


 

Ein wichtiger öffentlicher Arbeitgeber in Naumburg sind das Oberlandesgericht, die Gerichte und die Strafvollzuganstalt. Zwischen Januar 1933 und April 1945 waren am Oberlandesgericht Naumburg zwei OLG-Präsidenten, drei Vizepräsidenten, 14 Senatpräsidenten und 61 Oberlandesgerichtsräte beschäftigt (vgl. Möhring 72). Im Januar 1933 äußert Bürgermeister Karl Roloff die Befürchtung, das Oberlandesgericht könnte wegziehen. Mit seinen Arbeitsstellen sichert es die soziale Existenz von etwa 350 Familien mit insgesamt etwa 1 000 Personen.

 

Leistungen der Stadtwerke Naumburg

Gaswerk
Gesamtfördermenge Kohlegas 1 665 550 Kubikmeter

Kohlegas 1933:
130 1670 Kubikmeter

Koksgas 1933:
363 880 Kubikmeter

höchste Gasabgabe
am 23.12.1933
5 600 Kubikmeter

niedrigste Gasabgabe
am 25.3.1934
3 730 Kubikmeter

Die
Gesamtlänge des
Gasrohrnetzes beträgt 57 071 Meter.

1935: 60,19 Kilometer*


Wasserwerk

Gesamtfördermenge 1934
1 066 248 Kubikmeter

höchste Tagesabgabe 1933 4 130 Kubikmeter

geringste Tagesabgabe 1933 2 125 Kubikmeter

durchschnittliche Tagesabgabe 1933 2 922 125 Kubikmeter

höchste Tagesabgabe pro Kopf der Bevölkerung 1933 133 Kubikmeter

geringste Tagesabgabe pro Kopf der Bevölkerung 1933 63 Kubikmeter

Die Gesamtlänge des Wasser rohrnetzes beträgt 54 416 Meter.

1935 65,25 Kilometer*

 

Elektrizitätswerk

erzeugte Gesamtmenge
1934 1992170 Kilowattstunden

Ausrüstung
3 Dieselmotoren je 100 PS
[1PS gleich 1,36 Kilowatt]
1 Dieselmotor 250 PS
1 Umformer 150 kW [Kilowatt]
1Umformer 500 kW
1 Transformator: einer 160 kVA [Kilovoltampere], einer 200 kVA, fünf je 100 kVA, ein je 50 kVA

Naumburg bezieht von der Aktiengesellschaft Weißenfels-Zeitz 1934 204000 Kilowattstunden.

Elektro-Zähler
1932: 8 685 und 1935: 9 887*


Straßenbahn
Gesamtlänge 5,29 Kilometer
Ausrüstung 10 Motorwagen
4 Anhängerwagen 4 Gepäckwagen

Wagenkilometer
1932  316 372
1933  318 615

Fahrscheine zu 20 Pfennig 1932 180426
1933  158611

Kinderfahrscheine
1932    33787
1933    30608

 

Straßenbeleuchtung 1934

Anzahl der Gaslaternen 500
Elektrische Lampen 210
für 4 Schildkröten
[Verkehrsleiteinrichtung] 12 Lampen


Schlachthof
veraltet, die hygienischen Bedingungen sind grenzwertig


Bericht der Stadtverwaltung über Städtischen Betriebswerke, Naumburg, den 23. November 1934, Unterzeichnet von Frankenberger

* Naumburger Tageblatt, Naumburg, den 28. März 1936


In der Außenstelle der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft sind etwa dreißig Mitarbeiter angestellt.

Im Elektrizitätswerk (Stadtwerke) sind 14 Angestellte und 12 Arbeiter, im Gaswerk 7 Angestellte und 34 Arbeiter und im Wasserwerk 2 Angestellte und 6 Arbeiter, also 75 Personen beschäftigt. Die Städtischen Betriebe leiden unter den auf den Tarifen lastenden Finanzaufschlägen. Für die Erhaltung des Gaswerkes wurden in den letzten Jahren zu wenig Mittel bereitgestellt (1934). (Stand vielleicht schon der Anschluss an das Ferngasnetz in Aussicht?)

Die Zahl der Strassenbahn-Fahrgäste sinkt in Folge der Inflation, Wirtschaftskrise und Erwerbslosigkeit bis auf 252 000 Passagiere pro Jahr. Erst im Jahr 1938 erreicht sie wieder die Millionengrenze. (Vgl. Ringstraßenbahn) Auf dem 5,29 0Kilometer langen Rundkurs legten 1933 die zehn Motor-, vier Anhänger- und vier Gepäckwagen 318 615 (1932: 316 372) Wagenkilometer zurück. Dabei beförderte sie insgesamt 551 063 (1932: 361 372) Personen.

Hohe Verwaltungskosten und Strompreise gefährden ihre betriebswirtschaftliche Rentabilität. Im Herbst 1931 muss sie den regulären Betrieb einstellen.

"Die Straßenbahn ist derjenige Betrieb, der am meisten unter dem Parlamentarismus zu leiden hatte",

prustet Diplom-Ingenieur Edgar von Frankenberg und Ludwigsdorff im Bericht vom 23. November 1934 heraus. "Die von kapitalkräftigen Kraftwagenverkäufern genährte Gegnerschaft gegen die Straßenbahn", analysiert der Direktor der Naumburger Stadtwerke weiter, "wurde leider durch die Naumburger Verkehrsunternehmen gestützt. Es trat hier besonders die Erscheinung zu Tage, dass Personen, die die Strassenbahn überhaupt nicht oder nur mit Freikarte benutzten, sich für sachverständig in Tariffragen hielten und fortgesetzt Experimente vorschlugen, die nach Ansicht der Verwaltung von vornherein aussichtslos waren. Besonders wurde von Wirtschaftskreisen immer wieder behauptet, dass eine scharfe Fahrpreissenkung sich durch Verkehrsbelebung bezahlt mache. Das Experiment ist nicht nur in Naumburg, sondern in allen Städten missglückt (…)."

Tatsächlich ist die wirtschaftliche Lage der Naumburger Strassenbahn in den Jahren 1929 bis 1932 schwierig. Im Herbst 1931 muss sie den Fahrbetrieb einstellen. Die Rentabilität der Wilden Zicke leidet unter den hohen Verwaltungskosten und steigenden Strompreisen. Durch die Arbeitslosigkeit und Unsicherheit der wirtschaftlichen Haushaltslage ist die Kaufkraft ihrer Kunden deutlich reduziert. Eine Fahrt mit der Ringbahn wollte also gut überlegt sein. Im Mai 1931 weist der Strassenbahnverkehrsbetrieb Mindereinnahmen in Höhe von 1 408 Reichsmark aus. Im darauffolgenden Monaten steigt er auf 3 041 und im Juli auf 4 534 Reichsmark. Der jährliche Zuschuss schwankt in dieser Zeit zwischen 50 000 und 60 000 Reichsmark.

In der Sitzung 28. April 1932 verabschieden die Stadtverordneten den Finanzplan für das laufende Jahr. Er sieht vor, den Strompreis für die Strassenbahn von 17 auf 10 Pfennige je Kilowattstunde zu reduzieren, um deren Wirtschaftlichkeit zu sichern. Der Fahrbetrieb auf dem 5,4 Kilometer langen Rundring erfolgt weiterhin nur in eine Richtung, was ebenfalls die Betriebskosten erheblich senkt. Der Wagenpark befindet sich in einem schlechten Zustand. Dafür gibt es noch keine Lösung. - Aber mit dem Parlamentarismus hatte dies so viel zu tun wie die Nähmaschine mit dem Spiegelei.

Der zunehmenden Nutzung von Kraftwagen im Postwesen und wachsenden Telefontechnik ist das Gebäude des kaiserlichen Postamtes am Lindenring, ein Neorenaissancebau von 1887, nicht mehr gewachsen. So beginnt man am 2. Februar 1931 am Heinrich-von-Stephanplatz mit dem Neubau.

Altes Postamt am Lindenring und
Postamt am Heinrich-von-Stephanplatz (2006)

Nach 14-monatiger Bauzeit wird es am 14. April 1932 fertig gestellt. Die (Haupt-) Post hat jetzt 86 Poststellen mit 20 Kraftfahrzeugen zu versorgen. Am 1. Januar 1891 erhielt Naumburg das erste Telefon. Ende 1933 bestehen 1 038 Fernsprechhauptanschlüsse mit 728 Nebenanschlüssen. Im selben Jahr führen die Domstädter im Ortsverkehr 71 704 Gespräche.

Die Zahl der Postmitarbeiter steigt. 1830: 10, 1837: 20, 1888: 50, 1908: 170, 1932: 189 Personen. Die Post versorgt viele mit Arbeit und einem bescheidenen, dafür aber sicheren Einkommen. Nach den offiziellen Angaben der Reichsstatistik sah es noch günstiger aus. Hiernach sind 1925 im Post und Telegrafenwesen von Naumburg 433 und 1932 440 Mitarbeiter beschäftigt.

Aber dieses erfreuliche Bild hinsichtlich des Beschäftigungszuwachses bei der Post lässt sich leider nicht verallgemeinern. Die Kaufkraft der Kleinverdiener ist durch die Brüningsche Sparpolitik deutlich geschwächt. Hinzukommen Massenarbeitslosigkeit und Armut. Nach der Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1933 sind im Stadtkreis Naumburg unter der statistischen Kategorie Erwerbslos Berufszugehörige 6 352 Personen ohne entlohnte Arbeit registriert.

 

Werbung für die Stadt?

"Das Gefängnis ist zur Zeit sehr stark belegt", schreibt am 7. Februar 1931 der Vorsteher der Strafanstalt Naumburg an die Ortspolizeibehörde Naumburg. "Aus Weißenfels sind

eine Anzahl Kommunisten

eingeliefert worden. Es ist sehr schwer, die Leute auseinander zu halten. Dazu kommt die Verbindung von der Straße aus. Mädlerstr. und Parkstr. werden Nachm. Und abends von jungen Leuten aufgesucht, die durch Zurufen nach den Zellenfenstern Verbindung mit den Gefangenen zu erlangen suchen. Ich bitte soviel als irgend möglich, die genannten Straßen kontrollieren lassen zu wollen und die Bemühungen der Gefängnisverwaltung, die Verbindung nach außen zu unterbinden, zu unterstützen."

(Strafanstaltsvorsteher)

 

Albin Tollert, Geschäftsführer des 106 Mitglieder zählenden Verkehrs- und Wirtschaftsverbandes Naumburg, weiss den Ausweg, wie er zum Jahresbericht auf der Hauptversammlung am 13. April 1932 darlegt:

Werbung für die Stadt und die Belebung des Fremdenverkehrs sind das einzige Mittel zum Weg aus der Krise.

Zweckoptimismus, Naivität oder Verzweiflung? - Der Touristenexperte kreiiert im November 1935 im Rahmen seines Rechenschaftsberichts - jetzt Verkehrsverein Naumburg e. V. - den Slogan:

Der Fremdenverkehr ist eine "Schlüsselindustrie".

Er fordert:

"… jeder muß ein lebendiger Propagandist seiner Stadt werden."

Wenn es gelänge den Fremdenverkehr im Erwartungshorizont von Albin Tollert zu entwickeln, erhielten die etwa 57 Schank- und Speisewirtschaften, 18 Gasthöfe mit Hotel, vier Weinstuben und drei Kaffeestuben weiteren Zulauf (vgl. Speck 2004). Darauf vertrauten damals lediglich 30 Prozent von 1 000 befragten Personen. Mit einem Blick auf die Zahlen kann man dies gut verstehen. 1938 erlebten 39 101 Fremde 58 950 Tage in der Stadt. Das sind durchschnittlich 107 Besucher pro Tag. Zieht man nun die damals üblichen Freizeit- und Konsumgewohnheiten in Betracht, so ist der Tourismus für Naumburg ein kulturell interessanter, aber wirtschaftlich marginaler Vorgang. Zum Vergleich im Jahr 2003 verzeichnete der Dom von Naumburg 146 853 Besucher und das Gastgewerbe 44 683 Ankünfte.

Mit dem Verfall der Aktionkurse am 29. Oktober 1929 an der New Yorker Börse, beginnt auch in Deutschland eine tiefe Wirtschaftskrise. Banken gehen Bankrott. Über 70 000 Betriebe schliessen von 1930 bis 1932. Die Zahl der Arbeitslosen steigt von 2,012 Millionen im Januar 1928 auf 6,013 Millionen Arbeitslose im Januar 1933 (Gladen 98). Der Durchschnittsverdienst eines Industriearbeiters sinkt stark. Die Einkommen der Landwirte rutschen unter 50 Prozent. Die Einkommen der Ärzte fallen stark. Die Staatseinnahmen verringern sich. Gleichzeitig steigen die staatlichen und kommunalen Ausgaben für die Arbeitslosen.

 

 

Mit massiven Sparmaßnahmen im öffentlichen Sektor, Senkung der Einkommen und Steuererhöhungen, unter anderen für Tabak, Bier und Getränke, will das Brüning.Kabinett die Staatsfinanzen sanieren. Die Nachfrage nach Konsumgütern sinkt. Um 1900 stellt die Kammindustrie den bedeutendsten Gewerbezweig in Naumburg dar. Adolf Leopoldt (1931, 329) zufolge existieren im Februar 1914 in der Stadt 10 Kammfabriken mit 370 Beschäftigen.

Als um 1924 der Bubikopf in Mode kommt, sind all die Haar- und Nackenkämme für Frauen nicht mehr notwendig und die Aufträge gehen drastisch zurück. Den Rest besorgt die Wirtschaftskrise. War es aber nur die Modelaune? Bereits im Ersten Weltkrieg geht die Nachfrage nach Kämmen zurück. 1917 nehmen viele Frauen den Zivildienst auf, arbeiten in den Fabriken an Maschinen oder pflegen in den Lazaretten Kranke. Kurze Haare erweisen sich als praktisch. 1924 sind noch etwa zwanzig Kammunternehmen ansässig, darunter die Gebrüder Hoffmann (Jägerstrasse 57), Gebrüder Müller (Weissenfelser Strasse), Rollow und Co. (Moritzstrasse), Gebrüder Hoyer (Blumenthalstrase), Romstädt und Lüner (Am Moritzberg) und Herold und Walther (Neuen Steinweg 19). Die bedeutendste Firma verkörperte die Vereinigten Naumburger Kammfabriken Johann Mahr & Söhne. "Von all diesen Firmen ist in ihrer damaligen Aufmachung", erinnert das Naumburger Tageblatt 1933, "heute keine einzige mehr vorhanden." Eine "Modelaune vernichtet die stärkste Naumburger Industrie", überschreibt der Autor seine Nachforschungen. Ende 1931 sollen schätzungsweise noch ganze 20 bis 25 Arbeiter in der Kammindustrie beschäftigt gewesen sein.

 

Die Lederfabrik Freytag am Reussenplatz. Quelle: Lederfabrik, Seite 3
Johannes Freytag der Jüngere, geboren am 5. Mai 1890. Quelle: Lederfabrik, Seite 7
Gebäude der ehemaligen Lederfabrik (2007) am Reussenplatz

Mit dem Absatz- und Produktionsrückgang ringen ebenso die Tischler. Der einst stolze Verband der Holzarbeiter in Naumburg mit seinen 1 000 Mitgliedern schrumpft stark zusammen.

In einem Bericht über die wirtschaftliche Lage der Lederfabrik Freytag in Naumburg, deren Stammhaus - das Gerberhaus - um 1700 in der Kleinen Wenzelsstrasse Nr. 5 lag, heißt es:

" … und die Jahre 1928 bis 1932 waren wohl die Traurigsten für die Gerberei. Wilde Konjunkturwirtschaft, Absatzkrisen, Verluste durch Zahlungsunfähigkeit der Schuhfabriken verringerten das Betriebskapital von Jahr zu Jahr. Die gesetzlich erlaubte Einfuhr von gegerbtem Leder, besonders französischem Futterleder, brachte die Gerberei fast an den Ruin." (Lederfabrik 15 f.)

Das Geschäft mit dem Holz-Kunsthandwerk gerät in eine bedrohliche wirtschaftliche Schieflage. Auf Grund von Konkursen und Vergleichen büsst die Werkschar Naumburg 10 000 Mark ein. Obwohl Friedrich Muck-Lamberty alles versucht, um die Substanz der Firma zu erhalten, muss ein Drittel der Mitarbeiter nach Hause geschickt werden. 1931 eröffnet er eine Verkaufsausstellung in Holland. Trotz des durch die Stadt gewährten Mietnachlasses für die Fabrikräume in der Artilleriekaserne Weissenfelser Strasse, laufen bis 28. März 1933 Rückstände in Höhe von 917 Reichsmark auf. Nach 1932 stabilisiert sich die Firma wieder.

Herrenstraße (2005)

Am 12. Februar 1931 meldet das Bankhaus Vogel in der Herrenstrasse - seit 1857 am Platz - beim Amtsgericht Naumburg Konkurs an. In der Bilanz des Geldinstituts stehen 131 000 Reichsmark Aktiva und 308 000 Reichsmark Passiva zu Buche. Aber ein Teil der Aktiva besteht aus nicht einbringbaren Außenständen, weshalb für die Gläubiger wenig Hoffnung besteht, ihr Geld zu bekommen. Bankdirektor Doktor Karl August Vogel (geboren 1889) verpfändet 1929/30 an die Geldinstitute Gebrüder Arnold (Dresden) und die Deutsche Diskontgesellschaft (Berlin) für 130 000 Mark Aktienpapiere seiner Kunden, um die Zahlungsfähigkeit mit weiteren Krediten aufrechtzuerhalten.


Werbung vom Bankhaus Vogel
im Jahr 1921

1914: 12 Beschäftigte. 1918: 8 männliche und 2 weibliche Beschäftigte

Noch am Tag der Konkurs-Erklärung wird er verhaftet. Zu offensichtlich ist die Kollision mit Paragraf 266 des Strafgesetzbuches, der bestimmt: Wer die ihm durch Gesetz, behördlichen Auftrag oder Rechtsgeschäft eingeräumte Befugnis, über fremdes Vermögen zu verfügen oder einen anderen zu verpflichten, missbraucht …. verletzt und dadurch dem, dessen Vermögensinteressen er zu betreuen hat, Nachteil zufügt, wird mit Freiheitsstrafe .... belegt. Deshalb verurteilt am 15. Juli 1931 das Naumburger Schöffengericht den Banker in erster Instanz zu sechs Monaten Gefängnis. Doch dieser, man horche auf, fühlt sich ungerecht behandelt. In der Revisionsverhandlung trägt er dem Richter folgende ziemlich dreiste Argumentation vor: Er habe vor allem Musik und nicht Rechtswissenschaften studiert, und konnte deshalb die Folgen der Wertpapierverpfändung nicht überschauen. Aber muss man denn das Depotgesetz kennen, um die Unrechtmäßigkeit dieses Vorgehens einzusehen? Welcher Kunde würde seine Wertpapiere einer Bank noch zur Aufbewahrung, Einlösung, Umtausch und so weiter anvertrauen, wenn sie diese für die Sicherung der eigenen Zahlungsfähigkeit verpfändet? Der Bankier verfügt zweifellos über genügend Berufserfahrung, um dies zu erkennen. Den Musikus plagt kein Schuldbewusstsein. Aber die Verhandlung vor der großen Strafkammer des Landgerichts Naumburg hat eindeutig ergeben, dass Doktor Vogel im Wissen um die bevorstehende Überschuldung handelte und damit das Vertrauen der Kleinsparer auf das Ärgste missbrauchte. Es verurteilt den Angeklagten am 21. Oktober 1931 zu 1 Jahr und drei Monate Gefängnis.

 

Überblick

Zur Wirtschaftskrise 1929/33 in Naumburg

Der Schrumpfungsprozess der regionalen Volkswirtschaft widerspiegelt sich im Verwaltungsbericht des Reichsbankbezirks Halle mit den Filialen in Bitterfeld, Eilenburg, Eisleben, Merseburg, Weissenfels und Naumburg. In diesem Gebiet sank der Gesamtgeschäftsumsatz von 6 893 400 000 im Jahr 1929, auf 6 241 600 000 im Jahr 1930 und schließlich auf 5 265 400 000 Reichsmark im Jahr 1931.

Trotz des rasanten technischen Fortschritts fällt die Gesamtzahl der gemeldeten Kraftfahrzeuge in Naumburg von 767 im Jahr 1930 auf 761 im Jahr 1932.

1925 2 000 Wohnungssuchende und 407 Familien verfügen Ende 1925 über keinen eigenen Wohnraum.

Einerseits relative Überversorgung mit großem Wohnraum und andererseits großer Mangel an Kleinwohnungen.

Bei Gewerbetreibenden sinkende Steuereinnahmen - 1929 im Reichsdurchschnitt auf 1 000 Einwohner 372 Steuerbelastete; in Naumburg sind es lediglich 192.

1925 bis 1932 Verringerung der Zahl der Beschäftigten im Gewerbe von 9 043 auf 7 259, Zahl der Arbeiter sinkt von 4 451 auf 2 247.

Wohlfahrtserwerbslose (Langzeitarbeitslose) am 31. Mai 1932 auf 1 000 Einwohner: Naumburg 50,4, Magdeburg 56,8, Weißenfels 87,5, Halle 57,2, Erfurt 54,1, Halberstadt 56,4, Mühlhausen 79,2, Zeitz 77,5, Nordhausen 41,8 und Merseburg 79,3.

Stadtverordnetensitzung 1930, 30. Januar: Karl Marien (SPD) möchte, dass jedem ausgesteuerten Arbeitslosen seitens der Stadt kostenlos ein Zentner Kohle und zwei Zentner Kartoffeln gewährt werden.

Wohlfahrtsunterstützung 1929: Frau Brückner, Neidschützerstraße 4, erhält 1929 mit ihren 9 Kindern im Alter von 8 Monaten bis 14 ½ Jahren wöchentlich 24 Reichsmark Wohlfahrtsunterstützung.

Notleidende Bürger erhalten Brot, Bohnen, Reis, Milch und Kleidung. Die Zahl der in wirtschaftlicher Not lebenden Personen beträgt etwa 10 000.

Fehlbeträge: im Haushalt der Stadt 1929: 108 000 Reichsmark, 1930: rd. 244 000 RM, 1931: 81 000 RM, 1932: 326 500 RM, 1933: 162 300 RM.

 

Knall auf Fall ordnet die Betriebsleitung der Druckerei Lippert & Co. am 30. Januar 1933 Kurzarbeit an. Ab jetzt arbeitet nur ein Teil der Belegschaft noch für vier Tage in der Woche. Der Protest des Betriebsrates bleibt erfolglos. Die Firmenleitung entgegnet ihm, man könne nicht anders, weil die Kaufkraft der Kunden und die Nachfrage der an Bücher interessierten Kundschaft geschwächt und sie von falschen Maßnahmen der Regierung betroffen sind. Weitere Aufträge sind nur zum Preis von billigeren Angeboten zu haben. Also, runter mit den Lohnkosten. So tut die Firma das, was sie zuvor der Regierung vorwarf - sie senkt die Kaufkraft.

1927/ 28 zieht die Deutsche Volkslichtspiele GmbH in Naumburg viel öffentliches Interesse auf sich. Früh, am 29. Dezember 1927, warnte die sozialdemokratische Voralberger Wacht vor der damit verbundenen "Rechtspolitisierung der deutschen Kinos". Höhenflug und Absturz der Devoli bietet Stoff für verschiedene Gattungen der Literatur. Eine Burleske entsteht, wenn sich der Cronist auf die Bewegung der verhaltensoriginellen Charaktere in der Geschäftsführung konzentriert. Stellt der Autor die Flucht aus Krise in das Zentrum, dann fliesst ihm ein Drama aus der Feder. Eine Komödie erwartet den Leser, wenn der Dilettantismus bei der technischen Vorbereitung und Durchführung zum Thema wird. Auf jeden Fall ein Sujet für einen ergreifenden Krisen-Roman.

10 Kolonnen a` 20 Reklameautomobile mit Lichtspielapparaten ausgerüstet, sollen 6 000 deutsche Orte mit Werbe- und politischen Propagandafilmen einpflegen. Die technisch modern ausgerüsteten Film-Vorführwagen starten vom Unternehmenssitz NaumburgSpechsart 42. Ihre Fahrer erhalten bei freier Wohnung und Verpflegung ein monatliches Gehalt von cirka 250 und die Führer sogar 350 Reichsmark. Als Spesen werden pro Tag 5 Reichsmark gezahlt. Geplant sind 400 Mitarbeiter ("Beamte"). Das klingt alles zu fantastisch, vermerkt der Verband der Preußischer Polizeibeamte e.V. in einem Brief an die Handelskammer Halle (Saale) vom 25. August 1927, als dass es wahr sein könnte.

 

Mittelstand

Die Vermieter von Wohnungen und Gewerberäumen erzielen oft keine Erlöse, die den Aufwand decken. Sie plagen sich mit Mietrückständen herum. Zudem beklagt der Haus - und Grundbesitzer Verein Naumburg (Saale) zu hohe Steuerbelastungen. Die Pleite von Peter & Moritz [Autoproduktion], Hakon [Stühle], Micki [Kammfabrik], Devoli [Volkslichtspiele], Bankhaus Vogel und der Likörfabrik zerstört viele Arbeitsplätze, untergräbt die Existenzgrundlage von Teilen des wirtschaftlichen Mittelstandes. Zudem besteht eine heftige Absatzkrise, die vielen Firmen, etwa die Lederfabrik Freytag oder Werkschar Naumburg [Friedrich Muck-Lamberty], zur Personalreduzierung zwingt. Angesichts der ökonomischen und sozialen Lage formuliert Otto Grunert (Naumburg) auf der SPD-Mitgliederversammlung im Herbst 1931 die Schlussfolgerung: "Die privatkapitalistische Wirtschaft sei nach dem Krieg ausser Rand und Band gekommen; sie wisse auch keinen Weg aus der Misere. Nur die Umgestaltung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung in eine sozialistische könne eine Änderung herbeiführen."

Die Kommunistische Partei ist bereits einen Schritt weiter als die SPD. Sie "kämpft für den Sturz des Kapitalismus, für die Diktatur des Proletariats, für ein sozialistisches Sowjetdeutschland", erklärt Ernst Thälmann im November 1929 zum Appell an die werktätige Bevölkerung Berlins. Über soviel Radikalität erschrickt der besitzende Mittelstand. Erst das produzierende Privateigentum - die Produktionsmittel - wegnehmen und dann auch noch Sowjetrepublik. Das ist zuviel! Weder SPD noch KPD erreichen den Mittelstand.

Dafür kommt die NSDAP ihr entgegen und gebietet im November 1929: "Unbedingter Schutz des wohlerworbenen Privateigentums." Die NSDAP will nicht, erklärt im Juli 1932 NSDAP-Kreisleiter Friedrich Uebelhoer in Vorbereitung der Reichstagswahlen, "die kollektivistische Wirtschaftsform in der Hand des Staates unter Ausschaltung des selbständigen Unternehmers aus dem Mittelstand. Gerade weil wir Sozialisten sind, treten wir für die Aufrechterhaltung des Privateigentums ein. Denn ohne Privateigentumsrechte gibt es kein Streben, keine freie Entfaltung der im Volk vorhandenen schöpferischen Kräfte und Persönlichkeitswerte."

Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und Herbeiführung einer stabilen Wirtschaft wartet am 17. April 1931 der 2. Bundesführer des Stahlhelms Theodor Duesterberg auf der Kundgebung in Naumburg mit dem Vorschlag auf:

"Hunderttausende von Arbeitslosen würden durch eine Vermehrung unseres Heeres der Straße entzogen. Aber auch durch größere Aufträge der Heeresverwaltung würde die Arbeitslosigkeit vermindert werden."

Der wirtschaftlich selbständige Mittelstand ist im Bürger-Wirtschaftsblock (1924) um Ingenieur Julius Eix und Oskar Bartholomai, später als Wirtschaftspartei (Georg Paul, Julius Eix, Kurt Allstedt, Otto Keil) und im Haus- und Grundbesitzerverein (Karl Becker) organisiert. Ab 1930 gerät er zunehmend unter den Einfluß der NSDAP, die ihren politischen Plan zu den Provinzial- und Stadtverordnetenwahl 1929 veröffentlicht und verspricht, ihre Konkurrenz - Konsumvereine und Warenhäuser - auszuschalten. "Zum Schutz der Gewerbetreibende werden städtische Betriebe, die nicht der Bedarfswirtschaft der Stadt dienen, abgelehnt." Mit "allen Mitteln" soll der Wohnungsbau und die Schaffung sanitärer Einrichtung gefördert werden. Das verspricht weitere Aufträge, zumal sie die Hauszinssteuer "restlos für den Wohnungsbau einsetzen" will. Außerdem bereitet die NSDAP "zur Behebung der Arbeitslosigkeit" "ein umfassendes Programm von auszuführenden Notstandsarbeiten" vor.

 

 

Abstieg, Randexistenzen, Aggressivität, nationalistische Loyalität

 

Emil Kraatz, Erster Bürgermeister von Naumburg:

"Es genügt auch nicht, für die Armen auf Bällen zu tanzen und zu ihren Gunsten großartige Mähler zu veranstalten. Diese Art der Wohltätigkeit ist falsch, sie erbittert und schadet dem sozialen Frieden mehr, als sie ihn zu fördern geeignet ist"

(Kraatz 1914, 350)

 

Die Folgen der fortschreitenden Rationalisierung und der Überproduktionskrise treffen die einzelnen Beschäftigtengruppen unterschiedlich. Massenarbeitslosigkeit und Armut verunsichern die Menschen, bedrohen grosse Teile der arbeitenden Klasse in ihrer sozialen Existenz. Oft kollidiert der wirtschaftliche Wettbewerb mit dem individuellen Bedürfnis nach vorsorgender Lebensgestaltung. Viele Familien halten den sozialen und psychischen Belastungen nicht stand. Zerwürfnisse und Trennungen häufen sich. Die Heilstätte für Alkoholkranke Hermann-Blume-Haus in Naumburg und die Heilstätte für Alkoholkranke Georg-Koehler-Haus in Jena erhöhten 1929 im Vergleich zum Vorjahr die Belegung um ein Drittel bis 50 Prozent. Es besteht kein Zweifel, dass die Zahl der Verlierer in Naumburg viel größer als die Zahl der Gewinner ist.

Erwerbslose, Ausgegrenzte und Randexistenzen fühlen sich zurückgesetzt und gedemütigt. Es entsteht ein enormes Aggressivitätspotenzial. Vielleicht kann es durch die Erziehung domestiziert werden, wenn die Betroffenen lernen gute Verlierer zu sein. Ihre sozialen Gefühle können über verschiedene Ausdruckskanäle mobilisiert werden. In diesen Konflikten nimmt die nationalistische Loyalität eine weitgehend neutrale Stellung ein und dient oft als Sammelpunkt. Sie erzeugt in der nationalen Familie einen starken Druck zur Einigkeit, egalisiert die Konflikte und leitet sie nach Außen um. (Vgl. Parson 242-252)

 

John Maynard Keynes (1883-1946) kritisiert 1924 im Vortrag

Das Ende
des Laissez-faire

das hergebrachte klassisch-liberale wirtschaftspolitische Denken:

(1.) Das Laissez-Faire-Prinzip betrachtet nur das Endresultat, nicht aber die sozialen und gesellschaftlichen Kosten dieser (Wirtschafts-) Politik.

(2.) Es gründet sich sozusagen einseitig auf die Verbindung des Prinzips vom Wettbewerb mit dem der "natürlichen Auslese" (Darwin) und dient ausschließlich den unbeschränkten Möglichkeiten privaten "Geldverdienens".

(3.) Produktion und Konsumtion werden nicht als Einheit erkannt, eine selbstzerstörerische Absurdität.

(4.) Die Interessen der "Geschäftswelt" (Keynes), die maßlosen Profitinteressen, die Macht des Finanzkapitals, aber auch die dogmatische Kritik des Protektionismus und Marxismus fördern die Durchsetzung dieses Prinzips.

(5.) Es ist nicht wahr, daß jedes Individuum die "natürliche Freiheit" zur wirtschaftlichen Tätigkeit ohne Abstimmung mit dem Staat, dem Gemeinwohl und der Gemeinwirtschaft besitzt.

J. M. Keynes: Das Ende des Laissez-Faire, Ideen zur Verbindung von Privat- und
Gemeinwirtschaft. Duncker & Humblot, München und Leipzig 1926

 

Die Krise vertieft sich. Die politische Elite in Deutschland verschläft The End of Laissez-Faire. Forderten in Deutschland führende Ökonomen immer wieder einen Sparkurs, so war mit den Arbeiten von Keynes längst klar, dass der Staat mit Konjunktursteuerungsmaßnahmen (A treatise on money - 1930, Essays in persuasion - 1931) eingreifen muss, um diese Wirtschaftskrise zu bewältigen. Lange nach dem Trauma der Weltwirtschaftskrise von 1929/32 entwickeln große Teile der Elite und politisch herrschenden Klasse ein neues ökonomisches Bewusstsein. Für sie ist nunmehr der Kapitalismus nur mit Vollbeschäftigung und stabilem Wachstum des Nationaleinkommens akzeptabel. Dafür bietet sich die antizyklische Fiskal- und Konjunkturpolitik als Nachfragesteuerung an. Durch die Ausweitung stabiler Lohnverhältnisse, Anreize für den Konsum wie mit dem Ford T-Modell (1908), 2 CV (Die Ente), Topolino (FIAT 500) oder Volkswagen (KdF-Wagen, 1938) und Kleinfamilie erfolgt die soziale und politische Aushöhlung des Klassenmilieus bei gleichzeitiger Stabilisierung der Gesamtnachfrage auf hohem Niveau.

Im Februar 1932 befassen sich die Stadtväter von Naumburg mit der Eingemeindung von Almrich. Curt Oertel (1890-1960) dreht Die steinernen Wunder von Naumburg. Die Reichskronen Lichtspiele geben am 26. September Der schönste Mann im Staate und die Schwanen Lichtspiele Unter falscher Flagge mit Gustav Fröhlich. Im Film

Ein blonder Traum

trällern Lilian Harvey, Willy Fritzsch und Willy Forst - bevor sie sich in ihre Villen zurückziehen:

Wir zahlen keine Miete mehr
Wir sind im Grünen zu Haus ...

So komfortabel treffen es die meisten Naumburger nicht. Speziell die Selbstständigen müssen um ihre Existenz kämpfen, nicht im Grünen, sondern in angemieteten Räumen. Und diese können sie oft nicht bezahlen. In ihrer Not stellen viele Gewerbetreibende beim Magistrat einen Antrag auf Nachlass. Firma Schmidt ersucht um eine Minderung dr Miete von 1 740 auf 1 600 Reichsmark pro Jahr. Die Räume für die Turnlehrerin Poppenroth werden auf 820 RM pro Jahr herabgesetzt. Und die Pächterin der Reichskrone erhält einen einmaligen Nachlass von 1 800 Reichsmark. "Wir bitten nochmal", wendet sich die Frau von Friedrich Muck-Lamberty für die Werkschar am 28. August 1931 an den Magistrat der Stadt Naumburg, "die Miete für die hier verwendeten Räume in der Kaserne [Weissenfelser Strasse 38] angesichts der furchtbaren Sache, dass das Geschäft vollständig daniederliegt, um 20 Prozent herabzusetzen." Dem Antrag von Frau Lenkheit wird mit Beschluss vom 31. August 1932 stattgegeben, und die Miete von 2880 Reichsmark um 200 Reichsmark monatlich reduziert.

Eigentlich kann die Stadt sich Mietnachlässe nicht leisten, denn sie braucht dringend die Einnahmen. Was tun? Darüber rätseln die Ratsherren erneut in ihrer Sitzung am 23. Februar 1934, nachmittags 6 Uhr, im Verwaltungsgebäude am Topfmarkt 6. Stadtverordneter Eix wendet sich dagegen, dass die Ladenmieten weiter abgesenkt werden. Die Stadt verfügt über "keine Industrie und keine anderen grossen Betriebe". Sie hat "in der Hauptsache nur Mieter". Deshalb sei es falsch die Mieten abzusenken. "Im Gegenteil, sie müssen hochgehalten werden, sonst Fehlen in einigen Jahren die Steuereinnahmen" (vgl. Niederschriften).

Bismarckturm Naumburg um 1930
Werbung aus den 30 er Jahren
zum Bismarckturm in Naumburg (Saale)

Am gleichen Ort, im gleichen Kreis geht es am 31. Juni 1934 nachmittags 6 Uhr weiter. Buchhalter Paul Gotter (NSDAP) führt zur Frage der Mietrückstände aus, obwohl es sich "um sehr enorme Beiträge handelt", sei es richtiger "die rückständigen Mietbeiträge niederzuschlagen". Denn die Schuldner seien zumeist langjährige Wohlfahrtsempfänger. Pfändbare Gegenstände sind bei ihnen eh nicht vorhanden. In Anlehnung an Samuel Becketts Warten auf Godot könnten die Betroffenen sagen:

Hand in Hand hätten wir uns vom Bismarckturm runtergestürzt, mit den ersten.
Da sahen wir noch anständig aus.
Jetzt ist es zu spät.
Die würden uns nicht einmal rauflassen.

1928 legten täglich 44 Bürger Hand an sich. Nicht in allen Fällen waren die Motive aufzuklären. "Es ist aber anzunehmen," skizziert am 13. März 1931 Der Abend (Berlin) das Suizidproblem, "dass schon 1928 annähernd 12000 Deutsche aus wirtschaftlicher Not ihrem Leben ein Ende gemacht haben."

 

Zerrüttete Stadtfinanzen

1928 - für die Stadt Naumburg a. S. das letzte Jahr mit einem Haushaltsplan ohne Fehlbetrag! In den darauf folgenden Jahren schließt die Stadt ihren Haushaltsplan mit einem Defizit ab. Der beträgt 1929: 108 000 RM, 1930: 244.000 RM, 1931: 81 000 RM, 1932: 326 500 RM und 1933 162 300 RM. Die finanzielle Lage der Stadt hat sich in den letzten zehn Jahren grundsätzlich geändert. Waren die Steuern und Steuerzuschläge in der Vorkriegszeit über Jahre hinweg stabil, so erhöhen sie sich jetzt von Jahr zu Jahr, da die Stadt völlig neue Aufgaben übernimmt. Was sind die Ursachen?

  • Mit dem Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (AVAVG) von 1927 übernimmt das Reich die Finanzierung der Kurzzeit-Arbeitslosen. Bei der Stadt verbleibt aber die Versorgung der Wohlfahrtserwerbslosen. Letztlich spart sie dabei nichts! Im Gegenteil, mit der Wirtschaftskrise (1929/32) erhöhen sich die Ausgaben für die Langzeitarbeitslosen gewaltig. Nur etwa 36 Prozent der Naumburger beziehen ein Normaleinkommen aus eigener Arbeit.

  • Der Zuschussbedarf für das Wohlfahrtswesen steigt zwischen 1930 bis 1933 von 608 000 RM, 994 000 RM, 1 233 000 RM auf 1 500 000 RM. Der Reichszuschuss von 128 000 RM bis 400 000 RM kann dies nicht decken. 1930 wird der Zuschussbedarf im Wesentlichen noch aus den Überschüssen der Stadtwerke erwirtschaftet, wohingegen er 1933 den dreifachen Betrag verschlingt.

  • Weiterhin erhöhen sich die Ausgaben der Stadt durch die enorme Erweiterung der städtischen Gesundheits- und Armenpflege.



Aus öffentlichen Geldern betreute Personen
Naumburg (Stadtkreis)

 
1931
1. März 1932

Arbeitslosenunterstützung

2367
972

Krisenunterstützungsempfänger                

1260
835

Wohlfahrtserwerbslose

2436
3548

sonstige Hilfeempfänger

504
745

Kleinrentner

434
384

Sozialrentner

834
690

Kriegsversehrte und -hinterbliebene

 5334
5216
     

Summe  

13169
12390

 

Die steigenden Sozialkosten der Stadt sind einerseits eine Folge des vorausgegangenen Krieges (1914 bis 1918), und andererseits entstehen sie aus der Notwendigkeit von Maßnahmen zur ökonomisch-sozialen Stabilisierung des Staates und der Volkswirtschaft, weil Inflation (1923) und Weltwirtschaftskrise (1929/32), also dramatische Dysfunktionalitäten, das System des Kapitalismus bedrohen. Zur Aufrechterhaltung des Akkumulationsregimes muss der Staat regulierend und stützend eingreifen. Die Gewährung von Arbeitslosengeld, Sozialrente und Wohlfahrtsunterstützung kommt also nicht nur den Bedürftigen zugute, sondern sie entspricht ebenso den objektiven Interessen Derjenigen, die diese Politik jetzt - wie die Deutschnationalen - als Staatssozialismus verunglimpfen.

  • Eine besondere Verpflichtung besteht für die Kommune bei der Kriegsgeschädigtenfürsorge.

  • Der Städte- und Straßenbau verteuert sich durch die notwendig gewordene Steigerung der Arbeiterlöhne.

  • Mit Einrichtung des Wohnungsamtes, das 1930 wieder aufgelöst wird, übernimmt die Stadtverwaltung wichtige soziale Steuerungsaufgaben in der Wohnungsfürsorge und -vermittlung. Damit erhöhen sich natürlich die Verwaltungs- und Personalkosten.

  • Zu diesen Ausgaben gesellten sich schnell Zinslasten für Wohnungsbauanleihen. Außerdem bestehen noch Verpflichtungen aus Vorkriegsanleihen, deren Beträge auch steigen.

  • 1926 zieht die Schutzpolizei aus Naumburg ab. Die Stadt hält es in diesem Zusammenhang für angebracht, die kommunale Polizei personell zu verstärken. Für die Kosten muss sie selbst aufkommen. So selbstverständlich ist das nicht, zahlen doch Städte wie Merseburg oder Weißenfels lediglich einen Zuschuss zur Finanzierung der staatlichen Polizei.

Der finanzielle Spielraum der Stadt Naumburg ist also gering. Im Durchschnitt sind 90 Prozent der Städteausgaben gesetzlich festgelegt. Für Naumburg dürfte dieser Prozentsatz wahrscheinlich noch etwas höher ausfallen.

Demgegenüber stehen natürlich die begrenzten Möglichkeiten zur Erhöhung der Einnahmen. Kommen 1929 im Reichsdurchschnitt auf 1 000 Einwohner 372 Steuerbelastete, so sind es in Naumburg lediglich 192. Das Lohnsteueraufkommen beträgt im gleichen Jahr im Kreis Naumburg 145 000 Reichsmark, im Kreis Weißenfels 905 000 Reichsmark und im Kreis Zeitz 381 000 Reichsmark.

Neben der schon bestehenden Vergnügungs-, Bier- und Jazzsteuer, bleibt im Jahr 1928 nur die Erhöhung von 160 auf 210 Prozent und der Grundvermögenssteuer, Gewerbeertrags- und Kapitalsteuer von 350 auf 400 Prozent. "Heute ist ein Haus mit 100 Prozent staatlicher Grundvermögenssteuer, 1200 Prozent Hauszinssteuer und 160 Prozent städtischen Zuschlägen, zusammen mit 1460 Prozent der staatlichen Grundvermögenssteuer belastet." (Haushalts-Voranschlag 1928)

 

Ungeschickte Steuerpolitik in Preussen

Noch immer gieren die Steuern nach Geld. Überall ist der Fiskus am Werke, den Gewinnen und Einkommen etwas abzuknapsen. Steuern belasten die Verbraucher. Wer sein Geld investiert, der hat weniger zu befürchten. Ein neues Reichsnotopfer wie 1919, ist nicht zu erwarten. Steuern beeinflussen die Amortisation von Kapital und Krediten. Der gewerbliche Mittelstand kalkuliert mit ihnen. Und hier kommt es auf den Staat an, wie er agiert, welche Perspektiven er eröffnet. Sind die Steuern zu hoch, kann das die die Nachfrage einschränken. Sind sie zu niedrig, kann der Staat seine Aufgaben nicht erfüllen. Arthur Graf von Posadowsky-Wehner (Naumburg), Abgeordneter des preußischen Landtages, meint, der Staat tut es gegenwärtig ungeschickt. "Drei Finanzminister hintereinander", empört er sich am 19. Dezember 1930 vor dem Landtag, "haben uns eine Senkung der Steuern verprochen. Wie die Herren Finanzminister diese Erklärung abgeben konnten, das kann ich nicht verstehen. Denn dass in einem Land, das solche Reperationslasten zu tragen hat und durch die wirtschaftliche Krise so traurig darniederliegt, es nicht möglich sein würde, eine ernstliche Senkung der Steuern herbeizuführen, das ist klar."

Statt Steuersenkung haben wir jetzt die Erhöhung der Einkommensteuer um 5 Prozent, die Ledigensteuer, die Beamtensteuer, durchgeführt als Kürzung der Beamtenbesoldung, und schliesslich die Bürgersteuer.

 


Fragile und ärmliche Einkommen

Im Zeitraum von 1925 bis 1932 verringert sich in Naumburg die Zahl der im Gewerbe beschäftigten Personen von 9 043 auf 7 259. Im gleichen Zeitraum sinkt die Zahl der Arbeiter von 4 451 auf 2 247. Die Möglichkeiten für eine bezahlte Beschäftigung verringerten sich für gering Qualifizierten viel schneller als für die höher Qualifizierten (Angestellten).

Der durchschnittliche Tarifstundenlohn eines männlichen Facharbeiters von rund einer Reichsmark im Jahr 1929 sinkt in Deutschland auf 78,6 Pfennig im Jahr 1933.

Naumburgs Arbeiter und Unterschichten plagen nicht nur Erwerbslosigkeit, sondern ebenso die niedrigen Löhne. In der Stadt dominieren fragile Einkommensverhältnisse. Nur etwa 36 Prozent der Bürger erzielen ein Normaleinkommen, wie Lohn, Gehalt oder ausreichende Erträge aus selbstständiger wirtschaftlicher Tätigkeit.

Welche Löhne und Gehälter werden nun in Naumburg bezahlt?

  • Felix Zeitschel (20er Jahre Gartenstraße 11, später Gartenstraße 28) verdiente im Juni 1921 bei der Reichsbahn Naumburg als Kohle-Entlader 59 Pfennig pro Arbeitsstunde.

  • Für die Bauarbeiter wird nach einem Streik am 16. April 1924 ein Stundenlohn in Lohnklasse I von 60 Pfennigen pro Stunde festgelegt. Ungelernte Arbeiter erhalten in allen Lohnklassen 7 Pfennig weniger pro Stunde.
    Ankündigung im Naumburger Tageblatt vom 4. Mai 1931


  • Berta Strobel (geboren 11. Januar 1908) verdient 1935 als Hausmädchen bei der Familie Landsberg in der Kösener Straße 40,00 Reichsmark pro Monat. "Die Behandlung und Verpflegung ist bei Landsberg gut und ausreichend", stellt sie fest. Die Sozialversicherung übernimmt der alte Justizrat. (Vgl. Strobel 1935)

  • Der Oberpräsident der Provinz Sachsen erteilt zum 1. April 1936 einen Lehrauftrag für den Studienassessor Dr. Kurt Völcker am Reformrealgymnasium Naumburg mit einem Gehalt von 266,24 Reichsmark pro Monat.

  • Das monatliche Einkommen von Fritz Zimmermann beträgt 287,50 Reichsmark. 141 Reichsmark Aufwandsentschädigung erhält er für seine Tätigkeit als Bürgermeister der Stadt Altenburg (Naumburg), 14 Reichsmark an Aufwandsentschädigung als Standesbeamter, 112,50 Reichsmark als Amtsvorsteher und 20 Reichsmark als Zahlangestellter der Krankenkasse.

  • Arbeiter Rudolf Jäger, der in den Städtischen Notunterkünften Unter dem Spechsart wohnt, verdiente 1938 bei normaler Arbeitszeit beim Heeresverpflegungsamt nach Abzug aller Sozialabgaben wöchentlich 40,00 Reichsmark. Außerdem erhält er 70,00 Reichsmark pro Monat an Kinderbeihilfe.

  • Ratsherr Leonhardt beklagt, daß die Entlohnung beim Straßenbahndienst in Naumburg mit rund 24 Reichsmark je Woche mangelhaft ist. Dies sei der Tarif, antwortete ihn darauf Oberbürgermeister Friedrich Uebelhoer in der Ratsherrensitzung am 15. März 1938.

  • August Butkust aus der Moritzstraße 56 verdient als Landarbeiter 20,00 Reichsmark in der Woche plus Naturalien (30 Ruten Gartenland, 10 Ruten Rübenland, 30 Ruten Kleeland, 1 Zentner Weizen je Monat, 1 Zentner Kartoffeln je Monat, 15 Zentner Stroh im Jahr und "Kindergetreide"), wenn sein Stadtgutpächter Walter König diese auch pflichtgemäß zahlt. Doch der erweist sich als unzuverlässig, weshalb sich der 41-Jährige am 29. Oktober 1940 darüber beim Regierungspräsidenten von Merseburg beschwert. (Vgl. Butkust 1940)

Die Kaufkraft der Löhne ergibt sich aus ihrem Verhältnis zum Preis des Warenkorbes. Insofern macht es nie viel Sinn, Löhne ohne das jeweils herrschende Preisniveau zu betrachten.

Die Kaufkraft der Reichsmark laut Hamburger Staatsarchiv und Statistischem Bundesamt im
Jahr 2000:
1 Reichsmark (1924–1936) = 3,32 Euro
1 Reichsmark (1937/38) = 3,58 Euro

 

Eine Straßenbahnfahrt mit der Wilden Zicke die zwischen Markgrafenweg, Haltestelle Hauptbahnhof, bis zur Bahnhofstraße, Ecke Wiesenstraße, über 16 Stationen verkehrte, kostet für die ganze Strecke 20 Pfennig, für Kinder von 4-17 Jahren 10 Pfennig. Oder man kaufte 8 Fahrten zu einer Reichsmark (RM). Die Monatskarte erhält der Fahrgast für 19 RM (Stand 1935). Die Monatsmiete kostet in der Notunterkunft 6 RM, und Bürgermeister Bruno Radwitz bezahlt in der Grochlitzer Straße 53 für eine komfortable Wohnung 135 RM Miete pro Monat. Ein Vellourteppich 2,5 mal 3,5 Meter kostet im Kaufhaus Althoff (Leipzig, Februar 1938) 95,30 RM, ein Konfirmationskleid 19,75 RM und ein Konfirmationsanzug 38,50 RM.

Manchmal bemühen Anhänger des Nationalsozialismus das Argument: Adolf Hitler hat sich um die Arbeiter gekümmert und sie gut bezahlt. Ein in jeder Hinsicht lausiges Argument, könnte es doch dazu verführen, wachsenden Wohlstand zum Preis von Terror und Diktatur zu tolerieren. Überdies verbesserten sich die Einkommen für viele Lohnempfänger ausserhalb der Großindustrie nicht. Nach einer Mitteilung des Oberbürgermeisters von Naumburg

liegt der Wochenverdienst eines Leuna-Arbeiters in nur ganz wenigen Fällen über dem gesetzlichen Unterstützungssatz für Arbeitslose (vgl. Stapo 1933c 131).

Oder: Die in Laucha ansässige Konservenfabrik Thüringen bezahlt 1939 ihren ArbeiterInnen

0,31 Reichsmark je Stunde.

Im Anschluss an eine der üblichen Kreisbereisungen, einer Art Inspektion, die oft zusammen mit dem Regierungspräsidenten erfolgte, notiert der Reichstreuhänder der Arbeit (eine am 19. Mai 1933 per Reichsgesetz geschaffene Instanz) für das Mitteldeutsche Gebiet 1939:

"Die Löhne in der Konservenindustrie, liegen insbesondere für Frauen im Allgemeinen ganz besonders niedrig. Eine in den letzten Wochen von mir durchgeführte Befragung der Konservenfabrik meines Wirtschaftsgebietes hat ergeben, daß Frauen in diesem Wirtschaftszweig fast überall einen Stundenlohn erhalten, der zwischen 0,28 Reichsmark und 0,26 Reichsmark liegt; das ergibt bei 48-stündiger Arbeitszeit einen Wochenlohn zwischen 13,44 Reichsmark und 17,28 Reichsmark brutto." (Reichstreuhänder)

Im Dritten Reich verdienten die Arbeiter nicht mehr als in der Weimarer Republik. Und das, obwohl 1938, im Jahr der Hochkonjunktur, fünf Millionen Menschen mehr im Arbeitsprozess stehen als im Krisenjahr 1932. Von 1932 / 1938 sinkt der Anteil der deutschen Arbeiter am Nationaleinkommen von 56,9 auf 53,6 Prozent. In der gleichen Zeit steigt der Anteil der Einkünfte aus Kapital- und Betriebsvermögen am Nationaleinkommen von 17,4 auf 26,6 Prozent. Die durchschnittlichen Stundenlöhne erreichen in den 30er Jahren nie wieder den Stand von vor der Weltwirtschaftskrise 1929. Zwar erhöhen sich aufgrund der größeren

Beschäftigtenzahl die gesamten Lohn- und Gehaltseinkünfte von 25 auf 42 Milliarden Mark, also um 68 Prozent. Aber das Gesamteinkommen aus Kapital- und Betriebsvermögen wächst um 146 Prozent. Entgegen aller Propaganda ist es so, dass nicht die Arbeiter von der Politik Hitlers profitieren, sondern das Kapital. (Vgl. Shirer 1950, 255-258)

 

Reiche Kinder essen Speck, arme Kinder fressen Dreck



"Unter lebenswichtigen Gütern verstehe ich nicht nur solche, die unerläßlich zum Erhalt des Lebens sind, sondern auch Dinge, ohne die achtbaren Leuten, selbst der untersten Schicht, ein Auskommen nach den Gewohnheiten des Landes nicht zugemutet werden sollte."

Adam Smith: An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations, 1776 - deutsch: Untersuchung der Natur und Ursachen von Nationalreichtümern

In der Krise 1929/32 gibt es für viele Bürger der arbeitenden Klasse kein Auskommen nach den Gewohnheiten der Stadt. Selbst Weihnachten können einige von ihnen nicht mehr nach guter Sitte feiern. Kein Gänsebraten. Keine warme Stube. Nicht zu Hause. Eben proletarische Weihnachten. Die Proletarische Freidenkerjugend kümmert sich schon um Unterkünfte in den Jugendherbergen. Sie plant an den Feiertagen in den Dörfern und kleineren Städten, auf den Marktplätzen und vor den Kirchen Anti-Weihnachtskundgebungen. Verflucht seien sie, diese Kommunisten! Aber die Staatsmacht, also der Polizeipräsident von Weißenfels, die Landräte und Oberbürgermeister im Regierungsbezirk Merseburg, die werden es ihnen aber geben! Wir werden

"unnachsichtig einschreiten",

droht der Regierungspräsident am 22. Dezember. Weihnachten 1931!

Cafe Central
- oben um 1910, unten 1928

Erwerbslosigkeit und Lohnarbeit zu jedem noch so niedrigen ökonomischen Preis, reduziert die sozialen Chancen der Selbstbestimmung bis hin zur Unfähigkeit, sich allein aus Zwangslagen befreien zu können. Damit einher gehen nicht selten zerrüttete Lebens- und Familienverhältnisse. Eine "neue Alkoholflut ist über Deutschland hereingebrochen", beobachtete 1925 (10) Bezirksjugendpfleger Karl Hemprich. Geschlechtskrankheiten breiten sich aus, weil die Zahl der Personen mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr, HWG-Personen, die amtsdeutsche Umschreibung für Prostitution, ansteigt. Das Café-Central an der Ecke Markt-Jakobsstraße, 1830 von Friedrich August Furcht eröffnet (vgl. Wagner 113), nannte der Volksmund nach 1900 Hurenaquarium.

Es "wütet die Syphilis im Volke," registriert mit Schrecken Karl Hemprich 1925, "die bereits unter den Kindern aller Stände erschreckende Verbreitung annimmt."

Viele Familien und Bürger befinden sich in einer sozial prekären Lage. 1914 muss 64 Schülern aus wirtschaftlichen Gründen das Schuldgeld erlassen werden. 1932 sind es 872.

Naumburger Kinder reimen:

Leier, Leier, Löffelstiel,
arme Kinder haben nicht viel,
reiche Kinder essen Speck,
arme Kinder fressen Dreck.

Aber dass nun Grundschulkinder einen solchen Vers 1929 sogar im Unterricht aufsagen müssen - unerhört! Zumindest meint das der Vorsitzende der evangelischen Schulgemeinde Herr Hermann Reichard (Pfortastraße 34), weshalb er darüber am 22. Februar 1929 beim Oberbürgermeister Arthur Dietrich Beschwerde führt. Den pädagogischen Impetus des Lehrers, dieses auf vier Zeilen verdichtetes Sozialdrama im Unterricht vortragen zu lassen, kann man natürlich hinterfragen. Kinderseelen sollten sich dies nicht antun. Sie könnten Schaden nehmen. Aber halten es denn die Erwachsenen aus? - Armut in der Stadt. Wohnungspfändung. Mangelernährung. Zu wenig Milch, mageres Fleisch, Obst und Gemüse. Gesteigerte Anfälligkeit für Krankheiten, wie Tuberkulose und Diphtherie.

"Es ist Tatsache: Soviel deutsche Kinder werden in eine Hungerwelt hineingeboren" (10),

mahnt 1925 der beliebte Lehrer und ehemalige Rektor der Georgenschule (1908), der weithin anerkannte Jugendpfleger Karl Hemprich. Ganz offiziell spricht der Magistrat der Stadt im Haushalts-Voranschlag 1928 von der

Verarmung weiter Volksschichten.

"So sind sich denn auch die Kramer in dem Jahre, da sie den 300. Jahrestag ihrer Innungsgründung [Kramerinnung 1928, 123] gedenken, bewusst, daß kein Grund zu lautem Jubel vorhanden ist, weil:

Überall noch Scherben und
zerbrochenes Glück.
"

 

 

Ausgaben für Armenpflege in Naumburg
1913 und 1932 (Reichsmark)

 
       1913
   1932
     

Unterstützungen, Sachleistungen, Mietzuschüsse

25 465
640 000

Verpflegung Durchreisender                           

405
 13 500

Kosten für ärztliche Behandlung, Heilmittel usw.

400
65 710

Pflegekosten für Irre, Fallsüchtige, Idioten, Blinde

14 500
53 000

Kinderpflege, einschließlich Bekleidungskosten

12 653
51 800

Ergänzung Kreisfürsorge und -geschädigte

0
 18 500

Kleinrentnerfürsorge

0
158 896

Sozialrentnerfürsorge

0
118 896

Entbindungskosten, Wochenfürsorge

200
   7 500
     
 
53 623
1 127 802
     

Quelle: Armenpflege

 

 

Um 1930 herrscht in Naumburg keineswegs nur Armut, Erwerbslosigkeit und Existenzunsicherheit. Eine beachtliche Zahl von Bürgern erzielt ein sehr hohes Einkommen. Die Grafiken Einkommensarten und Verteilung der Einkommen 1929 veranschaulichen dies.

Die Villen im Bürgergartenviertel stehen nicht nur auf Grund der geringen "Bauwiche" "ohne gegenseitige Beziehung und ohne Beziehung zur Straße oder zum Garten" "voneinander getrennt, aufgereiht hinter ungastlichen Vorgartengittern", wie der Stadtbaurat (1918-1930) Friedrich Hoßfeld 1926 feststellt. Ihre hohen Gartenzäune, oft aus massivem Eisen im Lanzen- und Speerdesign, signalisieren Abwehr und Abgrenzung, statt Offenheit und Aufgeschlossenheit. Die architektonischen Formen spiegeln die städtische Sozialstruktur.

Sie bedingt tiefe Brüche im Lebensniveau. Die extrem unterschiedliche Einkommensverteilung bringt eine erhebliche schichtspezifische Differenzierung in der Lebenslage, bei Erkrankungen (Tuberkulose) oder bei der Sterblichkeit an Infektionskrankheiten, der Kriminalität und den Wohnverhältnissen hervor.

Die steigenden Ausgaben für Armenpflege (siehe oben) und Daseinsfürsorge (Krankenkasse, Sozialrente) können dies nur begrenzt kompensieren. Die einzelnen Massnahmen, wie Armenspeisung, Gewährung medizinischer Versorgung, kostenloses Heizmaterials oder Kartoffelzuteilung, sind für die Betroffenen natürlich hilfreich und manchmal sogar ein Segen. Sie helfen über den Tag und mindern die sozialen Ängste. Aber eine sozialstrukturelle Wirkung zur Verbesserung der Lebenschancen kann so nicht erreicht werden.

Trotzdem, über Lebensstil und -niveau, besonders der Bürger und Familien mit niedrigem Einkommen, sollen keine vereinfachten Vorstellungen aufkommen. "Den Plan", schrieb Arbeiter Franz Feller im November 1931 an die Stadtverwaltung, "hat ich mir so gedacht, dass ich vor allen Dingen Klein=Vieh halte, in der Hauptsache Kaninchen, welche ich heute schon im kleinen züchte, des weiteren Hühner, und was sonst dazu gehört".

Mit einem kleinen Garten am Haus oder in einer Gartenkolonie, bereichern viele Bürger ihre Speisekarte und verbessern spürbar ihre wirtschaftliche Lage. Man hält Kaninchen, Hühner oder Enten. Die neuen Siedlungs- und Wohnhäuser, wie auf der Spechsartterrasse oder in der Siedlungsstraße, baut man deshalb gleich mit Garten und einem kleinen Stall. Manche schlachten übers Jahr gar ein Schwein. Das lohnt sich! Selbst das Krankenhaus betreibt deshalb bis etwa Mitte 1928 nebenher eine kleine Schweinemästerei. 32 Zentner Wurst, Speck und Fleisch kosten dem Haus so nur 620 Mark.

Geplante Gartensiedlung an der Weißenfelser Straße, Stadtarchitekt Friedrich Hoßfeld

Aus: Deutschlands Städtebau, Naumburg a.S.
und Bad Kösen, "DARI", 1921

Im Garten feiern die Familien kleine Feste. Zu gemütlichen Kaffeerunden kommt Mutters Kuchen auf den Tisch. Ab und an probiert man mit Freunden den selbst gebrannten Obstler. Auf Naturalbasis tauscht es sich gut mit Nachbarn, Freunden und Bekannten. So entlohnt Otto Wolf seinen Verteidiger im Strafgerichtsprozess 1937, Rechtsanwalt Dr. jur. Gustav Hahn (Herrenstraße 3), mit einer Gans aus eigener Aufzucht. - Viele Naumburger wenden sich in Krisenzeiten mit Liebe und Eifer der Gartenarbeit in der Lehmgrube, am Birkenwäldchen und Buchholzgraben, in den Gartenkolonien Erholung, Saaletal, Schöne Aussicht oder im Spechsart zu. Insgesamt sind es 1929/30 etwa 2 542 Gärten mit 40 Hektar. Das geldwerte Ergebnis des Non-Profit-Sektors Garten erscheint im Unterschied zu den land- und forstwirtschaftlichen Naumburger Betrieben (1 201 Hektar) in keiner Wirtschaftsstatistik. Doch sein hauswirtschaftlicher Effekt ist beträchtlich, noch größer aber der Gewinn an Schwung und Lebensfreude.

 

 

In einem Palast denkt man anders
als in einer Hütte
(Ludwig Feuerbach)



Kreisreform


 

1932 werden im Rahmen der Kreis-reform die Land-kreise Weißenfels und Naumburg zusammengelegt. Gegen die Verordnung des Reichskommissars für Preußen Dr. Bracht vom 1. August 1932 stemmt sich noch im August 1932 der Kommunalpolitische Reichsausschuss der Deutschnationalen Partei mit folgender Stellungnahme: (1.) Der Reichskommissar übernimmt die Arbeiten der Regierung Severing. (2.) Es gibt keine Absprache mit den Vertretern der örtlichen Selbstverwaltung. (3.) Die Zerschlagung der Kreise verschärft die Wirtschaftskrise. (4.) Es kommt zur Auflösung der landsmannschaftlichen Zusammenhänge zum Nutzen der Sonderinteressen der Sozialdemokratie. (5.) Das Ausscheiden einiger besonders ungeeigneter sozialdemokratischer Landräte ist zweifellos begrüßenswert.

Außerdem argumentieren die Gegner des Zusammenschlusses: Naumburg ist von allen Orten des Kreises bequem und in kurzer Zeit zu erreichen, die Bürger fühlen sich zu Naumburg hingezogen, es gibt nicht genügend freie Wohnungen in Weißenfels, es entstehen erhöhte Dienstreisekosten, und die Funktion des Weißenfelser Marktes wird desavouiert.

Doch es hilft nichts, am 1. Oktober 1932 erfolgt die Zusammenlegung der Landkreise Naumburg und Weißenfels. Landrat Doktor Carl Leopold von Deines (1868-1942, Jurist, 1922-1932 Landrat in Naumburg, Domplatz) tritt am 1.Oktober 1932 in den Ruhestand. Die Verwaltung wird zunächst an einen kommissarischen Kreisausschuss mit Doktor Zimmermann an der Spitze übertragen.

Damit erweitert sich der Kreis Weißenfels mit 47 470 Hektar um 15 040 Hektar Fläche des ehemaligen Landkreises Naumburg mit 16 000 Einwohnern. Der neue Kreis Weißenfels besteht dann aus sechs Städten und 175 Landgemeinden. -

Große "Verbitterung" herrscht über die Auflösung des Naumburger Kreises, heißt es im Beschluss des Kreistages vom 19. August 1932.

 

Einkommensarmut bedeutet oft den gewaltsamen Ausschluss vom gesellschaftlichen Leben der Stadt, was eine wichtige Ursache für die bestehenden politischen Gegensätze ist. In der Art und Weise, wie diese damals ausgetragen werden, zerstört es die Kommunikation zwischen den politischen Gegnern. So bilden sich zwischen ihnen unüberwindbare Grenzen. In den Aufzeichnungen von Johannes Heinemann beziehungsweise seiner Frau Else findet sich ein Gedicht, das dies treffend zum Ausdruck bringt. Der antifaschistische Gehalt dieser Niederschrift findet Beachtung und Würdigung. Darüber hinaus bietet sie aber frappierende Einblicke in die Denk- und Reaktionsweise einer sozialen Gruppe, die bei der Sicherung ihrer wirtschaftlichen Lebensbedingungen in schwere Bedrängnis geraten ist.

Wie Johannes Heinemann lebt auch Franz Feller in wirtschaftlicher Not. Beide geben die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht auf. Nur ihre politischen Zukunftsvisionen divergieren stark. So wollen sie ganz unterschiedliche Wege beschreiten. Während Franz Feller sich eine kleine Existenz - ein Haus mit Garten - aufbauen will, tut Heinemann in seinen Texten kund, dass er auf diesen Weg nicht vertraut. Er setzt auf "Viele Schädel müssen rollen" oder "die Rote Front mit starker Hand / erfasst dann die Gewehre". Heinemann tendiert damit zu ganz anderen Schlussfolgerungen als Franz Feller. Sie sind offenbar von den Ideen der kommunistischen Internationale inspiriert. Im Gedicht finden sich außerdem die typischen und tragischen Illusionen über das Wesen der Sowjetmacht. Doch liegt dies hinter dem Horizont der Stadtgeschichte ….

Einen sozusagen dritten Typ der arbeitenden Klasse repräsentiert Otto Brückner, geboren am 25. August 1888 in Wölfis bei Ohrdruf. Er ist seit 8. November 1924 mit Emma Brückner, geborene Schmidt, verheiratet und zieht am 1. November 1928 von Altenburg (a. S.) nach Naumburg, Neidschützerstraße 5. Mittlerweile besteht die Familie Brückner aus elf Personen, darunter neun Kinder im Alter von 14 ½ Jahren bis 8 Monate. Brückner pachtete das Grundstück Neidschützer Straße 4 und betreibt hier eine kleine Gärtnerei. Seine Gesundheit ist durch ein Lungenasthma und eine "Nervenzerrüttung" infolge von Kriegsereignissen stark beeinträchtigt. Um das Jahr 1928 fällt es ihm immer schwerer, die Pacht für das Grundstück aufzubringen. Im Juni 1929 verlässt er seine Familie. Seine Frau hat kein eigenes Einkommen. Sie lebt von der städtischen Wohlfahrtsunterstützung - das sind wöchentlich 24 Reichsmark. Davon muss sie ihren Lebensunterhalt und den ihrer Kinder bestreiten. "Familie Brückner steht in einem guten Rufe. Nachteiliges über sie ist nicht bekannt geworden", schreibt die Ortspolizeibehörde 1929. Schließlich wird Herr Brückner Mitglied der SA (1/R.J.49). Die Ortsgruppe der NSDAP trennt sich von ihm 1933, weil er den Mitgliedsbeitrag nicht aufbringen konnte. Am 29. November 1934 entbindet seine Frau einen Knaben - das zehnte Kind! Brückner verfasst ein Gesuch an den Führer Adolf Hitler auf Übernahme der Ehrenpatenschaft. Offenbar ist er inzwischen zu seiner Frau und Familie zurückgekehrt. Das Gesuch wird vom Ortsgruppenführer des SA-Sturmbann I/R.J.4 am 6. März 1935 befürwortet. (Vgl. Brückner 15.11.1929, 2.2.1935, 6.3.1935)

Otto Brückner befindet sich seit 1928 in einer prekären sozialen Lage. Die Auswirkungen des letzten Krieges auf seine Gesundheit, die Wirtschaftskrise und die große Verantwortung für die kinderreiche Familie verknoten sich in seinem Leben derart, dass es ihn in ein Leben zwischen Scheitern und Depression zwingt.

 

… das Unglück kommt von unseren Feinden

Warum nur bleibt die tiefe Wirtschaftskrise insgesamt ohne nennenswerte Auswirkung auf die sozialen Kämpfe? Hierauf gibt die Analyse der politischen Konstellation der Reichspräsidentenwahlen 1932, die Ergebnisse der Landtagswahl in Preussen vom 24. April 1932, die Abwälzung der Schuld auf Deutschlands Feinde, das ökonomistische Herangehen an die Fragen der Zeit und die Tolerierung der Brüning-Politik eine erste Antwort.

 

 

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[Alkoholismus] Zunahme der Heilverfahren wegen Alkoholismus. Volkstümliche Zeitschrift für die gesamte Sozialversicherung. 35. Jahrgang, Nummer 7, Berlin, den 1. April 1929, Seite 178

[Armenpflege] Die städtische Armenpflege einst und jetzt. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 14. Mai 1932

Bankhaus Vogel. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, Rep. C 110, Industrie- und Handelskammer Halle (Saale), Nummer 965

Beckett, Samuel: Warten auf Godot. En attendant Godot Waiting for Godot. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971, Seite 29

Bericht der Stadtverwaltung über Städtischen Betriebswerke, Naumburg, den 23. November 1934, Unterzeichnet von Frankenberger

Börner. http://www.hs-geisenheim.de/fileadmin/Dateien_Hochschule_Geisenheim
/Forschung/Angewandte_Biologie/Rebenzuechtung/Unterlagen/B%C3%B6rner.pdf

[Brückner, Otto] Brief vom Ortsgruppenführer der SA an Sturmbann I/R.J.4 Naumburg an der Saale vom 6. März 1935. Ehrenpatenschaft für kinderreiche Familien 1927-1945. Stadtarchiv Naumburg, Archivsignatur 6101

[Brückner, Otto] Gesuch von Otto Brückner, Weinbergsweg 12, Naumburg, Zwecks Erlangung der Ehrenpatenschaft unseres Führers, Reichspräsidenten und Reichskanzlers Adolf Hitler, Naumburg 2. Februar 1935. Ehrenpatenschaften für kinderreiche Familien 1927-1945, Stadtarchiv Naumburg, Archivsignatur 6101

[Brückner, Otto] Ortspolizeibehörde Naumburg. Schreiben von Polizeihauptwachtmeister Klein vom 15. November 1929. Ehrenpatenschaften für kinderreiche Familien 1927-1945, Stadtarchiv Naumburg, Archivsignatur 6101

[Butkust, August] Angaben zu August Butkust [Naumburg, Moritzstraße 56] auf dem Polizeirevier in Naumburg am 17. Oktober 1940. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, Rep. C 48, I h Nr. 908

Coburger, Dieter: Das Weinbergstagebuch des Adolf Thränhardt. Saale-Unstrut-Ilm- Weinbau früher und heute. Sonderveröffentlichungen zum 160. Jahrestag der Gründung der Naumburger Weinbau-Gesellschaft. Naumburg (Saale) 1995

Der Haushalts-Vorschlag des Magistrats für 1928. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 3. März 1928

Der Regierungspräsident: Vermerk. Merseburg, den 23. Januar 1940. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, Rep. C 48, I h Nr. 908

Der Strafanstaltsvorsteher an die Polizeiverwaltung Naumburg. Naumburg, a. S., den 7. Februar 1931. Stadtarchiv Naumburg. Sonderakten der Polizeiverwaltung Naumburg. Massnahmen zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit. Angefangen 1927. Geschlossen 1937, Archivsignatur 5617

"Devoli". Wahrheit und Recht. Jahrgang 4, Nummer 8. Leipzig, den 22. Februar 1929, Seite 7

Die Naumburger Molkerei heute eröffnet. "Naumburger Tageblatt", Naumburg 15. Dezember 1928

Duesterberg, Theodor: Rede auf der Naumburg Kundgebung des Stahlhelms am 17. April 1931. Zitiert nach: Die Naumburger Kundgebung des Stahlhelms. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 18. April 1931

Düwell, Bernhard: Einheit der Aktion und Parteidisziplin. E. Laubsche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1931

Eine zweite Solequelle von großer Mächtigkeit in Naumburg erschlossen! "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 15. Oktober 1928

Erwerbslosigkeit treibt in den Tod. "Der Abend. Spätausgabe des Vorwärts." Beilage. Berlin, den 12. März 1931

Gesunder Haushaltsplan für Naumburg. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 10. März 1938

Gladen, Albin: Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland. Eine Analyse ihrer Bedigungen, Formen Zielsetzungen und Auswirkungen. Franz Steiner Verlag GmbH, Wiesbaden 1974

Gollmick, Friedrich: Das Lebenswerk eines Forschers von Weltruf. In: Naumburger Blätter, Naumburg (Saale) 1955, Nummer 2, Seite 24-25

[Grunert, Otto] Die Naumburger Mitglieder für Einigkeit. "Volksbote. Sozialdemokratisches Organ für die Kreise Zeitz, Weissenfels, Naumburg". Zeitz, den 14. Oktober 1931

Hedicke, Karl: In einer Verhandlung über die Lage des Domgymnasiums, die am 11. Mai 1921 in den Räumen des Domkapitels stattfand .... [Dokument trägt keine Überschrift und Unterschrift. Vom Signum kann auf den Lehrer Karl Hedicke als Autor gemutmaßt werden. Wahrscheinlich aus dem Jahr 1920], Archiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, 2010

Hemprich, Karl: Der Mann in der Jugendbewegung. In: Karl Hemprich: Jugendbewegung und Jugendwohlfahrt. Verlag Diedrich Stollberg, Inhaber Ernst Schnelle, Merseburg, ohne Jahr [wahrscheinlich 1925]

Holzarbeiter-Versammlung. "Volksbote. Sozialdemokratisches Organ für die Kreise Zeitz, Weissenfels, Naumburg". Zeitz, den 2. Oktober 1931

Hoßfeld, Friedrich: Die neuere Entwicklung Naumburgs. In: Deutschland Städtebau. Naumburg a. S. und Bad Kösen. Deutscher Architektur- und Industrie-Verlag, Berlin-Halensee, 1926

Hoppe, Friedrich: Die Entwicklung des städtischen Beamtentums zu Naumburg. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 20. Oktober 1929

llge, W.: Aus der Blütezeit der Naumburger Kammindustrie. In: Naumburger Heimatblätter, Redaktionskollegium: Friedrich Hoppe, Ernst Wölfer, Gerhard Thiele, W. Illge, Fritz Hege, Alfred Götte, W. Wirth, Bernd Grothe. Für den Inhalt gesamtverantwortlich: Gottfried Kormann, 1953, Heft 3, Seite 6 bis 10

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Kraatz, Emil: Aus dem Leben eines Bürgermeisters und der von ihm in den letzten 37 Jahren verwalteten Städte. Erinnerungen, Erfahrungen und Betrachtungen. Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1914

[Kramerinnung] Geschichte der Kramerinnung zu Naumburg. Im Auftrage der Kramerinnung bearbeitet von Friedrich Hoppe. Naumburg 1928

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[Lederfabrik] 350 jähriges Gerberjubiläum und 150 jähriges Bestehen der Lederfabrik Johannes Freytag in Naumburg (Saale). Festschrift zum 22. Oktober 1938 von Friedrich Hoppe, Naumburg (Saale)

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[Lehrer] Brief von Studienrat Dr. Reichard an Oberbürgermeister Dietrich vom 12. März 1929. Magistratsakten, Beschwerde des Studienrats Dr. Reichard gegen Schulrat Bonitz und das Verfahren der Lehrerwahl, Stadtarchiv Naumburg, Archivsignatur 9420

[Lenkheit] Akte Magistrat Naumburg, 1927-1934, Vermietung der wirtschaftsgebäude der Artillerie Kaserne, Weissenfelser Strasse 38 (Werkschar), Stadtarchiv Naumburg (Saale), 8316

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Möhring, Andreas: Richter im Nationalsozialismus. Personalentwicklung und Personalpolitik am Oberlandesgericht Naumburg 1933-1945. Universitätsverlag, Halle-Wittenberg, Halle 2011

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Foto

Kramerinnung Naumburg, Foto 1934. Fotoalbum von Frau Rosemarie Böttger

 

Autor:
Detlef Belau


Geschrieben: 2. Oktober 2004. Aktualisiert:
4. Februar 2011

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